Einmal um die ganze Welt-juhu

Monday, January 01, 2007

Westaustralien



Letzter Tag zu Hause. Es ist der erste Weihnachtstag und wir haben noch das Handgepaeck fertig zu packen! Wir entscheiden uns fuer die Treckingrucksaecke, in die wir zwei kleine Rucksaecke als spaetere Citybacks stecken. Vor der Fahrt zum Stuttgarter Flughafen, gehen wir noch alle gemeinsam essen. Am Flughafen findet ein schwerer und teils feuchter Abschied statt, bis der Zollbeamte uns zuruft: "Sie wollen doch noch mit, oder?" Unser Flug dauert unendlich lange: In Zuerich haben wir eine Stunde Aufenthalt, danach geht es 10 Stunden lang bis nach Johannesburg (Sued Afrika). Weitere 8 Stunden warten wir auf den Anschlussflug nach Perth, der weitere 10 Stunden dauert. Endlich erreichen wir am 27.12 morgens um 9.20 Uhr (in Reutlingen ist es erst 1.20 Uhr) Perth.

Nach mehreren Befragungen ueber Sinn, Zweck und Dauer unserer Reise koennen wir endlich Julia und Tom, unsere Freunde von der Sued Afrika Safari begruessen. Gemeinsam fahren wir zunaechst ueber die breiten Strassen zu ihrem Heim in Kelmscott, einem Vorort von Perth.


Wir packen bloss das Noetigste ein, duschen und fahren gleich nach Mandurah, wo bereits eine Suite auf uns Vier wartet. Mandurah ist der populaerste Urlaubsort der Westaustralier und bedeutet in der Aboriginesprache "Ort der Rast". Nach dem haeuslichen Einrichten fahren wir an die Waterfront. Ach ist das herrlich am 27.12. in kurzen Hosen und T- Shirt auf der Strandpromenade des Estuars (grosser See mit Oeffnung zum Ozean) spazieren zu gehen. Tom zeigt uns in den Blumenrabatten einige Charakterpflanzen Westaustraliens: Den Grasbaum (fruehr: Black Boy) und die Kanguroo- Pfote, deren Blueten an die Vorderbeine dieses Tieres erinnern und die Wappenpflanze Australiens ist.

Es ist erstaunlich, wie viel Infrastruktur (Lokale, Spielplaetze, Grillstellen, Supermaerkte...) zum Wohle der Urlauber errichtet wurden. In einem solch angenehmen Ambiente ist es nicht verwunderlich, dass der Bauboom hohe Wogen schlaegt und die Bauplaetze sogar teurer als in Deutschland sind. Wer was auf sich haelt, will schliesslich auch einen Platz an der Sonne haben.
Am naechsten Morgen machen wir zunaechst eine Bootsfahrt durch das Kanalsystem des Estuars. Traumhafte Villen saeumen die Ufer, an denen grosse Boote ankern.

Zwei Delfine begleiten unser Boot laengere Zeit. Am Nachmittag machen wir einen Spaziergang entlang des Serpenntine Rivers, an dessen Ufer die flaschenputzerfoermigen Blueten der Banksia goldgelb leuchten.

Tom und Julia machen mit uns eine Fahrt in den suedlicheren Landesteil. In dem schnuckeligen Bunsburry steigen wir auf einen Aussichtsturm und bewundern die weitlaeufig gebauten Villen und Bungalows des Staedtchens. Auf einer Strandwanderung laeuft uns ein Bobtail, auch Bluetongue genannt ueber den Weg. Es ist eine ziemlich grosse Echse mit tannenzapfenaehnlichen Schuppen und einem stumpfen dicken Schwanz.

Die Fahrt geht weiter bis Margret River, einem stark touristisch gepraegten Weinort. Auf der Rueckfahrt koennen wir endlich bei Dunsborrow baden. Das Wasser ist herrlich warm, so dass wir lange darin bleiben. Leider teilt Julia dieses Vergnuegen mit uns nicht "I'm not for the water, I'm more for the earth and the air, I don't like swimming." Auch hier sind wir von der schoen angelegten Promenade beeindruckt.

In Busselton wandern wir auf der 2 km langen Jetty (alte Landungsbruecke) in den Indischen Ozean. Viele Hobbyangler versuchen hier ihr Glueck, in den Eimern sehen wir nur kleine Fische. Ein wunderschoener Sonnenuntergang kuendigt das Ende dieses Tages an. Auch der Spaziergang an der bunt beleuchteten Waterfront Mandurahs bei lauer Sommernacht laesst das Urlaubsgefuehl gedeihen.

Ein weiterer Hoehepunkt ist der Besuch des Yalgurup Nationalparks (bedeutet in der Aboriginesprache "Ort des Wassers"). Er umfasst mehrere grosse Seen, wohl ehemalige Estuare (Meeresbuchten). Am Ufer des ziemlich salzigen Lake Clifton ragen buckelige Kalkseulen aus dem Wasser: es sind Stromatolithen.

Diese Stromatolithen verdanken ihr Wachstum Cyanobakterien (Blaualgen), wie das bereits vor etwa vor einer Milliarde Jahre geschah. Als Nebenprodukt ihrer Photosynthese reicherten sie im Laufe von Jahrmillionen die Gewaesser und spaeter die Luft mit Sauerstoff an und ermoeglichten dadurch die Entwicklung hoeherer Lebensformen, nicht zuletzt auch uns. Zum Abschluss baden wir in der Mandurah Beach. Das Wasser ist warm und klar.

Letzter Tag des Jahres 2006! Auf der Rueckfahrt nach Kelmscott (Perth) machen wir einen Zwischenstopp und fahren mit einem Boot nach Pinguin Island. Im Besucherzentrum sehen wir bei der Fuetterung der kleinsten Pinguine der Welt zu.

Eine Wanderung durch die Duenen und zu den bizarren Felsgebilden gibt uns die Gelegenheit, viele Australische Silbermoewen und Seeschwalben auf ihren Nestern zu beobachten. Die Kalkfelsen entstanden hier durch Verfestigung kalkhaltiger Sandduenen waehrend der Eiszeit. Der Regen und die Humussaeuren der Pflanzen loesten hierbei den Kalk auf, der sich in der Tiefe ablagerte und die Wurzeln versteinerte. Ein Bad in Rockingham erfrist uns, bevor wir mit Julia und Tom in ihrem Heim ein Neujahresbarbeque machen. Ansonsten sind nur wenig Feuerwerke zu sehen. Feuerwerkskoerper sind in den meisten Teilen Australiens wegen Brandgefahr verboten. Im noerdlichen Darwin kann man jedoch welche kaufen und so besorgen sie sich manche Australier in anderen Regionen doch. Tom erklaert uns, dass Neujahr hier kein so besonderes Ereignis ist, dafuer aber der 26. Januar (Constitution day) als wichtigster Nationalfeiertag wohl auch mit Feuerkoerpern u.s.w. begangen wird. Am ersten Tag im Neuen Jahr lernen wir vormittags die naechste Umgebung unserer Freunde kennen und fahren nachmittags durch Kalamanda einem weiteren huebschen Vorort von Perth zum Mundenia Dam. Der Staudamm wurde in den 20-er Jahren errichtet, um Regenwasser zu sammeln, welches in Pipes sogar bis nach Kalgoorlie, etwa 500 km weit geleitet wurde, um die Trinkwasserversorgung zu garantieren und die Goldgewinnung zu ermoeglichen. In den 50-er Jahren wurde der Damm erhoeht und das Wasser des Stausees ist immer noch reines Regenwasser.

Das Einzugsgebiet des Stausees ist ein Landschaftschutzgebiet mit dichten Waeldern und Landfarmen in den Taelern. Die Farmen produzieren Obst und Wein. Huebsche Rastplaetze mit kostenlosen Gasgrillgeraeten werden von den Aussies an den Wochenenden gerne genutzt.