Einmal um die ganze Welt-juhu

Saturday, October 28, 2006

Swakopmund

Da Eris Zustand mir Sorgen macht, ist unser erster Weg in Swakopmund zur Cottage Privatklinik. Frau Dr. Brand untersucht ihn und im Labor werden Tests auf Malaria und auch ein Quicktest durchgefuehrt. Zum Glueck ist es nur eine starke Erkaeltung, die mit unseren Mitteln zu heilen ist. Am Nachmittag machen wir einen Spaziergang an der Strandpromenade. Der kalte Atlantik hat eine starke Brandung, so dass Baden nicht in Frage kommt. Auch die Luft ist erstaunlich frisch, im Gegensatz zu der lodernd heissen Wuestenluft.
Swakopmund ist wohl die deutscheste Stadt ausserhalb Deutschlands und hat einiges an Sehenswertem zu bieten. So besuchen wir in den naechsten Tagen das Museum, wo wir u.a. auch eine Fahrt zur Roessingmine (Uran) buchen. Das Museum informiert z.B. ueber das Schiksal von Schiffbruechigen an der Skelettkueste, sowie ueber die deutsche Kolonialgeschichte. Besonders interessant ist die neue Abteilung ueber die Voelker Namibias. Zwar werden nur wenige typische Gegenstaende gezeigt, dafuer aber werden ihre Siedlungsgebiete, die Lebensweise und der Einfluss der modernen Zeit mittels Bildmaterial ausfuehrlich beschrieben. Kindergesang lockt uns nach draussen: Eine Schulklasse klatscht und singt auf Trommelrhythmen, waehrend abwechselnd je 2 bis 3 Maedchen in die Mitte gehen und ein Paar phantastische Rhythmen mit schlaengelnden Koerperbewegungen tanzen. Es fasziniert uns, den gut koordinierten Bewegungen zuzusehen. Auch wundern wir uns ueber das gesittete Verhalten in den Tanzpausen. Die Lehrerin sitzt gemuetlich auf einer Bank und steuert mit gelegentlichen Zurufen die weitgehend in Eigenregie ablaufende Tanzdarbietung, durch welche die Klassenkasse aufgebessert wird.


Das Stadtbild Swakopmunds erinnert an die deutsche Kolonialzeit durch attraktive Bauten, teilweise im Jugendstil: Alter Bahnhof, Justizgebaeude u.a.


Besonders sehenswert ist die Mineraliengalerie, wo auch die groesste Quarzkristallstufe der Welt ausgestellt ist.


Weitere wunderschoene Kristalle von Turmalin in verschiedenen Farben, Rosenquarz, Azurit, Amethyst, Aquamarin u.a. Halbedelsteine erfreuen unser Auge. Man kann auch zusehen, wie die Edelsteine geschliffen und zu Schmuckstuecken gefasst werden.


Das Aquarium hat uns ausser dem Haitunnel nicht sonderlich beeindruckt, angesichts der nackten und veralgten Betonwaende im Hintergrund der Becken. Auch sind die Beschreibungen sehr textlastig. Dafuer aabesuchen wir das benachbarte Marine Forschungszentrum, wo uns Herr Louw an einem super Zeiss- Mikroskop verschiedene marine Planktonorganismen zeigt, u.A. einige Diatomeen (Thalassoisira, Coscinodiscus).


Ziel der Forschung ist die Vorhersage des Fischbestandes im Hinblick auf die Veraenderungen des Planktons durch den kalten Benguela Strom und den warmen Angola Strom. Letzterer verursacht gelegentlich Sauerstoffverarmung des Wassers und dadurch Fischsterben.

Was kann man hier sonst noch unternehmen? Ausser gutem Essen, super Fischmenues sowie typisch deutsche Kueche (Eri genehmigte sich eine Schweinshaxe mit Sauerkraut und ich Wiener Schnitzel) sind hier viele touristische Unternehmungen moeglich. Eine davon sind Fluege in die Umgebung. So machen wir einen zweistuendigen Flug mit einer Cessna ueber die Namib Wueste bis zur hoechsten Duene der Welt (Nr. 45) beim Sossusvlei. Atemaberaubend ist die Sicht aus der Vogelperspektive auf den Kuiseb Canyon (hier versteckten sich 2 Deutsche Geologen im 2. Weltkrieg, um nicht interniert zu werden. Buch: "Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wueste"), der die noerdliche Steinwueste von der suedlichen Sandwueste trennt.


Gelegentlich kann man in der Einoede Springboecke, Zebras, Kudus und Strausse sehen- wie die da ueberleben? Je weiter wir nach Sueden kommen, um so hoeher werden die sichelfoermigen Duenen.


Der Umkehrpunkt unseres Fluges ist das Sossusvlei, ein breites Trockental, umgeben von Salzpfannen. Bei Regenfällen bildet der Tsauchab hier einen großen See, der aber nach kurzer Zeit unter den Dünen versickert und die Grundwasservorräte bei Walfishbay speist.



Der Rueckflug geht ueber die Kueste (Robben, Schiffwracks, alte Mine, Salzgewinnung) und Walfishbay nach Swakopmund.


Eine andere Unternehmung ist die Fahrt zu den Welwitschias im Namib Naukluft Nationalpark. Dazu holen wir uns einen Permit bei der Naturschutzbehoerde. Zunaechst geht es ueber eine gute Gravelroad, die wir aber bald verlassen muessen. Der Welwitschia Drive ist eine schreckliche Holperpiste (das das Fahrzeug nicht auseinander faellt?). Anhand der Beschreibung koennen die numerierten Besonderheiten erschlossen werden. Dieser Teil der Namib ist von riesigen Flechtenfeldern bedeckt. Die ueber 100 Flechtenarten der Namib beruhen alle auf einer Symbiose zwischen Pilzfaeden und Algen. Der Pilz entzieht dem Boden Naehrstoffe fuer die Algen und festigt ihn durch sein Mycel (unterirdisches Geflecht). Die Flechte holt Feuchtigkeit aus dem Kuestennebel und betreibt Photosynthese, mit deren Produkten (Zucker) sie auch den Pilz ernaehrt. Mit einer fast schwarzen roehrenfoermig zusammengerollten Flechte (Xanthomaculina convoluta) machen wir ein Experiment: Wir feuchten sie mit etwas Wasser an und bereits nach wenigen Minuten entrollt sie sich und wird leuchtend gruen.


Atemberaubend ist die Aussicht auf die wilde "Mondlandschaft". Die Granitberge sind von tiefen Schluchten durchzogen und das Gestein ist von weissen Quarz- und schwarzen Doleritgaengen durchzogen. Wir fahren in das Swakop- Rivier, wo eine Obstfarm Pfirsiche und Mandeln zieht. Jenseits der Nationalparkgrenze besteigen wir einen Schuttberg und finden prompt in einer Schlucht einige schoene Stuecke Rosenquarz, - Glueck muss man haben. Am Ende der Piste kommt man zunaechst an einem Welwitschiafeld vorbei und schliesslich zu der groessten und aeltesten dieser urtuemlichen Pflanzen. Letztere wird auf 1500 Jahre geschaetzt und ist zum Schutz eingezaeunt. Kaum zu glauben, dass Welwitschia mit unserer Kiefer verwandt sein soll. Sie hat nur 2 Blaetter, die direkt aus dem pilzfoermigen Stamm staendig nachwachsen. Am Ende zerfransen die Blaetter und vertrocknen. Im Uebrigen sind diese maennliche und weibliche Pflanzen getrennt. Welwitschias sind lebende Fossilien und stellen einen Uebergang von Nacktsamern zu Bedecktsamern dar.


Zum Besuch der Roessing Uran Mine wird man mit einem noblen Bus vor dem Museum in Swakopmund abgeholt. Die Mine kann nur an jedem ersten und dritten Freitag im Monat besichtigt werden. Nach 58 km Fahrt ueber die B 8 Richtung Windhoek biegt man nach Arandis ab. Beim Visiter Center steigt ein PR ingenioer hinzu, der uns die ganze Zeit betreut. Ein Videofilm gibt zunaechst ueber den Uranabbau und die Anreicherung zu Uranoxid Auskunft. Danach faehrt uns der Bus zum Aussichtspunkt in den 330m tiefen Tagebau.

Alle zwei Wochen erfolgen hier Sprengungen. Riesige Schaufelbagger verladen den Uran haltigen Granit in ebenso grosse Transportfahrzeuge. Diese fuehren das Gestein zur Zerkleinerungsanlage, wo es in mehreren Stufen auf Sandkorngroesse gemahlen wird. Schwefelsaeure laugt das Uran aus und anschliessende Faellung mit Ammoniak ergibt den Jellow Cake. Erhitzt ergibt dieses schwarzes Uranoxid, welches in schwarze Transporttonnen gefuellt wird. Diese werden in Kontainer gepackt und ueber Walfishbay vornaehmlich nach China und USA verschifft. Bei allem kritischen Betrachten muss beruecksichtigt werden, dass etwa 1000 Arbeitsplaetze gesichert sind.

Ein besonderes Highlight unserer Zeit in Swakopmund ist der fuenftaegige Abstecher ins Damara- Land und an die Skelettkueste, doch davon erzaehlen wir im naechsten Bericht.

Nach Rueckkehr aus dem Damara- Land entspannen wir noch einige Tage nach so vielen Eindruecken, denn am Mittwoch den 8.11. geht es in den Sueden des Landes. Wir kommen endlich dazu, durch die Stadt zu bummeln, verschiedene Laeden zu besichtigen und einzukaufen, am Sandstrand entlang zu schlendern....
Dabei ist uns aber auch folgendes passiert: Wir kaufen uns leckere frische Pfannkuchen mit Zimtzucker und setzen uns damit auf eine Bank in einer Geschaeftspassage. Mehrere Menschen, u.A. auch ein Sicherheitsmann stehen um uns herum, unterhalten sich. Da kommt ein Schwarzer auf Eri zu, spricht ihn an und weist auf einen in einer Zeitung abgebildeten Weihnachtsbaum hin. Dieses Ablenkungsmanoever nutzt er, um mit der anderen Hand nach Eris Brusttasche zu fingern. Ich sitze da und sehe das- kann meinen Augen kaum trauen. Da schreie ich ihn an und drohe mit der Polizei. Er macht auf unschuldig. In der Zwischenzeit ist der Sicherheitsbeamte sowie die anderen Maenner verschwunden- Absicht? Er traut sich sogar noch mal auf Eri zuzugehen und zu fragen "everything is o.k?" Da herrsche ich ich ihn schon wieder an "nothing is o.k., go away!"- da verschwindet er endlich. Hoffentlich ist ein solches Erlebnis einmalig!

Heute haben wir bereits den 8.11.06. Was haelt uns so lange in Swakopmund fest? Eigentlich wollten wir heute endlich Richtung Namib- Naukluft- Park starten, doch ploetzlich will unser Auto nicht mehr starten. Mehrere Telefonate mit dem Autovermieter, der drei Autowerkstaetten mobilisiert bringen das Auto mit einer neuen Batterie und Entfernung des Kondenswassers aus dem Zuendverteiler heute wieder in Bewegung. Man stelle sich vor, wenn diese Panne im Damaraland in der Steinwueste oder aber im Ugab-Rivier passiert waere. Auch in der noch bevorstehenden Sandwueste waere diese Panne fatal. Nun es ist ja alles gut gegangen, doch fuer die Weiterfahrt ist es schon zu spaet, oder Gott sei dank???


Wir nuetzen die Zeit zu weiteren Shoppingaktionen und ich kann mich ab nun an einem schoenen Silberring mit dem landestuepischen Turmalinstein in seltenem dunkel gruen-blau sowie dazu passendem Amulett erfreuen, ebenso wir beide an je einem schoenen Funktionshemd.

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