Einmal um die ganze Welt-juhu

Sunday, September 17, 2006

Kapstadt


Am 10. September geht die Fahrt durch eine lieblich bergige Gegend ueber die beruehmte Route 62 (Anlehnung an die Route 66 in den USA) mit kurzer Kaffeepause in Ronny's Sexshop. Es handelt sich hierbei nicht um einen Puff, sondern ist eine Curiosenkneipe an der einsamen Landstrasse. Wir verstehen den Namen Gardenroute angesichts der vorbeifliegenden bluehenden Obstplantagen und Weingueter. In Stellenbosh, dem ersten Ort der Besiedlung durch Weisse, besuchen wir das Heimatmuseum. Es zeigt als Freilichtmuseum Gebaeude mit Einrichtungen aus den verschiedenen Epochen. Das Personal, Xhosafrauen in hollaendischer Tracht der entsprechenden Zeit, begruesst und erklaert die Exponate.
Im Weingut Spire, gelegen in einem Rummelplatz aehnlichen Naherholungsgebiet, gibt es eine Weinprobe. Als Antialkoholiker koennen wir mit den verschiedenen Geschmackserklaerungen ueberhaupt nichts anfangen - vergorener Traubensaft. Die uebrigen Reiseteilnehmer allerdings kaufen sich eifrig einige Flaschen des "edlen Saftes".
Die Einfahrt nach Kapstadt stimmt uns angesichts der kilometerlangen erbaermlichen Townships beidseits der Autobahn nachdenklich: Haben sich die politischen und sozialen Probleme tatsaechlich grundlegend geaendert? Nach bezug unseres Quartiers machen wir mit Julia und Tom einen Abendspaziergang zur nahe gelegenen Victoria Wharf, einem riesigen Kaufhaus in einer ehemaligen Werft an der Waterfront, dem Hafen Kapstadts. Angesichts der wiederholten Warnungen vor Ueberfaellen bei Dunkelheit nehmen wir zur Heimfahrt ein Taxi.

Den letzten Tag der Safari nutzen wir um unser naechstes Quartier, das Big Blue Backpacker (self catering) zu begutachten. Da wir mit dem Zimmer und den sonstigen Gegebenheiten sehr zufrieden sind, sagen wir zu. Das Big Blue ist ein aelteres Haus welches einen farbenfrohen Innenanstrich hat. Der Treppenaufgang ist nobel und von Saeulen eingerahmt.
Wir bummeln durch die Stadt, zunaechst vorbei an der Skyline und ueber die Adderley Str. zum Bahnhof, wo wir uns ueber unsere Weiterfahrt informieren. Der alte Stadtteil mit dem parkartigen (Baumallee) Botanic garden vermittelt einen ueberaus offenen und freundlichen Eindruck. Hinzu kommt ein Gefuehl der Sicherheit angesichts der beinahe an jeder Strassenecke stehenden Security- Leute. Nach einem Spaziergang durch den Park und einem malaysch gewuerzten Mittagsmahl im Gartenrestaurant besichtigen wir das kulturhistorische Museum. Hier befindet sich eine Ausstellung ueber die Sklaverei in Suedafrika und eine Wanderausstellung ueber die Geschichte der Rassendiskriminierung und die Emanzipation der Afroamerikaner in den USA. Leider entdecken wir nur auf einer einzigen Tafel einen Querverweis auf die Zeit der Apartheid hierzulande. Wir denken dabei an das Sprichwort "vor der eigenen Haustuer kehren".

Am naechsten morgen geht jeder Safariteilnehmer seiner Wege (fast alle fliegen nach Hause). Unser Guide Blessing ist enttaeuscht, dass er die Teilnehmer nicht zu einem abschliessenden Treffen versammeln konnte. Wir ziehen ins Big Blue um, richten uns im Zimmer haeuslich ein und gehen zum Einkauf von Nahrungsmitteln in die Victoria Wharf. Im sehr attraktiven Hafengelaende spielen verschiedene Bands afrikanische Rhythmen und Yazzmusik. Wir besichtigen das sehenswerte Aquarium. Besonders beeindruckend ist das riesige Haiaquarium, in das man durch eine grossflaechige Glaswand Einblick hat. Im Big Blue lernen wir einige Leute kennen, die uns ueber ihre Erfahrungen aus Namibia berichten. Rainer beendet gerade seine Weltreise, allerdings in umgekehrter Fahrtrichtung wie unsere und war in Nordamerika und auf den Fidschi Inseln im Pazifik (vielleicht kommen wir da auch noch hin?). Er zeigt mir, wie ich diese Homepage einrichten kann. So lernt man eben allerhand auf einer Weltreise!

Frueh morgens rufen wir Rikki's Taxi, ein sehr klappriges aber auch preisguenstiges Fuhrwerk, das uns zum Aufstiegspunkt -Plattenklip Gorge- des Tafelbergs bringt. Die Fahrt dahin ist ein wahres Abenteuer: Waehrend der Fahrt reisst Steve, der Fahrer z.B. ploetzlich das Seitenfenster (Plexiglas) heraus "it's no more cold!". Da an diesem Tag die Seilbahn nicht faehrt- liegt es am starken Wind und Nebel oder weil es der 13. ist?- muessen wir Auf- und Abstieg eigenfuessig taetigen. Beschwerlich sind hierbei die riesengrossen Steinstufen, die uns an den folgenden Tagen durch den entsprechenden Muskelkater in Erinnerung bleiben. Unser Aufstieg dauert 1,5 Stunden.Unterwegs bekommen wir unfreiwillig Begleitung durch einen komischen, fast unheimlichen Kauz, der uns nicht aus den Augen laesst und sich staendig anbiedert. Da er keinerlei Bergausruestung, oder Wasser bei sich hat, ueberkommt uns ein ungutes Gefuehl. Es gelingt ihm, uns den Aufenthalt auf dem Tafelberg zu vermiesen, zumal keine weitere Menschenseele oben ist. Nach kurzem Blick durch den aufreissenden Nebel auf Kapstadt verschwinden wir im dicken Nebel wieder abwaerts, vorbei an gelb bluehenden Proteastraeuchern.


Bereits nach einer viertel Stunde Abstieg begegnet uns eine 4- koepfige Gruppe aus Deutschland. Wir berichten von unserem Schatten und fragen, ob wir uns ihnen anschliessen koennen. So gelangen wir zum 2. mal auf das Gipfelplateau, 1080 m hoch. Endlich koennen wir uns entspannt umsehen und fotografieren. Im Gespraech stellt sich heraus, dass Stefan im gleichen Seminarkurs wie unsere Tochter Birgit ist, die er sicher am darauf folgenden Montag begegnen wird. Schnell ist ein Beweisfoto und eine Videoaufnahme fuer sie gemacht, na die wird Augen und Ohren machen! Die Welt ist tatsaechlich ein kleines Dorf.

Heute, 14.09. geht es zum Kap der Guten Hoffnung. Wir fahren dicht zusammengedraengt in einem Sammeltaxi zum Bahnhof und kaufen uns Zugtickets 2. Klasse hin und zurueck fuer je 14 Rand nach Simonstown. Das entspricht der Strecke nach Stuttgart, und das fuer umgerechnet nur 1,50 Euro. Die Bahnstrecke fuehrt hinter dem Tafelberg an die Kueste mit malerischen Ausblicken auf Sand- und Felsstraende. Simonstown hat huebsche Haeuser aus der Kollonialzeit. Ein Taxi faehrt uns zum Cape Point, anschliessend zum Leuchtturm (Touristenrummel mit Zahnradbahn, wir gehen zu Fuss). Der Blick vom Leuchtturm auf die Klippen und die tosenden wellen ist atemberaubend. Bei der Rueckfahrt laesst uns das Taxi bei Boulders heraus, wo wir eine Pinguinkollonie besichtigen. War die Hinfahrt im Zug im fast leeren Wagen, herrscht nun ein lautes Geplapper, Gelaechter und Gedraenge: Rushhour.
Nach dem Einkauf an der Waterfront koche ich rasch ein Abendessen. Anschliessend gehen wir an den PC, schreiben e-mails und ergaenzen diesen Bericht.

Frueh morgens bringt uns ein Taxi an diesem Tag zur deutschen Schule, malerisch zwischen Tafelberg und Lionhead gelegen. Grosszuegig angelegt umfasst sie mehrere Gebaeude, Sportplaetze, ein grosses Schwimmbecken, Schulhoefe und Gruenland drumherum. Die Schule ist dreizuegig und geht von der ersten bis zur 12. Klasse, die mit dem Matrik (suedafrikanische Hochschulreife) endet. Bei Besuch der 13. Klasse kann auch das allgemeine Abitur abgelegt werden. Ab Klasse 5 koennen auch anderssprachige Kinder z.B. aus Townships aufgenommen werden. Bei Letzteren wird das Schulgeld bis auf einen eher symbolischen Beitrag reduziert. Fuer Kinder mit Lernschwaechen gibt es in grosszuegig ausgestatteten Raeumen Foerderunterricht. Schueler aus Deutschland besuchen diese Schule zur Verbesserung ihrer Englischkenntnisse und koennen im schuleigenen Internat untergebracht werden (derzeit 14 Schueler, Kosten ca 10000 Euro im Jahr). Das waere interessant mal da zu unterrichten.
Wir wandern durch das malayische Viertel mit seien bunten wuerfelartigen Haeusern zur Waterfront und kaufen uns Karten fuer den Besuch auf Robben Island.

Ruhetag: Reisegepaeck richten, durch die Stadt und grosse Kaufhaeuser bummeln, ueber den Kunstmarkt schlendern, Homepage ergaenzen.

Am 17.09., nach Raeumung unseres Zimmers, fahren wir nach einer unruhigen und von Eri durchgehusteten Nacht (Erkaeltung am Tafelberg) mit dem Schiff nach Robben Island, der ehemaligen Gefaengnisinsel. Ehemals Leprainsel wurden zur Zeit der Appartheid lebenslang politische Gefangene aufbewahrt, der beruehmteste Insasse war Nelson Mandela. Die Insel ist 3,5 x 2 km gross und oede. Die Gefangenen schufteten sinnlos im Kreidesteinbruch. Hier organisierte Mandela die so genannte Mandelauniversitaet, ein Felsloch, welches eigentlich als Toilette dienen sollte und zum Schulungs- und Diskussionsraum umfunktioniert wurde (von den Gefangenen).
Mittags im Big Blue nuetzen wir die Wartezeit bis zur Abfahrt mit Chatten: Wir sehen hierbei unseren lieben Sohn Bernd, die Tina und inser suesses Enkelkind Benjamin life vor der Kamera. Schnell ist da ein Foto gemacht, damit wir ihn immer mit uns tragen koennen. Um 15.00 finden wir uns beim Mainliner, einem komfortablen Stockbus ein. Mit Rundumblick von den Vordersitzen im Obergeschoss fahren wir bei untergehender Sonne aus Kapstadt Richtung Norden. Im abnehmenden Tageslicht erkennen wir beiderseits der guten Strasse kleine malerische Orte wie z.B. Durbanville mit schoenen Villen, hier herrscht wohl keine Armut.
Mit zweistuendiger Verspaetung kommt der Bus in Springbok an. Babs, die uns abholt musste lange im Auto warten. Sie faehrt uns in ihre Lodge "Cat naps", wo wir in einem gediegenen und sehr gemuetlichen Zimmer zur Ruhe kommen.

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