Einmal um die ganze Welt-juhu

Friday, May 18, 2007

Im Kakadu Nationalpark

Im Herzen des Nationalparks liegt die Hauptstadt Jabiru mit etwa 5000 Einwohnern. In der Stadt gibt es einen Supermarkt, ein Krankenhaus, Kirchen Hotels und Polizeigebaeude. Gehsteige gibt es so gut wie nicht, wahrscheinlich gehen die Menschen wegen der Hitze nicht zu Fuss, so wie wir Touris. Wir campen auf einem komfortablen Campingplatz mit grossem Pool, in dem wir immer wieder Erfrischung suchen, da die feuchte Hitze uns zu schaffen macht.


Wir fahren zum Flugplatz, wo wir einen einstuendigen Flug ueber das Arnhem Hochland und die Feuchtgebiete des Kakadu Nationalparks machen. Am Blockbild seht ihr diese Landschaftsverhaeltnisse. Das Eskarpment besteht aus rotem quarzitischen Sandstein oder Konglomerat, ca. 1,8 Milliarden Jahre alt.


Vom Flugzeug aus sehen wir Jabiru (Name des Australischen Storches) mit dem Stausee und dem Hotel in Krokodilform.


Unter uns liegen Billabongs, mit Papierrindenbaumwald im Wechsel. Wie viele Schlangen und Krokodile sind wohl in dem Bildausschnitt? Dieser Gedanke relativiert eventuelle Flugaengste.


Wir ueberfliegen das Eskarpment, eine mehrere hundert Kilometer lange Abbruchkante des Arnhem Hochlandes. Gelegentlich wird dieser Abbruch von Flusslaeufen eingeschnitten, in denen sich Wasserfaelle gebildet haben, wie hier der bekannte Jim Jim Fall.



Heimwaerts ueberfliegen wir das Gebiet der Ranger Uranmine. Mitten im Nationalpark wird also Uran gefoerdert, na dann prost! Immerhin werden die Aborigines am Gewinn sowohl des Uranabbaus als auch des Nationalparks beteiligt. Seit 1975 gehoert das Land naehmlich wieder ihnen, den Kunwinjukus, und sie haben somit ein Bestimmungsrecht .



Am naechsten Tag fahren wir mit einem 4x4 Allradfahrzeug ins Aborigineland nach Injalak. Die Fahrt geht ueber Schotterpisten, die teils ueberflutet sind bis zu der Siedlung, in der nur eine Hand voll Weisse leben. Die Aborigines haben in dieser Siedlung ihre festen Haeuser, wohnen aber einen Teil des Jahres in sogenannten Outstations (Suburbs) auf traditionelle Weise. In Indjalak beerdigen sie inzwischen ihre Toten auf ihrem eigenen Grundstueck, das zum Haus gehoert. Frueher legten sie die Toten in den Billabong bis kleine Fische das Fleisch abnagten, oder sie legten ihn auf einen Baum und liessen das Fleisch von Ameisen abnagen. Die Knochen selber wurden zunaechst mit roter Farbe konserviert und in einem hohlen Baumstamm in einer Felsennische bestattet. In diesem Ort gibt es eine Schule und ein kleines Krankenhaus, sowie eine Kirche. Bis zum Jahr 2006 waren hier noch Missionare taetig.



In Injalak sehen wir einigen Eingeborenen beim Kunsthandwerk zu. Ein Mann brennt gerade Loecher in ein Rindenstueck des Papierbaumes, auf dem vorher ein Bild gemalt wurde. Durch diese Loecher wird eine Schnur aus Palmenseil gleichzeitig um einen Stock gewickelt, so dass sich das Gemaelde nicht woelbt.

Einem anderen Mann sehen wir beim Herstellen eines Didgeridoos zu. Diese Instrumente bestehen aus einem Bambusstamm, der von Termiten total ausgehoehlt wurde. Aussen wird der Stamm glatt gefeilt (frueher mit Steinwerkzeugen) und Naturfarben in traditioneller Weise mit einer aus Gras gefertigten zarten Zeichenfeder bemalt. Ich darf das in Entstehung befindliche Didgeridoo ausprobieren und bekomme sogar ein paar Toene heraus.


Simon, der grauhaarige Aborigine ist unser 2. Guide. Mit ihm klettern wir zwischen riesigen Felsbloecken auf einen Berg, der nur den Maennern vorbehalten war.



Unter einigen Felsueberhaengen zeigt er uns uralte Felsmalereien, angeblich die schoensten Australiens. Bekannt sind sie durch die X-ray- Technik, in der das Knochengeruest oder auch Innereien wie z.B. Babies sichtbar sind. Ihr Alter wird auf mindestens 20000 Jahre geschaetzt.


Als Farbpigmente dienten und dienen auch heute noch Haematit rot, Limonit gelb, Knochenasche weiss und Kohlepulver schwarz. Als Bindemittel fuer das in "Gesteinsreibschalen" zermahlene Material wird der gummiartige Milchsaft eines Baumes (glue) beigemengt.




Simon erklaert uns die stark symbolisierten, d.h. verfremdeten Gemaelde: Schoepfergoettin (Ngana, in den Beuteln die verschiedenen Abor. Staemme mit ihren Sprachgruppen), Lighningman (Blitzmann, an seinen Knien und Ellbogen sind Aexte mit denen er donnert), gebaerende Frau (ein Kind wird geboren, ein anderes beisst sie ins Knie, im Bauch hat sie weitere Kinder), Krokodil (ueber aeltere Malereien gemalt)...




Wir achten auf Schlangen und weichen Spinnennetzen mit grossen Spinnen aus. Unter einem Ueberhang mit Fernblick auf die Siedlung und das Arnhemland erwartet uns ein Imbiss mit Kaffee.


Im Artcraft Center des kleinen Ortes Injalak erstehe ich ein wunderschoenes Didgeridoo, welches per Seepost heim verfrachtet wird.




Weiter geht unsere Fahrt zu einer anderen Felsengruppe. Unser Guide Mike zeigt uns einen etwa 100 m hohen Felsen in dessen Verschneidung Speere stecken. Hier mussten junge Maenner ihre Ehetauglichkeit (Jagderfolg) unter Beweis stellen, indem sie von etwa 200 m Entfernung mittels Schleuderspeer die Spalte im Fels trafen.

In dieser Felsgruppe koennen wir ueberlagerte Bilder aus verschiedenen Kunstepochen sehen, so z.B. ein Segelschiff asiatischer Bauart, die von ersten Kontakten mit Auswaertigen um etwa 1400 zeugt. Aeltere Gemaelde zeigen u.a. eine Beschneidungszeremonie und eine Frau die von 3 Speeren getroffen wurde. Letzteres ist eine Warnung an Frauen, die geheimen und heiligen Plaetze der Maenner zu respektieren.




Von Jabiru fahren wir weiter suedlich auf dem Kakadu Hwy. Wir biegen bei Nourlangie Rocks ab. Vom Parkplatz aus machen wir eine etwa zweistuendige Wanderung auf gut ausgebautem Pfad zu verschiedenen Felszeichnungen. Die in Roentgentechnik gemalte Zeichnung stellt den boesen Geist Nabulwinjbulwinj dar, vor dem man sich hueten muss.


An einem herrlichen Aussichtspunkt schweift der Blick weit uebers Land, erfasst aber auch wunderschoene rote Blueten und die Feinstruktur des Konglomerats. Der Gedanke, dass die runden Quarzkiesel in Fluessen abgelagert wurden, die lange vor dem 1,8 Milliarden Jahre alten Konglomerat stroemten, laesst einen klein und endlich erscheinen, fast wie eine Eintagsfliege.




Wir checken in der Yellow Water Lodge ein, auf einem guten Campingplatz mit dem schoensten und groessten Pool, den wir bisher sahen. Wir besuchen das Warradjan Aborigine- Infocenter, wo wir ausfuehrlich ueber die Lebensweise und Kultur der Aborigines informiert werden. Vor Ankunft der Weissen lebten im Gebiet des Kakadu NP 200 Volksstaemme, heute sind es noch 50, die vier verschiedenen Sprachgruppen angehoeren.


Oberste Gottheit aller Aborigines scheint die guetige Regenbogenschlange zu sein. Stoert man diese jedoch, so raecht sie sich fuerchterlich.


Am Yellow Water kann man Bootstouren buchen, wir haben dazu keine Lust mehr und beobachten am fruehen Morgen die Wasservogel vom Steg aus, der in das Feuchtgebiet fuehrt: Hoeckergaense (ortstypisch), Maskenkiebitze, Ibisse u.v.a


Lebensraum Wasser, wie koennte das bildhaft besser veranschaulicht werden, als durch das Spiegelbild eines Paperbackbaumes auf der bewegten Wasseroberflaeche?

Wir buchen eine Ganztagestour (18.05.07) namens "Animal Tracks" und fahren mit einem 4x4 Fahrzeug in ein Bueffelreservat, welches einer Aboriginefamilie gehoert.
Betsy, eine etwa 40 jaehrige Aboriginefrau steigt zu uns und wir fahren ins Feuchtgebiet auf die Suche nach "Bush tucker", was so viel wie nichttierische Nahrung im Outback bedeutet. Zunaechst angelt sie aus dem Billabong Seelilien. Die Fruechte enthalten nahrhafte Samen, die nach Mehl schmecken. Die aelteren Samen schmecken eher nussig. Die Lilienstaengel sind ein guter Salat und schmecken uns sehr.




Die Rinde eines Baumes ergibt mit Wasser eine Sauerstoff zehrende Bruehe, die die kleinen Fische toetet. Grosse Baramundis werden zwar betaeubt, kommen aber nach oben, um die kleinen Fische zu fressen. Sie koennen somit leicht von den Menschen abgefischt werden.



Betsy loest die Rinde von einem Paperback- Baum, um damit die spaetere Kochstelle abzudecken. Sie erklaert uns auch, dass grosse Stuecke dieser Rinde als Decke gegen Kaelte benuetzt werden oder kleinere Stuecke als Teller oder zu Trinkgefaessen gefaltet werden.


Im Busch graben wir nach dicken Rebenwurzeln, die wir spaeter im Feuer garen und die nach Kartoffeln schmecken. Von einem Baum schuettelt sie Kakadupflaumen, kleine gruene Fruechte mit sehr hohem Vitamin C- Gehalt. Sie schmecken saeuerlich.





Zwischen den Blaettern dieses Baumes haben gruene Ameisen ihr Nest gebaut. Betsy nimmt ein solches Nest und zermatscht es zwischen ihren Haenden. Die Ameisen schmecken nach Zitrone, ihre Larven schmecken nussig und sind eiweisshaltig, mhh, lecker, lecker!



Eine junge Schraubenpalme wird gekoepft und das Mark roh gegessen. Es schmeckt nach Kokosnuss. Die Blaetter dieser Palme nehmen wir mit, um spaeter am Lagerfeuer Schnuere zu drehen. An der Feuerstelle am Ufer eines Billabongs wird das unterwegs gesammelte Holz im Quadrat geschichtet, darauf Steine gelegt und mittels Papierbaumrinde angezuendet. Darauf kommen wurzige Eukayptusblaetter, darauf der grosse Barramundi und Bueffelfleisch sowie Kartoffeln. Das ganzewird mit Papierbaumrinde und Erde abgedeckt und eine Stunde gegart. Die Zeit vertreiben wir uns mir Schnuere flechten und Schleuderspeer werfen ueben.




Selten hatten wir so einen Appettit!



Ein wunderschoenes Abendrot beendet diesen erlebnisreichen Tag und auch unseren Aufenthalt im Kakadu N.P.


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