Einmal um die ganze Welt-juhu

Monday, June 04, 2007

Ins rote Zentrum

Von Katherine geht es auf dem Stuart Hwy suedwaerts. Immer wieder kommen uns riesige und lange Road Trains entgegen, die den Norden des Landes mit unterschiedlichen Guetern versorgen. Die Landschaft ist flach, relativ gruen, da kurz nach der Regenzeit und mit Eukalypten bewachsen, zwischen denen unzaehlige Termitenhuegel rot emporragen.

Vor Mataranka biegen wir zu den Bitter Springs ab und checken auf einem weitlaeufigen, naturbelassenen Campground mit gruenem Rasen ein. Bei sinkender Sonne machen wir einen Spaziergang zum Bitter Spring River, der hier aus Thermalquellen entspringt. Ein tropischer Dschungel umgibt den 32 Grad warmen Fluss, dessen Wasser zum Baden einlaedt. Wir schwimmen mit einem etwas gruseligen Gefuehl, da wir nicht wissen, ob Schlangen im Wasser sind oder im Wurzeldickicht, welches ins Wasser ragt. Zudem spannen sich quer ueber den Fluss Netze von grossen Spinnen unter denen wir hindurchschwimmen. Nach dem Baden wandern wir im letzten Tageslicht entlang des Flusses durch den Dschungel.


Am naechsten Morgen besichtigen wir bei Mataranka die viel geruehmten Thermalquellen und sind davon enttaeuscht, da das gemauerte Wasserbecken die Natuerlichkeit vermissen laesst, die wir bei den Bitter Springs vorfanden. Der "noble" Campingplatz ist ueberfuellt und eine Reihe grosser Touristenbusse schuetten Menschenmengen aus, die nun alle in dem relativ kleinen Thermalbecken schwimmen wollen. Weshalb muss die Zivilisation so viel Natur verdraengen? Etwa sieben Stunden geht die Fahrt weiter nach Tennant Creek, wo wir am Caravan Park uebernachten. Unterwegs besichtigen wir auch die Telegraphenstation, deren Linie 1882 Adelaide mit Darwin und dadurch mit dem Ueberseekabel nach London verband.


In Tennant Creek besichtigen wir das Besucherbergwerk Battery Hill. Bis 1965 wurde hier Gold gewonnen. Komischer Weise fuehrt Reiseliteratur diesen Ort immer noch als einen der bedeutendsten Goldzentren Australiens an. Sehenswert ist die Mineraliensammlung aus aller Welt, darunter auch Antimonglanz aus Siebenbuergen. Mit einer Fuehrung eines Ehemaligen Goldarbeiters gehen wir in den ehemaligen Trainingsstollen (das eigentliche Bergwerk, 15 Niveaus tief ist leider geschlossen), wo wir angesichts des schnellen und Dialekt gepraegten Englisch leider nicht alles verstehen. Interessant ist die Vorfuehrung eines Bohrgeraetes zum Bohren von Sprengloechern und eines Probebohrers, der von hier aus bis 1800 m unter dem Meeresniveau Gesteinsproben auf der Suche nach Gold holte. Das Gold ist hier fein verteilt in einem linsenfoermigen Magnetitkoerper, der postmagmatisch als Restschmelze nach oben drang.
Wir fahren am Nachmittag weiter bis zu den Devil Marbles. Das sind riesige rostrote Graniteier, die sich in der weiten, flachen Landschaft malerisch erheben. In ihrer Mitte gibt es einen einfachen Campingplatz (ohne Dusche, nur Trockenklo, kein Wasser!), der allerdings fuer 3,30 AUD sehr guenstig ist. Wir bleiben fuer eine Nacht hier und steigen im Abendlicht um und auf den Granitbloecken herum. Wir geniessen einen wunderschoenen Sonnenuntergang und koennen uns gut vorstellen, wieso dieser Ort ein wichtiges Heiligtum der Aborigines ist.

Im ersten Morgenrot steigen wir wieder auf einen Felsen und verfolgen, wie die Sonne langsam am Firmament aufsteigt und die bizarren Wolkengebilde allmaehlich aufloest.

Dann machen wir uns bald auf den Hwy, 395 km bis Alice Springs. Unendliche Weite, niedriges Buschland saeumt die meist schnurgerade verlaufende Strasse. Die Erde wird immer roter, ein Zeichen, dass wir uns der Wueste naehern. Vor Alice Springs verlockt uns ein Abstecher ueber eine schmale Alphaltpiste nach Gem Tree, einem Camp, von wo aus man nach Edelsteinen suchen kann. Unterwegs ist Vorsicht geboten, da viel frei herumlaufende Rinder die Piste queren, wovon viele tote Tierreste am Strassenrand zeugen.

Abends, es ist ein Samstag, gibt es eine Barbeque Party, bei der wir uns ein Bier genaehmigen und den Rinderfarmern, die aus bis zu 300 km entfernten Gegenden zum Fest kamen, bei ihrer Art zu feiern zusahen. Bei moderner Musik wurde nicht getanzt, sondern mit Hut am Kopf und Bier in der Hand geplaudert. Kinder sprangen dazwischen herum und warfen neonfarbige Ringe in die Luft.
Am naechsten Morgen entscheiden wir uns selber nach Edelsteinen, es ist Zirkon, zu suchen, man nennt es hier "Fossicking". So holen wir uns das noetige Geraet (Spitzhacke, Spaten, ein grobes und zwei feine Siebe, sowie 2 Zuber und Wasserkanister) und fahren auf das ausgewiesene Schuerffeld. Zunaechst wird der extrem harte Wuestenboden, ehemaliges Flussgeroell, mit der Spitzhacke gelockert, zerkleinert und in das grobe Sieb geschaufelt. Dieses wird auf einem Staender geruettelt, so dass die Erde entfernt wird. Das gibt einen Staub! Dann werden die haeufigen schwarzen Magnetit- und gruenlichen Apatitbrocken ausgelesen. Im feinen Sieb wird das restliche Material in einem Zuber mit Wasser eingeweicht und grob gewaschen. Im zweiten Zuber wird es sauber und wird anschliessend auf ein weisses Brett geleert. Nun beginnt die angespannte Suche nach den Zirkonen, wobei sich ein Goldgraeberfieber einstellt. Die Zirkone erkennt man im Gegenlicht der Sonne an ihrer braun- roetlichen Transparenz, waehrend andere wertlose Steine undurchsichtig oder gelblich transparent sind. Wir arbeiten den ganzen Tag und geraten durch die brennende Sonne und die Anstrengung beim Hacken ganz schoen ins Schwitzen. Die Ausbeute kann sich sehen lassen: Ein etwa 6 cm grosser aber leider trueber, zwei 6 mm, zwei 4,5 mm und zwei 4 mm glasklare und schleifwuerdige Zirkone, sowie 59 weitere Zirkone ohne Schleifwert. Wir entscheiden uns, fuer je 44 AUD drei Steine schleifen und nach Deutschland verschicken zu lassen.
Nachtrag: So sieht der in Reutlingen beim Juwelier gefertigte Goldring mit dem größeren selbst gefundenen Zirkon aus.


Abends sitzen wir an einem grossen Lagerfeuer und unterhalten uns mit ausgewanderten deutschstämmigen Ehepaaren, die ihr Rentnerdasein seit mehreren Jahren im Wohnwagen quer durch Australien verbringen. Beneidenswert!? Ihr Hab und Gut haben sie verkauft oder in Containern eingelagert.
Unser naechstes Reiseziel, der Uluru (Ayers Rock) muss nun endlich in Angriff genommen werden. Der Hwy ueberquert den Wendekreis des Steinbocks. Er stellt die Grenze zwischen subtropischer und gemaessigter Klimazone dar, was hier angesichts der Halbwueste schwer festgestellt werden kann. In Alice Springs, der Hauptstadt des roten Zentrums kaufen wir bloss im Supermarkt ein und fahren dann weiter nach Sueden. Die ersten roten Sandduenen beiderseits der Strasse zeigen uns, dass wir in die Simpson Wueste vordringen. Wir uebernachten auf einem Parkplatz mit Wasserbehaelter und ueberdachten Tischen. Zwischen und auf den Sandduenen wachsen Spinifex Grasbueschel und als Baeume Wuesten- Kasuarinen, die Australier nennen sie Desert Oak. Ihre Zapfen sind wunderschoen und erinnern in ihrer Form an Handgranaten. Sie sollen gutes Brennmaterial sein (Aborigines). Unser Abendessen geniessen wir im Schein des Lagerfeuers und beobachten den zunehmenden Mond, sowie den wunderschoenen Sternenhimmel, aus welchem sich das Kreuz des Suedens erkennen.

Gemuetliches Fruehstueck in freier Natur tut auch mal gut, besser als auf einem Camp mit anderen Fahrzeugen und Menschen um einen herum. Dafuer kann man sonst scheue Tiere sehen.


Bei Erldunda verlassen wir den Stuart Hwy in westlicher Richtung auf dem Lasseter Hwy, der uns nach Yulara, dem Touristenort des Uluru Nationalparks bringt. Am Strassenrand des Hwy fotografieren wir verschiedene Wuestenblumen, die teilweise in der Ernaehrung der Aborigines eine Rolle spielen: wilde Sand-Fuchsie, dickblettrige wasserspeichernde Parakeelya, nektarhaltige Wuesten-Muerthe sowie Gold-Grevillea und wilde Tomate. Auf den Straeuchern sitzen fremdartig anmutende bunte Voegel, so z.B. Gelbring-Papagei. Im Sand kann man gelegentlich verschiedene kleine Echsen beobachten, seltener auch den ueber 1 m langen Wuestenwaran (Foto aus dem Info-Zentrum). Dafuer sehen wir keine Schlange, vermutlich ist es zu kalt!

Yulara ist grosszuegig fuer hohe Besucherzahlen angelegt, ebenso der Campingplatz. Um 17 Uhr werden wir zu einem Sunset - Flug mit einem Kleinbus abgeholt. In der sinkenden Sonne leuchten zunaechst die Kata Tjuta - Dome (Olgas) und der Uluru (Ayers Rock) goldgelb und spaeter blutrot auf, ein einmaliges Naturschauspiel.

Im Informationszentrum von Yulara erfahren wir: Der Uluru ist ebenso alt wie Kata Tjuta: 300 Mio Jahre alt. Ersterer besteht aus Arkose, einem Sandstein dessen Koerner aus Feldspat bestehen, waehrend Letzterer aus einem groben Konglomerat besteht, dessen abgerundete Gesteinsbrocken dem 1,8 Mrd Jahre alten Grundgebirge entstammen. Beides sind Ablagerungen im grossen, ehemaligen inneraustralischen See. Waehrend die Schichten des Kata Tjuta horizontal liegen blieben, wurden die des Uluru von einer Gebirgsfaltung erfasst und fast senkrecht hochgestellt. Durch Abtragung der umgebenden weichen Gesteinsschichten wurden beide Massive heraus modelliert. Beeindruckend ist der Gedanke, dass Bohrungen die Schichten des Uluru noch in 6 km Tiefe nachweisen konnten. Der Uluru ist ein 348 m hoch die Umgebung ueberragender Monolith mit einem Volumen von 0,54 Quatratkilometer, Kata Tjuta aus 36 einzelnen Felsdomen besteht, dessen hoechster Fels Mt. Olga die Umgebung um 546 m ueberragt.
Um 5:30, noch bei Dunkelheit fahren wir in den Nationalpark und stellen uns auf den Sunrise- Parkplatz. Viele haben das gleiche Ziel und suchen, so wie wir einen Platz fuer die beste Sicht auf den Berggiganten. Wir kochen uns einen Kaffee und warten voller Spannung auf dieses einmalige Erlebnis in unserem Leben - den Sonnenaufgang. Da beginnt der Berg sich ploetzlich aus dem Dunkel wie ein Gigant geisterhaft und zunaechst grau zu erheben. Die ersten Sonnenstrahlen verleihen ihm zunehmend Farbe. Das Farbenspiel veraendert sich mit der aufsteigenden Sonne in der Reihenfolge rosa - hellrot - dunkelrot - orange - ziegelrot.

Als das Schauspiel vorbei ist und die bei bitterer Kaelte (2 Grad) geschossenen Fotos im Kasten sind, fahren wir auf einen Wanderparkplatz. Mit Fleece - und darueber Windjacke, sowie Kopfbedeckung schuetzen wir uns vor dem eiskalten Wind. Die Umwanderung des Uluru ist 13 km lang und macht gelegentlich Abstecher zu Aushoehlungen, in denen schwer erkennbare Felsmalereien oder heilige Ritualorte (Maenner und Frauen getrennt) der Aborigines sind. Tafeln erlaeurtern die auesserst komplizierten Regeln und verbieten das Fotografieren solcher Staetten (5000 AUD Strafe bei Zuwiderhandlung). Unter einer Gefaellstufe in der waehrend der Regenzeit ein Wasserfall herunter tost, gelangen wir auch an eine Wasserstelle, einen kleinen See. Beeindruckend sind die wabenartigen Erosionsformen und die Auskolkungen auf halber Hoehe, die das ehemalige Boden- und Erosionsniveau andeuten. Beiderseits des Wanderpfades beanspruchen rote Grasbueschel und verschiedene Blueten unsere Aufmerksamkeit.
Unabhaengig davon, dass wegen starker Winde der Aufstieg auf den Uluru verboten ist, sind wir nicht in Versuchung, da wir die Bitte der Aborigines bezueglich ihres groessten Heiligtums achten. Ist ihre Schoepfergottheit nicht dieselbe mit unserem Herrgott, oder anderer Jehowa oder Allah oder Grosser Geist der Indianer? - menschlich engstirnige Verbohrtheit und Ursache oft weltweiter Konflikte!

Nach der Umwanderung fahren wir zu den 53 km entfernten Kata Tjutas. Wir entschliessen uns fuer die Wanderung in das "Valley of the winds", etwa 6 km lang. Diese Wanderung war spektakulaer, da si zunaechst zwischen zwei Domen hinauf in einen Sattel fuehrte. Von hier hatte man ein wunderschoenen Blick auf zwei weitere Dome, einen gugelhupf- und den benachbarten schneckennudelartig in ihrer Form. Auch das weite grune Tal unter uns strahlte ein derartige Ruhe aus, dass man sich hierher ein Wochenendhaus wuenschen koennte. Der Sonnenuntergang laesst die Dome blutrot erstrahlen, wieder ein aussergewohnliches Naturschauspiel!


Die Fahrt geht zunaechst ueber den Lasseter- und dann nordwestlich zum Kings Canyon Nationalpark. Unterwegs machen wir Rast an einem Parkplatz, von dem aus in suedlicher Richtung das gewaltige Mt. Connor Plateau und nordwaerts der Amedeus-See (Rest des inneraustralischen Sees der Vorzeit) zu sehen sind. Am Parkplatz begegnen wir einem Bayern, der seit 1965 ausgewandert ist und seit 13 Jahren mit seien Kamelen durch den Kontinent tingelt.


Die Landschaft wird zunehmend bergiger, rechter Hand ein roter immer hoeherer Felsabbruch. Vom Parkplatz aus starten wir um 15:30, also recht speat - wir sind die letzten Wanderer, den Kings Canyon Walk, 7 km lang rund um den Canyon. Der geologische Unterbau ist roter 500 Mio. Jahre alter Sandstein aus Seesedimenten. Darauf lagerte sich vor 500 Mio Jahren weisser Duenensand ab. Der daraus entstandene Sandstein bildet die ueber 200 m hohen Felswaende des Canyons. Zunaechst fuehrt der Weg steil bergauf bis auf die Hoehe. Hier in der Lost City bestaunen wir die fuer Duenen typische Kreuzschichtung und die bizarren Felsformen, die zu diesem Namen fuehrten. Ueber Sandsteinplatten, die durch Erosion in eine Art Bodenmosaik geteilt wurden geht die Wanderung immer wieder zum Abbruch des Canyons, von wo sich beaengstigende Tiefblicke bieten. Besonders eindrucksvoll ist die gegenueber liegende Felswand, die wie mit der Mauerkelle glatt gezogen erscheint. Auf einigen Steinplatten erkennt man die ehemalige Windriffelung der Duenen, andere sind durch fortschreitende Erosion in kleine Dome zerteilt.


Ueber eine steile Holztreppe geht es im hinteren Teil des Canyons auf dessen Grund. Ein kleiner See, an dessen Ufern weisse Eukalypten, sogenannte Geisterbaueme und endemische Palmfarne (lebende Fossilien, da Uebergang von Sporenpflanzen zu Samenpflanzen) wachsen. Beim Aufstieg sitzt vor uns auf der Treppe ein Rabe und kraechzt uns dauernd an, fliegt dann nach rechts in den Canyon.


Wir folgen ihm auf einem Felsband und gelangen an den "Garden of Eden" genannten Ort, einem glasklaren und tiefen See, fast rundum umgeben von hohen Felsen. Gegenueber, hinter Straeuchern und Baeumen oeffnet sich der Canyon in hohen Felswaenden, wobei die linke Wand von der Sonne angestrahlt rot- gold erglueht. Wir setzen uns auf die Felsstufen des Seeufers und geniessen die Spiegelungen dieser paradiesischen farbenpraechtigen Landschaft bei vollkommener Stille; wir vergessen die Zeit. Da kommt eine Ente auf der goldgelb schimmernden Wasseroberflaeche auf uns zu geschwommen. Leise schnattert sie "kri, kri", kommt aus dem Wasser, beaeugt und begruesst uns und schwimmt dann Kreise um sich ziehend wieder davon. Wir fuehlen uns wirklich wie im Garten Eden und ein Gefuehl der inneren Ruhe Heiligkeit und Reinheit ergreift von uns Besitz. Ploetzlich kommt ein ganzer Schwarm von kleinen Voegeln und setzt sich auf die Felsstufe. Zutraulich huepfen sie ganz nahe an uns heran, dann kommt wieder der Rabe und sein Kraechzen mahnt uns zum Gehen. Tatsaechlich haben wir die Zeit vergessen, die Sonne ist schon fast weg. Der Mond klettert schon ueber die Felskuppeln. Wir muessen uns sputen, denn der halbe Weg liegt noch vor uns und es ist leicht sich im Dunkeln trotz der Markierungen zwischen den vielen Bergkuppeln zu verirren. Wir erreichen in fast rasantem Gang unser Fahrzeug bei voelliger Dunkelheit.


Auf einem Parkplatz, etwa 100 km vom Kings Canyon entfernt verbringen wir ganz allein eine fast unwirklich ruhige Nacht. Am naechsten Morgen bleibt neben uns ein grosser Lastwagen stehen. Ein Mann laedt Brennholz fuer die Feuerstellen ab und schichtet es ordentlich. Er steigt mit einer Leiter auf den Wasserbehaelter und prueft den Fuellstand, danach mit einem Reagenzienset die Trinkbarkeit des Wassers. Schliesslich wischt er die Tische und Baenke feucht ab und leert die Muellbehaelter. Das ist wahrlich ein toller Service! Sogar die Schopftauben freuen sich...


Heutiges Ziel ist es, moeglichst weit westlich von Alice Springs in die Macdonnels Ranges zu kommen. Wir fahren den ganzen Tag (natuerlich mit Mittags- und Kaffeepause) und machen mit beginnender Dunkelheit kurz vor der ehemaligen Missionsstelle Hermannsburg auf einem Parkplatz Nachtruhe.
Am naechsten Morgen besichtigen wir die ehemalige Mission. Ihren Bekanntheitsgrad verdankt sie aber eher dem beruehmten Aborigine Landschaftsmaler Albert Namatjira, der als erster Aborigine die traditionelle Malweise (Punkte, Symbole) durchbrach und durch seine grosse Anerkennung bei den Weissen das Buergerrecht erhielt, was Gott lob heute selbstverstaendlich ist.
Uns interessiert dieser Ort besonders, weil wir darueber gerade den Roman "Das Leuchten der purpurnen Berge" von Manuela Martini lesen, deren wunderbare Landschaftsbeschreibungen uns beeindrucken und tatsaechlich mit dieser Umgebung uebereinstimmen. Sie nennt zwar den Ort Neumuenster, jedoch Kirche, Pfarrhaus mit Terasse und Dattelpalmen davor entsprechen der Beschreibung. Bloss Namatjira wird nur kurz gestreift und heisst im Roman Petrus. Der sogenannte deutsche Apfelstrudel schmeckt etwas fade und halbgebacken.

Hermannsburg liegt in der Lueneburger Heide und hatte weltweit Missionsarbeit geleistet, u.a. auch in Natal (Suedafrika), wo auch heute noch eine deutsche Schule in dem gleichnamigen Ort funktioniert. Diese Mission am Finke River war bis 1958 in deutscher Hand, wurde dann aber der Selbstverwaltung der Aborigines ueberstellt.

Von zwei Aborigine Maedchen lasse ich mir zeigen, wie man Tier- und Menschenspuren in den Sand zeichnet. Ihre Gesichter sind wie die aller Kinder dieser Welt suess und strahlend.
Ueber den Namatjira Hwy fahren wir entlang der Bergketten der Macdonnels Ranges bis ans Ende der asphaltierten Strasse und uebernachten auf einem mickrigen Campingplatz in Glen Helen. Sehenswert ist hier lediglich der etwa 10 min Fussweg entfernte Canyon mit See des Finke Rivers (im Bild ein Finke, am Schnabel erkennbar).

Vom Parkplatz der Ormiston Gorge (Schlucht) machen wir eine etwa 7 km lange Wanderung, den Pound walk. Geologisch befinden wir uns in 2 Mrd Jahre alten quarzitischen Sandstein. Dass er in Meerestiefe abgelagert wurde, zeigt seine in frischem Bruch gruenliche Farbe (reduzierte zweiwertige Eisenionen). Gegen den Rand hin wechselt die Farbe je nach Oxidationsgrad (dreiwertiges Eisen) ueber violett zu rostbraun. Daraus ergeben sich malerische Farbschattierungen, besonders im Canyon.


Ueber ein Hochtal gelangen wir auf einen Bergkamm, von dem wir einen wunderschoenen Blick in das weite Tal des oberen Finke Rivers haben, bis hin zu seinem Durchbruch im Canyon. Wir folgen zunaechst dem Kamm in diese Richtung und stellen schliesslich fest, dass wir uns verlaufen haben. Also kehren wir zur letzten Markierung zurueck, finden den Pfad und steigen durch einen Einschnitt des Kammes zum Finke River ab. Entlang von Wasserstellen und ueber viele Sandbaenke gelangen wir in den Canyon. Von den vielen uns unbekannten Pflanzen meinen wir an der Wuchsform ein Heidekrautgewaechs zu erkennen, jedoch die Blueten, typisch wie bei anderen Akazienarten Flaschenputzer aehnlich, belehren uns eines Besseren.

Im Canyon muessen wir auch durch einen kleinen Restsee waten. Ein Weg ist nicht mehr erkennbar, wahrscheinlich wegen des gelegentlichen Hochwassers, so dass wir staendig ueber grosse Felsbloecke und Steine klettern muessen. Dabei bestaunen wir die Struktur und Farbspiele der Gesteinsschichten und abgestorbenen Eukalyptusholzes.
Leider werden wir wie auf unseren anderen Wanderungen in Zentralaustralien von Myriaden laestiger Fliegen, die in alle Oeffnungen des Kopfes und unter die Brillen kriechen und auch nach Wegscheuchen exakt an die gleiche Stelle wiederkehren, gequaelt.

Nach der Wanderung geht die Fahrt zuegig nach Alice Springs, wo wir fuer 3 Naechte am Caravan and Cabin tourist Park uebernachten. Die meiste Zeit in dieser recht huebschen Stadt mit attraktiever Fussgaengerzone verbringen wir im Internet Cafe mit Schreiben an vorliegender Homepage. Beachtenswert sind die von Aborigines gestalteten Muellbehaelter.



Wir genehmigen uns auch ein Mittagessen in dem urigen Steakhouse, wo wir beim Essen einer riesigen Python in der Glasvitrine (im Bild leider von der Schrift verdeckt) mit Motorrad und Skelett zusehen. Vielleicht reicht unsere Zeit noch, um die school of the Air und andere Sehenswuerdigkeiten zu besichtigen. In Alice Springs frieren wir trotz Sonne bei nachts fast Null und tagsueber bei etwa 15 Grad, freuen uns auf weiter noerdlich und hoffentlich waermere Gebiete!


Den letzten Tag in Allice Springs verbringen wir im Desert Park, einige Kilometer westlich ausserhalb der Stadt. Es ist ein riesiges Freigelaende, welches die drei wichtigsten Lebensraeume des Outback praesentiert: das Buschland, die Trockenfluesse und die Wueste. Ein Wegenetz verbindet diese, wobei an bestimmten Punkten per Audio Informationen in verschiedenen Sprachen dargeboten werden. Auch gibt es zu bestimmten Zeiten Rangerfuehrungen.


Zunaechst weist man uns zu einer Greifvogel- Vorfuehrung, bei der die Rangerin den Futtererwerb vorzeigt und erklaert. Am meisten beeindruckt uns ein Adler, der mit dem Schnabel einen Stein mehrmals auf ein Emuei wirft, um es zu knacken; Werkzeuggebrauch bei Tieren.


Im Nighthouse beeindruckt mich eine drei Meter lange Mulga Schlange, die sich durch das Glasfenster von mir reizen laesst. Auch andere nachtaktive Tiere kann man im schwachen Daemmerlicht beobachten. Kaum zu glauben, das eine etwa 3 cm kleine Maus ebenfalls ein Beuteltier ist, wie winzig muss der Beutel und erst die Babies sein!



In grossen Volieren sehen wir die bunte Vogelwelt Inneraustraliens, deren Namen uns leider entfallen sind.

In einem grossen Freigehege kommen wir Wallabies fast hautnahe.


Den Emus stehen wir Auge in Auge gegenueber. Sie scheinen genauso interressiert an uns, wie wir an ihnen. Dennoch sollte man genuegend Abstand halten, ihr Schnabel kann ordentlich zuhacken und mit den Krallen koennen sie einen glatt aufschlitzen.

Im Kulturzentrum der Stadt sind wir enttaeuscht, nur drei Aquarelle Namatjiras vorzufinden. Wir werden entwas von der naturwissenschaftlichen Abteilung entschaedigt, die uns die geologische Entwicklung dieses Kontinents an Schautafeln illustriert und erklaert. Vor etwa 3 Mio Jahren lebte der Megaptheris, ein 2,5 m hoher Vorfahre von Strauss und Emu.


Beim Verlassen der Stadt fahren wir noch bei der School of the Air vorbei, die jedoch bereits geschlossen ist.


Wie bereits fast zur Gewohnheit geworden, uebernachten wir auf einem der konfortablen Parkplaetze am Stuart Hwy.