Einmal um die ganze Welt-juhu

Sunday, November 19, 2006

Auf der Wildfarm Mahkubu (Eri berichtet)


Eigentlich haben wir bisher vergeblich nach einer Farm gesucht, die noch nicht auf Lodgebetrieb umgestellt hat. Viele Farmer können vom Viehbetrieb oder von der Jagd nicht mehr leben und haben deshalb Zimmer oder sogar Wohnhäuschen für Gäste eingerichtet, um ad dem boomenden Tourismus teilzuhaben. Wir wollen aber das normale Leben auf einer Farm miterleben. In unserem Reiseführer wird die Farm Mahkubu als ursprünglich und traditionell erwähnt, leider ohne Ortsangabe. Die Telefonauskunft in Maltahöhe gibt Johan eine ungefähre Ortsbeschreibung mit deren Hilfe wir uns am 13.11. auf Suchfahrt begeben. Wir machen einen Umweg über die D 850 und erreichen die Zebra River Lodge, auf der ich mich im letzten Jahr aufhielt, nun zeige ich dieses schön gelegene Quartier auch Viktoria. Die Gravelroad führt vorbei an ausgedehntem Farmgelände nach Maltahöhe, einem kleinen Nest mit Hotel, Tankstelle und einem Nama-Kunstgewerbe-Zentrum. Über den malerischen Tsaris-Pass geht es wieder hinab in die Ebene der Namib-Wüste. Roter Sand, schwarzes Gestein, gelbes Gras und grün belaubte Bäume bilden mit dem intensiven Blau des Himmels einen eindrucksvollen Farbkontrast.


Auf der Nebenstrecke D 830 kämpfen wir mehrere Kilometer mit tiefgründigem Sand und hoffen, dass wir nicht stecken bleiben. plötzlich erblicken wir ein kleines schief hängendes Schild mit der Inschrift "Mahkubu". Hinter dem Farmtor öffnet sich ein so genannter Path, d.h. zwei tiefe Reifenspuren, die über Geröll und tiefen Sand aufwärts streben.


Mausi (Viktoria) wird es mulmig und auch ich zweifle etwas an der Existenz der Farm, mache ihr aber Mut, weiter zu fahren. Plötzlich bleibt das Fahrzeug im tiefen Sand stecken. Versuche das Fahrzeug weiter zu bewegen scheitern, wir graben es vielmehr immer tiefer ein. Zum Glück habwen wir eine Plastikschaufel, mit der wir das Auto wieder frei schaufeln. Ich schiebe kräftig, während Mausi vorsichtig im ersten Gang anfährt: geschafft! Diese Situation trifft auf den folgenden 11 km noch einmal ein. Zudem hat der letzte Regen im Vorjahr tiefe quer verlaufende Rinnen geschaffen, die mir unabhängig von der Mittagshitze den Schweiß der Anstrengung fließen lässt. Nach einer uns endlos erscheinenden Zeit fahren wir vor dem schmucken Farmgebäude vor.


Manfred, der Farmer tritt vor das Tor und fragt:" Wo kommt ihr denn her, wie habt ihr uns gefunden? Normalerweise rufen die Leute vorher an, damit wir sie vom Farmtor abholen" Aus diesen Worten klingt weniger ein Vorwurf als vielmehr Überraschung und Besorgnis. Trotz der Überraschung siegt die Gastfreundschaft und Barbara, die Farmersfrau veranlasst ihre Angestellte Katrina, uns ein Zimmer herzurichten. Von Anfang an fühlen wir uns bei diesen beiden äußerst netten Menschen richtig wohl, ja fast wie zur Familie gehörend. Zwei weitere Gäste, Peter und Marianne (Dänemark/Südafrika und Deutschland) sind auch da. Gemeinsam wir gemütlich geplaudert und abends ein saftiges Oryxsteak verspeist.

Danach fahren wir mit dem uralten Landrover ins Farmgeläde, wobei Barbara mit einem Halogenstrahler die Gegend nach Tieren absucht. Angestrahlt leuchten die Augen von Springböcken, Oryx und Steinböcken auf.

Um 6:30 stehen wir auf, trinken bloß einen Kaffee und fahren mit Manfred zur Wasserpumpe. Etwa einmal pro Woche müssen die verschiedenen Wassertränken nachgefüllt werden. Dazu muss zunächst die Wasserpumpe in Betrieb gesetzt werden. Das geschieht mit einem alten Dieselmotor, dessen Wasserkühlung von Christian, einem Nama während dem mehrstündigen Betrieb nachgefüllt wird (eine zum Dösen vortrefflich geeignete Langzeitaufgabe- Lieblingsbeschäftigung vieler Schwarzen, sorry aber so ist es leider).


Damit das Wasser zum jeweiligen Dam kommt, müssen die einzelnen Pipes entlüftet werden. Dies wiederum ist Manfreds Aufgabe und dauert bis zur Ankunft des Wasserschwalls einige Zeit, während der man gemütlich miteinander plaudern kann.



Von wegen Einsamkeitfast hautnah und lebensbedrohlich bewusst werden...































Nach Auffüllen der Dam's (Wasserbehälter) frühstücken wir gemeinsam auf der Terasse, wo wir auch den Rest des Tages mit Erzählen, Beobachten der zur Tränke kommenden Springböcke, Wäsche waschen

und Schwimmen im Dam verbringen. Jeder erzählt aus seinem Leben. Wir erfahren, dass Manfred und Barbara aus überwiegend gesundheitlichen Gründen vor 11 Jahren nach Namibia ausgewandert sind und sich hier heimatlich wohl fühlen. Die Töchter sind derzeit in Deutschland, eine will nach beendeter Ausbildung wieder nach nach Namibia.
Außer den 2-3 wechselnden Angestellten (Namas) leben sie hier auf den 76000 ha mit 4 Hunden, 2 Katzen, 31 Ziegen 40 Schafen, 2 Pferden und einem Esel. Auf dem Farmgelände leben etwa 1000 Springböcke, 120 Oryx, 100 Kudus, 70 Steinböcke, 70 Klippspringer und 8 Leoparden.


Barbara managt mit unglaublicher Vitalität, viel Humor und Konsequenz das Farmgeschehen: verteilt Arbeiten für die Angestellten, füttert die Haustiere und deren Nachwuchs und ist für technische Reparaturen z.B. an Motoren, zuständig. Manfred, der Ruhigere kümmert sich hauptsächlich um Arbeiten im Veld. Sein Temperament sprüht so richtig, als er auf einem Weltempfänger ein Hamburger Fußballmatch hört.


An dem nun folgenden Relax-Tag, an dem ich mich von einem unverhofften starken nächtlichen Durchfall erhole, beschließen wir, noch einige Tage in dieser Oase des Friedens und der Gastfreundschaft zu verbringen, schließlich hatte ja auch Barbara darauf angespielt. Um nicht untätig zu sein, hilft Mausi Barbara bei der Fütterung der Tiere. Die Ziegen- und Schafbabys werden mittels Nuckelflasche "abgefüllt", sie sind dabei ganz ungestüm.


Heute unternehmen wir eine größere Fahrt mit dem betagten Rover über das Farmgelände. Barbara und Mafred müssen ihm ab und zu gut "zureden" und es klappt bewundernswert über "Stock und Stein".



Die zur Farm geörenden, verzweigten Täler sind beiderseits von den bis etwa 200 m hohen Tirasbergen eingeschlossen, über deren Bergkuppe der Farmzaun läuft.


Unser Mittagsschlaf wird von einem eigentümlichen Trommeln aufs Blechdach des Hauses jäh unterbrochen. Wir laufen auf die Terasse: Ein kurzes, aber heftiges Gewitter prasselt nieder! Eri vollführt im Regen einen wahren Freudetanz.


Besonders eindrucksvoll sind die Wolkenbilder nach dem Regen. Ich will in die Küche gehen, um bei einem Drink auf der Terasse dieses Schauspiel zu genießen. Manfred als höflicher Gastgeber geht dafür selber, öffnet die Tür zum Haus und schlägt sie sofort wieder zu mit dem Schrei: "Kobra im Haus! Alle weg!" Mausi zerrt mich erregt auf den Rover, in sicher Höhe. Leider muss die Schalnge von Manfred und Barbara erschlagen werden, da sie sich das schattige Plätzchen im Hausflur angeblich merkt und wieder kommen würde.


Mir wird erst am nächsten Tag so richtig klar, dass Mausi möglicherweise Pech gehabt hätte. Der Gedanke verfolgt mich und bestärkt meinen seit einigen Tagen aufkeimenden Wunsch, über Weihnachten Heimurlaub zu machen...


Traumhaft kontrastreiche Wolkenbilder, ein blutroter Abendhimmel und ein Springbokck-Braai nach dem Regen geben diesem Tag bei einem kühlen Glas Saftschorle auf der Terasse einen positiven Ausklang.

Wie schnell die Natur hier auf ein bißchen Regen reagiert, sehen wir am nächsten Morgen an einem am Vortag noch dürren, von uns für abgestorben vermuteten Teestrauch. Nun, nach einigen Stunden haben sich grüne Blätter entfaltet und Blütenansätze sind sichtbar.


In der Morgenfrische fahren wir zur Wasserkontrolle bei einem Dam. Dann steigen wir in einem Rivier hinauf in Richtung Gorab- Berg. Wilde Felsformationen und (giftige) Euphorbien säumen den Weg. In einiger Entfernung queren 21 Kuduantilopen das Rivier, phantastisch! Wir finden im Rivier auch angeschwemmte Kimberlit- Stücke, finden allerdings keine Diamanten darin (wer weiß?).


Wir sehen zwar den Leoparden nicht, kommen aber an seiner Höhle vorbei, in deren Nähe wir ein Kuduskelett und ein Gehörn finden. Ich höre ihn auch weit entfernt brüllen.


Wie unterschiedlich zwei Partner sein können, erfahre ich am nächsten Tag. Viktoria erkundigt sich bei Manfred nach dem Verbleib der Kobra. Aus dem Müll wird sie herausgeholt und von ihr mittels eines Drahtes teilseziert. Manfred: "Unglaublich, du hast ja gar keine Angst vor Schlangen!" Viktoria: "Ja, wenn sie tot sind". Sie sieht sich die kleinen Giftzähne an und versucht, ihre letzte Mahlzeit zu identifizieren und bemerkt dabei "Schade dass sie sterben musste". Während ich bei der gestrigen Begegnung im Gegensatz zu Viktoria cool blieb, zittere ich nun innerlich bei dem Gedanken: "Es hätte sein können..." (bin halt "Spätzünder, der zunehmend Heimwehverspürt).


Letzter Tag bei Barbara und Manfred! Wir fahren querfeldein bis zum Fuße des Hausberges, allerdings auf dessen Rückseite. Wir steigen bergan bis zu einer etwa 2 - 3 Meter breiten und bis zurm Gipfel hochstreichenden Quarzader im roten Quarzit (Nama-Formation, 500 Mio. Jh.?). Mausi wird von der "Mineraliensucht" gepackt und sammelt fleißig von der Verwitterung losgelöste Bergkristall-Stufen. Leider können wir schöne 20 -ö 30 cm große Stufen mit bis zu 2 cm großen Kappenquarzen mit dem Fäustel nicht frei klopfen, da dabei mehr zerstört als geborgen wird. Leider sind auch die großen Turmalinkristalle der Verwitterung zum Opfer gefallen. Es war wohl Schörl (schwarzer, eisenhaltiger Turmalin), wovon die Eisenoxid-Patina des sonst schneeweißen Quarz zeugt.





















Heute heißt es Abschied nehmen nach einigen wunderbaren Tagen. Manfred begleitet uns mit dem Jeep bis nach den Sandfallen. Er hört den recht stotternden Motor und rät uns, vor Besuch des Fishriver- Canyons nach Lüderitz in die Werkstatt zu fahren. Dennoch nehmen wir den etwas weiteren jedoch landschaftlich spektakulären Weg am Namibrand. Die Farbkontrast zwischen roter Wüste, grauschwarzen Bergen und tiefblauem Himmel tun den Augen fast weh.


Kurz vor Lüderitz, bereits auf der asphaltierten Nationalstraße erleben wir noch ein vom Küstennebel versursachtes Blütenmeer aus lauter Mittagsblumen (die wir im Richterveld vergebens suchten, da bereits verblüht).

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