Einmal um die ganze Welt-juhu

Monday, January 29, 2007

Darwin und danach

Wieder stehen wir mit Julia und Tom um 5.45 auf, richten uns und werden sogleich zum Domestic Airport für Inlandflüge gebracht. Gemeinsam trinken wir noch einen Kaffee bzw. Kakao und verabschieden uns schließlich von unseren Freunden und lieben Gastgebern und gehen an Bord. Es ist 9.35 Uhr als wir abheben. Zunächst sehen wir Perth mit den in Rechtecken angelegten Straßenzügen, den großen S- Schlingen des Swan River und die Skyline. Dann verschwindet alles in den dichter werdenden Wolken. Eine Zeit lang schweben wir zwischen der flauschigen Wolkendecke unter und dem stahlblauen Himmel über uns. Als die Wolkendecke wieder aufreißt sehen wir Buschland und Farmen in der Tiefe. Selbst ein recht breiter Flusslauf ist auszumachen.

Als ich etwas später wieder aus dem Fenster schaue, eröffnet mir der Tiefblick ein wunderschönes Muster, welches von riesigen ausgetrockneten Salzseen, den Billabongs und roter Erde oder Felsen gebildet wird. Eine begehrte Kleidermarke trägt auch den Namen Billabong. Ich schaue auf die Karte und vermute, dass wir uns eben über dem Gibson Desert befinden.


Der Great Sandy Desert ist unverwechselbar als kahle und außerst trockene Fläche auszumachen. Der Sand und das Gestein in dieser Wüste ist so rot, dass es zu glühen scheint.


Zwischendrin vertreiben wir uns die Zeit mit einem Essen. Es gibt Hühnchen mit Reis oder Hackfleischklöschen mit Nudeln. Je weiter wir nach Norden kommen, desto dichter wird die Wolkendecke - jetzt ist in Darwin Regenzeit. Erst im Landeanflug durchbrechen wir die Wolkendecke, so dass die üppige Tropenvegetation des Northern Teritory und der Adelaide River zum Vorschein kommen. Auch einige Häuserzeilen des östlichen Teils von Darwin kann ich schon erblicken.

Wir gehen aus dem klimatisierten Flugblatz in die stickig heiße Tropenluft hinaus und freuen uns, dass der Shuttlebus mit dem wir zu unserem Hotel fahren, auch klimatisiert ist. Das Mirambena Hotel ist sehr nobel, ebenso unser Hotelzimmer mit zwei Betten, Schränken, Tisch + Stühle, Fernseher und einem schönen Badezimmer. Selbst Kühlschrank, Wasserkocher, Kaffeegeschirr (+Kaffee, Tee, Zucker), Bügelbrett und Bügeleisen sind im Zimmer vorhanden. Sogleich machen wir es uns nach dem Duschen bei einem Kaffee auf dem Bett gemütlich und schauen dem heftigen warmen Regen zu.

Abends gehen wir in das Hotelrestaurant speisen. Als Hauptgericht wählen wir den den äußerst leckeren und hier sehr geschätzten Baramundi, der als Filet an Kräutern mit einer schönen Gemüsebeilage serviert wird. Zur Feier des Tages gönnen wir uns auch eine Flasche Wein, der uns Banausen allerdings sogleich in die Glieder fährt und zu einer verfrühten Nachtruhe verhilft. In unserem Hotelzimmer hängen mehrere Bilder mit Aborigine-Motiven, u.a ein Baramundi. Beachtenswert ist die Punkt-Technik der Gemälde sowie die farbliche Verfremdung..


Am nächsten Morgen machen wir einen Stadtbummel. Alle Gebäude sind recht modern, nicht unbedingt schön zu nennen. Wenige Ruinen mit erläuternden Tafeln weisen darauf hin, dass im II. Weltkreig die Japaner Darwin bombardierten und fast dem Erdboden gleich machten. Kaum wieder aufgebaut, zerstörte ein heftiger Wirbelsturm am Weihnachtstag 1974 die Stadt wieder vollständig. Noch moderner und größer wurde sie wieder aufgebaut-unbeugsamer Pioniergeist.


Dass wir uns in den Tropen befinden, zeigen uns nicht nur die Mangrovenwurzeln am Meeresstrand, sondern vor Allem das feucht-heisse Klima, unter dem Eri sehr leidet. In der recht netten Fußgängerzone kriegt er einen Kollaps, dem ich mit Eiswürfeln aus einem Cafe' entgegen wirke. Es dauert eine ganze Weile, bis das Schwindelgefühl so weit nachlässt, dass er den Weg zum Hotel zurück gehen kann. Mannigfaltig ist auch die Blütebpracht des Parks: Strelitzien, weiße Lilien mit fadenförmig verlängerten Kronblättern, Flammenbäume, darauf Nektarvögel u.v.a.




Im Stadtbild des auch "top end" genannten Ortes fallen die vielen Obdachlosen auf, meist Aborigines, aber auch einige zerlumpten Weiße. Um 17 Uhr schließen allen Geschäft und Restaurants (Ausnahme Supermarkt Woolworth und Mc. Donalds), so dass die Fußgängerzone sich mit Ausnahme der herumlungernden Aborigines leert. Die meisten von ihnen taumeln umher, was auf Trunkenheit hin deutet. Einige betteln im Vorbeigehen Passanten an. Sie übernachten auf den Gehsteigen und im Park. An einem Abend können wir beobachten, dass sie sich eine Art Lagerfeuer auf einem Gehweg anzünden und um dieses herum sitzen.


(Eri berichtet): Bei Mc. Donalds kriegen wir noch ein fast food Abendessen (gibt's in Darwin nur so was?) und beobachten einen Aborigine, der sein Shirt auszieht und es zum Münzen Einsammeln vor sich hin legt. Mit 2 Klanghölzern klopft er einen Rhythmus und singt dazu monoton. Viktoria ist neugierig und geht zu ihm, bietet ihm für ein Photo etwas Geld an, was er dankend annimmt. Auf die Frage nach seinem Alter weiß er nicht so recht was er antworten soll, er vermutet etwa 54. Uns tun diese entwurzelten Menschen leid. Die Frage, ob in den Aborigine-Gebieten noch ursprüngliche Lebensweise und Kultur gelebt wird, lässt sich leider nicht beantworten, da diese Gebiete für Touristen gesperrt sind. Die ausschließlich von Weißen geführten art craft Läden lassen eher vermuten, dass hier eine Kultur langsam erlischt, jedoch als Einnahmequelle recht erfolgreich vermarktet wird (Der Didjeridoo links in der Auslage kostet etwa 500 AUD, wieviel davon wohl der Hersteller erhält?). auf unserer Reise durch Westaustralien und auch in Darwin haben wir keinen einzigen Aborigine irgend einer Tätigkeit nachgehen gesehen. gibt es für sie keine Arbeit oder wollen sie dies nicht, Letzteres behaupten die Weißen. Im Buch "Traumfänger" von M. Morgan wird auch berichtet, dass die Aborigines ihre alte Lebensweise beibehalten wollen.


Mir geht es nach einer schlaflosen Nacht sehr schlecht: Schweißausbrüche, rasender Pulsschlag, Herzstechen und Panikvorstellungen vor der Durchquerung Australiens im Wohnmobil. Hinzu kommen Verlustängste auf Viktoria bezogen (Schlangenbiss, Autounfall, Hitze), die bereits vor Darwin anfingen. Sie ist sehr besorgt um mich und schlägt einen Abbruch der Reise vor. Ein Arztbesuch, der für mich etwas ernüchternd wirkt, da der Arzt mein Englisch angeblich nicht vesteht und Viktoria anspricht, bestätigt unsere Überlegungen. Bei Quantas ist man wenig kundenfreundlich, weshalb wir zum Darwin flight centre gehen. Eine äußerst nette Dame (dem Namen nach russischer Herkunft) berät uns in einem verständlichen Englisch. Leider erweist sich der bei Quantas gebuchte und bezahlte Business class Flug als nicht machbar, weil angeblich Quantas beim ersten Teilflug bis Hongkong über keine business class verfügt. Die Dame findet einen preisgünstigen Ersatz (ca. 1500 AUD p.P.) bei Brunei royal airways. Nun fahren wir noch mit einem Taxi zur weiter auswärts gelegenen Britz Agentur, wo wir das Wohnmobil abbestellen, das wir heute in Empfang nehmen sollten. Was wir von dem nunmehr verlorenen Geld (ca. 3000 €) von der Versicherung wohl wieder sehen, wahrscheinlich nur eine 2-stellige Zahl? We schon die Tage davor suchen wir auch am letzten Abend Kühlung im "heimischen" Pool. Angesichts des bevorstehenden Heimfluges kann ich dieses letzte Bad sogar genießen.

Früh morgens um 6.55 fliegen wir also mit Brunei royal Airlines von Darwin ab und haben einen achtstündigen Zwischenstopp in Bandar Seri Begawan, der Hauptstadt von Brunei. dieser kleine Staat, der nur 5765 Quadratkilometer misst und 382000 einwohner hat, befindet sich im Nordosten der Insel Borneo. Es ist ein Sultanat, welches erst seit 1984 seine Unabhängigkeit von England erreichte. Derzeit regiert der 29. Sultan, Sohn des 28. Sultans. Haupteinnahmequelle dieses reichen Landes ist Erdöl und Erdgas.

Wir entschließen uns, den langen Aufenthalt mit einer Stadtrundfahrt zu füllen. In der Longue genießen wir davor ein opulentes Mittagessen, oder ist es Frühstück? Unser Zeitempfinden ist durcheinander geraten. Nun werden wir zum Bus begleitet, mit dem wir durch die Stadt geführt werden. Unser Reiseleiter heißt Herman, er stammt aus Indonesien und erklärt, dass sich die holländische Kolonialzeit auch auf die Namensgebung ausgewirkt hat.


Wie in einem Märchen aus Tausend und einer Nacht mutet uns das Stadtbild an. An den Zäunen der Paläste befinden sich verzierungen aus purem Gold, die angeblich noch nie gestohlen wurden, da es in Brunei keine Armut und infolge dessen kaum Kriminalität gibt. Das Wappen von Brunei ziert das riesige Eingangsportal zum Sultanspalast und zur großen Moschee.

Die Moschee des 28. Sultans hat ebenso viele Türme mit vergoldeten Kuppeln. Der malerische See und das Steinschiff davor erinnern an das berühmte indische Tadj Mahal. Herman erzählt uns dazu eine Sage: Arme Leute schickten ihren Sohn Jonk nach Malaysia, wo er reich wurde und eine Prinzessin heiratete. Mit seinem großen Boot zu Besuch in Brunei, verleugnete er seine nicht standesgemäße Mutter und reiste ab. Die Mutter betete zu Allah und weinte bitterlich. Allah erzürnte sich und verwandelte das Boot zu Stein, so dass es unterging.


Entlang der von Parkanlagen gesäumten Stadtautobahn sehen wir für einen kurzen Augenblick das Preisschild einer Tankstelle. Herman rechnet die ausgewiesenen Preise in Euro um: 15 Ct/l - Traumpreise für unsereins. Außerdem müssen die Staatsbürger dieses Landes keinerlei Steuern entrichten.

Im Vorbeifahren sehen wir fast nur schmucke Villen, kaum ärmliche Häuser.

Die Straßenseite des streng bewachten Königspalastes darf man nicht betreten. von der gegenüber liegenden Seite erblicken wir die vergoldete Kuppel des Palastes. Er soll 177 Zimmer haben und gilt als der größte Königspalast der Welt. Die Zufahrt ist mit baldachinartigen Lichterketten überdeckt. Allerdings werden die Lichter nur zu wenigen ganz besonderen Anlässen wie Ende des Ramadan oder Geburtstag des Sultans eingeschaltet. Dann dürfen die Bürger den Sultan auch höchstpersönlich besuchen und sprechen. Dabei gibt es kostenlos erlesene Gerichte. Herman erklärt der Sultan sei sehr volksverbunden und beliebt. Seine autokratische Regierungsweise wird wohl in Kauf genommen, da er seine Bürger an dem Ölreichtum teilhaben lässt.

Nun fahren wir zur neusten Moschee, die erst 1974 fertig gestellt wurde. Dieses architektonische Prunkstück hat 29 Türme mit vergoldeten Kuppeln. Alle Wände sind entweder mit Fayance oder mit Labradorit verkleidet. Die Treppen und Säulen sind aus Marmor.


Die Rolltreppe hinter uns führt ins Innere der Moschee. Sie wird beim regelmäßigen Besuch des Sultans mit einem roten Teppich ausgekleidet. An dem zur Rolltreppe führenden Zaun entdecken wir einen Handteller großen Falter. Er wurde wohl von den Blumen angelockt, die von Frauen zum Schmücken der Moschee angeliefert werden.

Ein weiterer Stopp wird beim Royal Museum gemacht. Die Schuhe müssen draußen bleiben, wir betreten das Museum in Socken. Taschen und Fotoapparate kommen zunächst in Schließfächer, da nur in der Eingangshalle fotografiert werden darf. In der großen Eingangshalle ist der vergoldete Krönungswagen des aktuellen, 29. Sultans zu bestaunen. Dieser Wagen wurde ein einziges Mal, eben zum Krönungszeremoniell des Sultans verwendet. Gezogen wurde er von der Leibgarde. Im Museum sind ausschließlich Kleidungsstücke, Kronen, Waffen, Schmuck , Ehrungen und Bilder des aktuellen Sultans und seiner Vorgänger ausgestellt. Ganz schöner Personenkult!

Beim Verlassen des Museums kommt uns eine Gruppe traditionell gekleideter Muslime entgegen.

Unsere letzte Station auf der Stadtrundfahrt ist der Besuch der Watervillage. Rund 30000 Einwohner - die Hälfte der Einwohner der Stadt - leben hier in Häusern, die über dem Wasser des Brunei Flusses auf Pfählen stehen. Es ist die größte Pfahlbausiedlung der Welt. Mit einem Boot setzen wir über.



Vom Landungssteg führen Stege zu den einzelnen Häusern. Diese muten keineswegs ärmlich an, sondern sind recht groß, mit blumengeschmückten Veranden. Elektrischer Strom, fließend Wasser und Abwasserleitungen sind seitlich des Steges sichtbar. Manche Häuser haben ein eigenes Motorboot (statt Auto), andere benützen die regelmäßig verkehrenden Wassertaxis.
In einem der Häuser werden wir mit einheimeischen Kuchen und Früchten verwöhnt und Herbert erklärt uns die Lebensweise dieser Familie.


Auch ein Märchen aus 1001 Nach geht zu Ende. Nach dem Abendessen in der Longue checken wir zum Weiterflug ein. In der Abenddämmerung sehen wir unter uns die Lichter und den Strand von Brunei, etwas später ein blutrotes Abendrot. Es folgt ein zehnstündiger Weiterflug bis zum kurzen Zwischenstopp in Sharjah, den Vereinten Arabischen Emiraten.




In der Business class lässt sich ein solch langer Flug natürlich viel angenehmer überstehen. Wir fahren unsere Sessel in Liegeposition und dämmern ausgestreckt und zugedeckt langsam in die Traumwelt hinüber.

Nach dem Erwachen können wir uns in einem gepflegten Toilettenraum ordentlich frisch machen. Aus den vergoldeten Wasserhähnen kommt wahlweise kaltes oder warmes Wasser. Zusammengerollte Einwegwaschlappen, eine wohlriechende Waschlotion, Seifen und Aux de toilette liegen auch bereit. Die Toilette musste ich erst suchen. Sie verbarg sich unter einer gepolsterten Bank, die dazu da ist, dass man sich im Sitzen schminken kann.

Als wir Sharjah Stadt anfliegen tut sich unter uns ein wahres Lichtermeer und der Hafen Bur Khalid auf. Schardscha, auch Sharjah genannt ist eines der 7 Vereinigten Arabischen Emirate und liegt am Persischen Golf. Es wurde 1971 von Großbritannien aus den ehemaligen Trucial States in die Unabhängigkeit entlassen. Seit 1972 regiert ein Sultan namens bin Muhammad Al- Qasimi. Mit seinen 699000 Einwohnern ist es das 3. größte Emirat und war mit einer Landfläche von 3,3% bis 1950 das bedeutendste unter den Vereinigten Arabischen Emiraten. Es verlor jedoch diesen Rang wegen der geringeren Erölvorkommen. Sharjah gilt als sehr konservatives Emirat, da u.a. striktes Alkoholverbot (selbst für Touristen) und strenge Kleidervorschriften gelten. Zuwiderhandlungen werden streng bestraft (Mahnung, Bußgeld, Gefängnis).
Wir schlendern durch den Flughafen, in dem es nur so von Menschen- besonders von Männern wimmelt. Im Shop kaufe ich ein kleines Kuschelkamel für Benjamin. Wir bleiben an einem Bücherstand stehen, an dem kostenlos Bücher über den Islam in verschiedenen Sprachen- so auch Deutsch zu haben sind. Aus Neugier nehmen wir einige Bücher mit: "Islam und Christentum", "Eine Kurze Einführung in den Islam", "Weltanschauung und Leben im Islam".

Aus der tropischen Hitze kommen wir schließlich nach 10 weiteren Flugstunden in dem in Deutschland lange ersehnten und nun wahr gewordenen Winter an. Eri sucht zunächst unsere Hausärztin auf, um die Ursache für den Kollaps aufzuspüren. Zum Glück finden sich keine organischen Probleme, vielmehr hat ihm der noch nicht verarbeitete Tod seiner Mutter und die damit verbundene Verlustproblematik so zugesetzt, dass er körperlich darauf reagiert hatte. Die Wanderung auf den Georgenberg, unsere Kinder und die erste Schlittenausfahrt mit Benjamin sowie das traute Heim bringen für Eri Gott sei Dank schon bald zu einem besseren Wohlbefinden. Nun lassen wir uns noch etwas Zeit und ziehen dann wieder in die weite Welt.