Einmal um die ganze Welt-juhu

Thursday, October 19, 2006

Caprivi

Der Caprivi Zipfel ist ein Relikt deutscher Kolonialgeschichte, benannt nach dem damaligen Reichskanzler. Er tauschte mit England, Sansibar gegen Helgoland und Caprivi- Streifen. So erhoffte man sich damals eine Direktverbindung zu den deutschen Kollonien in Deutschostafrika.

Zunaechst fahren wir zu dem groessten bisher gefundenen Meteoriten, dem Hoba-Meteoriten.
Es handelt sich um einen hauptsaechlich aus Eisen (98 %) bestehenden (+ Nickel, Chrom) Block, der beim Aufprall erstaunlicher Weise nicht im Boden verschwunden ist.

Anschliessend fahren wir nach Grootfontein, wo wir lange nach dem dortigen Museum suchen. Neben vielen technischen und historischen Anschauungsobjekten, sind ein Abdruck des Unterkiefers eines ca. 15 Mio alten Hominiden- vermutlich dem lange gesuchten Bindeglied zwischen Affen und Menschen sowie Bilder der Entdeckungsgeschichte von riesigen unterirdischen Karstseen in den Otavi- Bergen und voelkerkundliche Exponate zu besichtigen. Leider koennen wir auch hier keine Ortsangaben ueber die Stromatolitenkalke erhalten. Nun geht es zuegig die B8 schnurgerade nach Nordosten. Irgendwann kommen wir an den Seuchen- Kontrollposten, wo sich eine junge Polizistin wichtig aufspielt. Nach diesem Posten hoeren die Farmen auf, dafuer mehren sich gegen Elefanten mit Strohzaeunen eingezaeunte Streusiedlungen. Die Siedlungen bestehen durchwegs aus Grashuetten. Rundu ist ein staubiges Staedtchen, das wir schnell wieder ostwaerts verlassen. Kurz hinter Rundu erreichen wir ueber die Gravelroad und die anschliessende Holperpiste die noble Kaisosi River Lodge. Aus Kostengruenden entscheiden wir uns fuer den mit gruenem Rasen, privaten Sanitaerhaeuschen, Sitz und Grillplatz- Campingplatz fuer 60 N$ p.P. Die Bootsfahrt auf dem Kawango wird bei untergehender Sonne zu einem romantischen Erlebnis. Moses, der sekondary Manager, steuert das angolanische Ufer an, wo wir kurz aussteigen koennen und bei Anglern einen frischen Fisch(eine Art Barsch) kaufen (ca 30 cm = 15 N$). Nach dem Grillen lassen wir uns diesen koestlichen Fisch schmecken.


Der erst vor Kurzem asphaltierte Caprivihighway fuehrt uns weitere 200 km ostwaerts nach Divundu. Hier quert der Kawango den Kaprivistreifen nach Sueden und versickert in Botswana im Okawango Delta in der Kalahari Wueste. Das viel gepriesene Ngepi Camp ist sehr ueberfuellt, weshalb wir bei den Popa- Stromschnellen im staatlichen Popacamp eine Huette mieten. Weit weg von der Lodge, primitiv aber o.k. naechtigen wir als einzige Gaeste in der Wildnis. Nachts riecht es nach Wild, wahrscheinlich laufen die Hippos um die Huette herum und grasen.

Die B8 fuehrt auf dem Weg nach Katima Mulilo durch den Caprivi Nationalpark. Immer wieder warnen Schilder zur vorsichtigen Fahrweise, da Elefanten die Strasse queren koennen. Wir sehen leider keine. Dafuer queren Rinder mit gewaltigen Hoernern die Strasse, oder wiederkauen im Schatten der Mopane- Baeume.


In diesem Gebiet sind auch nur selten menschliche Siedlungen zu sehen. Die Strasse wird beiderseits von Galeriewald flankiert. Dieser ist je weiter oestlich, desto was auf mehr Wasser (Malaria?) schliessen laesst. Wir machen uebrigens seit Grootfontain Malariaprophylaxe mit Malarone.
In Katima Mulilo fahren wir zur zambischen Grenze, um uns nach Moeglichkeiten zu den Viktoria- Faellen zu erkundigen. Da unser VW Bus Namibia nicht verlassen darf, sehen wir zunaechst keine Moeglichkeit und suchen die Campsite der Zambezilodge auf. Mit zunehmender Dunkelheit wimmelt es von blutruenstigen Insekten, weshalb wir die schwuele Nacht im Bus unter dem Moskitonetz schwitzend verbringen. Draussen sind wieder Hippos unterwegs.

Am Morgen starten wir einen erneuten Versuch, zu den Viktoria Faellen zu kommen. Hierzu erkundigen wir uns bei der benachbarten Caprivi Riverlodge. Die Managerin telefoniert und siehe da in 20 Minuten koennen wir fuer 3000 N$ (fuer beide) starten. Wir werden von Francois, einem jungen netten Buren chauffiert. Bei Ngoma ueberqueren wir den hier sehr kleinen Chobe- Fluss und gelangen an die Grenze zu Botswana. Nach Erhalt des Visums fotografieren wir die wunderbaren Baobabbaeume. Die asphaltierte Transitstrasse durchquert den Chobe Nationalpark. Da hier keine Zaeune sind, ueberqueren Elefanten, Zebras, Giraffen, Impalas, Paviane und und Bueffeln die Strasse. Im Gebuesch sehen wir auch 2 der seltenen und scheuen Saebelantilopen.

An der Grenze zu Zimbabwe bei Kazangula werden viele Formalitaeten und Visagebuehren (30 US $) gefordert. Hierbei wird der Visumantrag handschriftlich mit doppeltem Durchschlag abgeschrieben und gestempelt. Danach wird alles noch einmal in ein Registrierbuch abgeschrieben und endlich das Visum in den Pass geklebt- Realsozialismus. Nach weiteren 80 km Buschsavanne erreichen wir den Ort Viktoriafalls, eine touristische Hochburg. Nach Entrichtung der Eintrittsgebuehr wandern wir bei bruellender Hitze durch tropische Vegetation auf einem gut angelegten Weg mit Ausblickspunkten auf die Wasserfaelle. Der Zambesi stuerzt hier auf breiter Front 95 m in eine Schlucht, die durch geologische Verwerfung entstanden ist. Wegen der Trockenzeit sind nur einzelne Wasserfaelle auf der gegenueberliegenden Felswand zu sehen. In der Regenzeit sieht man von den Faellen ueberhaupt nichts, da dichter Nebel herrscht.

Bei der Rueckfahrt genehmigen wir uns ein gutes Mittagessen bei der luxurioesen Victoriafalls Lodge. An den Grenzen wiederholt sich das bereits getriebene Spiel und kurz vor Schliessung der Grenze um 18.00 Uhr erreichen wir Namibia.

An einem einzigen Tag fahren wir von Katimo Mulilo durch den ganzen Caprivi bis Rundu (ueber 500 km). Grund hierfuer ist, dass wir trotz Telefonieren keine Moeglichkeit fuer eine Safari oder Flug zum Okavangodelta finden. Nach etwa 150 km besichtigen wir eine Buschschule. Der Schulleiter, der ueber die Woche in der Schule schlaeft (er wohnt in Katimo Molino) fuehrt uns in sein Buero und entschuldigt sich ueber den chaotischen Zustand des Tisches (kein Computer, keine Saekretaerin, keine Reinigungskraft, kein richtiges Mobiliar...) Der Stundenplan der Lehrer (5 Lehrer inkl. Schulleiter) wird mir auf einem Kartonplakat praesentiert. Er beklagt sich auch, dass fuer die 140 Schueler keine Buecher oder andere Medien vorhanden sind. Sein Wunsch waere eine Partnerschaft z.B. mit einer deutschen Schule! Ich kann mir kaum vorstellen, wie hier Unterricht stattfindet.


Am Abend erreichen wir wieder die Kaisosi Lodge, wo wir uns bei einem guten Abendessen von der langen Fahrt erholen.

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