Einmal um die ganze Welt-juhu

Saturday, November 25, 2006

Lüderitz-Windhuk-Reutlingen (Eri berichtet)

In Lüderitz haben wir wenig Freude. Wir übernachten in der Pension "Zur Waterkant", sehr empfehlenswert, da preisgünstig und dennoch sehr sauber, die Zimmer o.k., das Frühstück opulent und die Gastgeber nett und hilfreich. Leider paltzt unsere "Pinguintour", da das Schiff wegen Schaden der Motorkühlung umkehren muss.


Auch in der Autowerkstätte gibt es schlechte Nachricht: Unser VW Bus läuft nur auf 4 von 5 Zylindern. Nach längerer Beratung wird im Sondereinsatz das fehlende Fernlicht repariert. Mit neuen Hochtemperaturzündkerzen läuft der Motor zwar wieder einigermaßen, jedoch wird uns geraten, umgehend nach Windhuk zu fahren. Somit verzichten wir auf weitere Fahrten über Gravelroads, z.B. zum Fischriver. Wir trösten uns damit, diese Tour ein nächstes Mal zu günstiger Jahreszeit anzugehen. Ich erzähle Viktoria von der fantastischen Landschaft, die ich im Vorjahr dort erleben durfte. Eine Wanderung im Fishrivercanyon ist in der Sommerzeit, da viel zu heiß nicht erlaubt.


Wir haben genug der Pannen und bedrohlichen Erfahrungen und beschließen, Urlaub vom Urlaub zu machen. Wir bestellen über Frau Wolff (Sunbird Tours) den Heimflug und bei Jeanette (Kashima B&B) das Quartier. Am 21.11. fahren wir die 816 km nach Windhoek. Zwar ist die Strecke sehr lang, doch auf der Asphaltstraße, die meist schnurgerade verläuft und dem sehr spärlichen Verkehr ist die Reise an einem Tag zu bewältigen. Unterwegs halten wir in Keetmannshoop, einem kleinen Städtchen in dem einige Gebäude wie z.B. das Kaiserliche Postamt (heute Touristinfo) an die Kolonialzeit erinnern. Wir erledigen die anstehenden Überweisungen für das Quartiere in der Tsauchab River Lodge. Der Hunger und die Empfehlung der Bankangestellten geleiten uns in Uschi´s Kaffee. Ich bestelle Bratwurst mit Pommes und Viktoria entscheidet sich für eine Pizza mit Meeresfrüchten. Ich kann mich nicht beklagen, mein Essen ist o.k. , die Pizza jedoch ist außen heiß und innen kalt, so dass Viktoria sie zurückgehen lässt. Als sie sie wieder bekommt ist sie zwar durch, jedoch total vermatscht. Viktoria hat nach wenigen Bissen genug.
Auf unserer Weiterfahrt lassen wir den Brukkaros in der Ferne zu unserer Linken zurück. Lange Zeit wurde dieser hufeisenförmige 650 m hohe Berg mit einem 2 km weiten "Krater" als Rest eines Vulkankraters und somit als Zeuge jüngerer vulkanischer Tätigkeit in Namibia gehalten. Neuere Forschungen ergaben, dass aufsteigende Magma im Kontakt mit dem Grundwasser dieses schlagartig verdampfte, was zu einer gewaltigen Explosion führte. Wir denken dabei an die Maare der Eiffel und an den schwäbischen Vulkan. Nur ist hier alles um ein Vielfaches größer.
Je weiter wir nach Norden kommen, desto grüner wird die Landschaft. Dies ist die Folge der sich ankündigenden Regenzeit in der nördlichen Landeshälfte. Urplötzlich meldet sich diese auch bei uns mit zunehmend düsteren Gewitterwolken, die wie eine schwarze Decke über der Landschaft liegen. Verstohlen schickt die Sonne noch einige Strahlen darunter ins Veld und lässt es hell leuchten.


Wir geraten in ein fürchterliches Gewitter: Der Regen ist so dicht, dass unsere eh schon schwächelnden Scheibenwischer die Wassermassen nicht bei Seite wischen können und unsere Sicht stark eingeschränkt ist. Im Schritttempo fahren wir einfach weiter und schwitzen vor Anspannung. Da kommt uns ein Truck entgegen und beschert uns einen zusätzlichen Wasserschwall: auch das noch- die Sicht ist gleich Null- wir bleiben stehen!


So schnell wie das Gewitter gekommen ist, ist es auch wieder vorbei. Ein Wolkenschauspiel, wie wir es noch nie erlebt haben wird uns jetzt zuteil. Zum ersten Mal sehen wir dank der klaren Luft auch ganz deutlich den violetten Bereich des dreifachen Regenbogens. Besonders bunt gestaltet sich das Bild in Rehoboth, der Hauptstadt der Baster (Kurzform der Bastarde: Es sind Mischlinge, die auf ihre schwarz - weiße Abstammung sehr stolz sind.)


Wir fahren durch eine zunehmend gebirgige Landschaft, deren graubraune Farbtöne im Kontrast zum rotblauen Himmel stehen. Wir erreichen Windhoek bei völliger Dunkelheit.


Erschöpft beziehen wir im Kashima bei Jeanette Quartier. Da wir außerplanmäßig kurzfristig gebucht haben, müssen wir für die zweite Nacht umziehen. Jeanette richtet uns mittels bequemer Luftmatratze eine Schlafstätte in ihrer geräumigen Garage ein. So kommen wir unvermittelt noch einmal zum Campen. Hier packen wir auch unsere sieben Sachen für den Heimflug, ein Unterfangen, welches sich wegen der angeschafften Bücher und Kunstgegen- stände, also auch der Gewichtsverteilung, als sehr schwierig erweist. Schließlich beschließen wir keine Frachtpost loszuschicken, sondern alles gleich mitzunehmen.


Nach erneutem Bezug eines Zimmers, verbringen wir die verbleibenden Tage in Windhoek mit Einkäufen von Souveniers, Besichtigungen des Reiterdenkmals, der Christuskirche und des Tintenpalastes, Baden im Pool und gemütlichem Plaudern an der Hausbar. Zum Dank für ihre geduldige Betreuung unserer individuellen und sehr flexiblen Urlaubsgestaltung laden wir Frau Wolff zu Kaffee und Kuchen im Artcraftzentrum ein. Hier hat man ein breit gefächertes Angebot vieler einheimischer Kunstgewerbler.


Das Reiterdenkmal erinnert an die Gefallenen, an ihren Wunden oder Krankheiten erlegenen Schutztruppler und "deutschen Bürger" der Jahre 1903 bis 1907 während der Herero- und Nama- Aufstände.

Am 11. August 1907 wurde der Grundstein für die Christuskirche gelegt, die im neuromanischen Stil mit gotischen Elementen erbaut wurde. Am 15. Oktober 1910 fand der Einsegnungs- gottesdienst der dem Frieden geweihten Kirche statt.


Der Tintenpalast, der 1913 erstmals als Verwaltungsgebeude des Schutzgebietes bezogen wurde ist heute der Sitz des Parlaments. Der Volksmund verlieh diesem in eigenständiger deutscher Kolonialarchitektur gebauten (mit spezieller Belüftung) Gebäude den Namen, weil damit so viel Bürokratie verbunden war.


Am 25. November bringt uns das Taxi sehr früh morgens zum Flughafen. Wir reihen uns in eine bereits endlos lange Warteschlange. Um dennoch voran zu kommen teilen wir uns die Aufgaben: Ich warte in der Reihe und komme nur langsam je einen Schritt weiter, während Viktoria an einem Schalter die Kaufbelege und dazu gehörigen Souveniers vorlegt, um die Stempel zur Genehmigung der Steuerrückerstattung zu erhalten. Nach 2 Stunden Wartezeit sind wir schließlich an der Reihe unser Gepäck einzuchecken. Es wird spannend- wir haben 4 Gepäckstücke und je ein Handgepäck! Der Beamte hält uns diese Tatsache vor, doch als wir einwenden, dass wir länger als 3 Monate unterwegs waren sagt er, "thats o.k. but you have 24 kg to much". Viktoria guckt ihn charmant an, zuckt die Schultern und sagt "now, what can we do, that´s the situation!". Der Beamte zwinkert ihr zu, reicht ihr die Pässe und Flugtickets über die Theke und macht uns ein Handzeichen durchzugehen. Wir bedanken uns und verschwinden schnell vom Schalter - Glück gehabt, das hätte auch sehr teuer werden können! Nun müssen wir noch an zwei weiteren Schaltern anstehen, um die Steuern ausbezahlt zu bekommen. Auch hier sind es wieder längere Warteschlangen, die Abflugzeit ist bereits verstrichen doch keiner regt sich deshalb auf. Wir erhalten 100 € und 223 Rand zurück. Die Rand verklopfen wir gleich im Shop für einen Amarula - Likör, eine Giraffe für Benjamin, Zigaretten und eine Kerze mit afrikanischem Muster. Dann geht´s ab ins Flugzeug. Um 9.15 starten wir endlich. Eine Flugzeit von 9 h 22 min liegt vor uns. Wir vertreiben uns diese Zeit mit dem Austausch schöner Erinnerungen an die bisherige Reiseepisode, Lesen im Australienführer, Essen, Sehen eines Films ohne Ton und einem Nickerchen. Als wir über die Alpen fliegen ist es draußen bereits dämmrig. Nicht lange danach gibt der Pilot die Anschlussflüge bekannt und wir befinden uns im Sinkflug. Unter uns tauchen Münchens Lichter auf. Die Anzeige am Monitor gibt 8° C Außentemperatur an- bibber, bibber! 17.35 Uhr- wir sind gelandet! Nach 1/4 Stunde haben wir unser Gepäck und gehen unserem lieben Bernd entgegen. Wie schön ist es unseren Sohn wieder in die Arme schließen zu können!
Zügig, aber sicher bringt er uns nach Reutlingen- nach Hause. Wir laden bloß das Gepäck aus und fahren gleich zu Bernds Wohnung, denn die Sehnsucht nach dem Rest der Familie ist zu groß. Hier feiern wir das Wiedersehen mit unserem Nachwuchs: Tochter Birgit und Sohn Bernd mit Söhnchen Benjamin.
















Damit haben wir uns schon jetzt für Weihnachten beschenkt!

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