Einmal um die ganze Welt-juhu

Tuesday, June 12, 2007

Zum Golf von Carpentaria

Frueh morgens schimmert im Gegenlicht das hohe Gras besonders golden. Unterwegs versuchen wir wieder etwas zu botanisieren: Die Mulga-Akazie hat zwar die typischen Bluetenaehren, aber die Fiedeblaetter sind im Sinne von Verdunstungsschutz bis auf den blattartig verbreiterten Blattstiel verkuemmert. Die Parallelnervigkeit desselben taeuscht eine einkeimblaettrige Pflanze vor.


Wie kann man aus dem Outback touristisches Etwas machen? Man erklaert einen kleinen Ort zum UFO-Mekka! Ob es diese wirklich gibt?

Dann fahren wir den Stuart Hwy wieder bis Tennant Creek zurueck und biegen dann oestwaerts auf den Barkly Hwy ein. Die hereinbrechende Dunkelheit zwingt uns nach 187 km einsamem Outback zur Uebernachtung auf dem Campingplatz des Barkly Homesteads, wie auch andere Fahrer, z.B. von riesigen Brummis.

Am fruehen Morgen geht es weiter ostwaerts, durch so genanntes "Cattle Land", oede da recht abgeweidet. Es mussen riesige Farmen sein, denn auf hunderten von Kilometern kommen wir bloss an einer Station vorbei, an der gerade Rinder gebrandmarkt werden.

Weiter oestlich muss es vor einige Tagen etwas geregnet haben, wovon rote Wasserpfuetzrn deuten. Sie spiegeln die rote Erde und den Himmel violett - ein zauberhaftes Farbenspiel! Die unverhoffte Naesse laesst den Strassenrand mit Bluetenzauber saeumen.


Etwas traurig stimmt uns die Vielzahl der ueberfahrenen Tiere. Adler und andere Voegel laben sich hingegen an dem unverhofften Festmal.

Nach vielen Kilometern einsamen Landes wird die Gegend huegeliger und felsiger und wir erreichen die flaechenmaessig groesste Stadt (groesser als die Schweiz) der Welt Mt. Isa, die allerdings nur 23000 Einwohner hat. Sie verdankt ihre Existenz dem groessten Vorkommen an Kupfer-Blei- Zink- Erzen der Welt. Am naechsten Morgen buchen wir beim attraktiv gestalteten Infozentrum eine zweistuendige Bus-Surfingtour des Bergwerkareals. In den unterschiedlichen Bergwerken sind 3100 Menschen taetig, 500 davon unter Tag. Auch 40 Frauen sind da beschaeftigt, groessten Teils als geschickte Fahrerinnen der riesigen Erztransporter, z.T. auch als Geologen und Ingenieure.
Die Erze wurden 1923 vom Goldsucher John Campell Miles entdeckt. Es handelt sich um hydrothermale Sulfide, wie Kalkopyrit, Zinkblende und Bleiglanz. Das Muttergestein ist ein schwach methamorpher Mergel, von den Einheimischen als Mudstone bezeichnet.
In der Oxidationszone gibt es viel Malachit und in der Reduktionszone kommt haeufig gediegenes Kupfer vor, das wie in dem folgenden Bild in der Ausstellung des Infozentrums besichtigt werden kann.
Waehrend in der Vergangenheit Schaechte bis in 1850 m Tiefe getrieben wurden, geht man heute zum grossflaechigen und rentableren Tagebau ueber. Ein aufgelassener Tagebau, der derzeit verfuellt und renaturiert wird, ist ca. 800 m tief. Der neue Tagebau "Black star" ist erst 230 m tief.
Das durch Flotation angereicherte und getrennte Erz wird geroestet, d.h. bei Hitze oxidiert. Das anfallende Schwefeldioxid wird zu etwa 3000 Liter Schwefelsaeure verarbeitet. Die Umweltauflagen sind so hoch, dass man wirklich niergendwo einen Schwefelgeruch wahrnimmt. Aus den Metalloxiden wird durch Reduktion Rohkupfer bzw. Blei mit Silbergehalt, sowie Zinkoxid gewonnen. Durch Einblasen von Sauerstoff in die Kupferschmelze erlangt diese einen hohen Reinheitsgrad von 99 %. Sie wird zu Anoden gegossen, die in Townsville elektrolytisch auf fast 100 % gebracht wird. Blei und Silber werden in England getrennt.

Im Infozentrum befindet sich auch eine sehr kindgerecht gestaltete interaktive Sammlung fossiler Beuteltiere. In einem Sandkasten koennen die Kinder unter fachkundiger Anleitung ein "fossiles Skelett" bergen.

Von einem Aussichtspunkt aus kann man bei Nacht das hell erlaeuchtete Werksgelaende mit dem 230 m hohen Lueftungskamin, sowie einen Teil der ruehrigen Stadt sehen.


Weiter geht die Fahrt ostwaerts bis nach Cloncurry, wo wir den Barkly Hwy verlassen und auf dem schmalen Asphaltband, genannt Matilda Hwy, nordwaerts fahren.
In der steppenartigen Landschaft machen wir gelegentlich Australische Trappen im hohen Gras aus. Erstaunlich sind die aeusserst konfortablen Parkplaetze, die zum freien Uebernachten einladen. Wir kochen uns schon wieder unsere geliebten Kaesmakaroni und braten auf einem vorhandenen Parkplatzgrill Aepfel und betrachten waehrend des Essens, sowie dem verglimmenden Feuer den Sternenhimmel.


Nordwaerts wird die Landschaft wieder buschartiger mit Eukalyptusbaeumen, und unzaehligen Termitenhuegeln.

Wir erreichen Normanton, eine kleine Stadt am Norman River. Von hier beginnt Sumpfgebiet. In diesem Fluss wurde auch das groesste Krokodil der Welt erlegt: 8,5 m lang. In sein Maul haette ich mich bequem (wirklich?) hineinlegen koennen!
Bei einem kleinen Laden mit Tankstelle trinken wir in einem rustikalen Lokal, einer umfunktionierten Autoueberdachung einen Kaffee. Alles ist sehr improvisiert, jedoch sauber und liebevoll gestaltet.
Wir ueberqueren den breiten Norman River und fahren in das 78 km entfernte Karumba am Golf von Carpentaria, Teil des Indischen Ozeans.


Statt eines beschaulichen ruhigen Plaetzchens finden wir einen quirligen Urlaubsort, ueberfuellt von Hobbyanglern, die sich auf 3 Campingplaetzen draengeln, vor. Schon hunderte von Kilometern davor in der Trockensteppe wunderten wir uns ueber die vielen Jeeps und Wohnmobile mit stattlichen Bootsanhaengern.

Zwar koennten wir fuer den naechsten Tag fuer jeweils 90 AUD eine Angeltour auf einem Boot buchen, doch ziehen wir es vor , einen koestlichen Baramundi bei sinkender Sonne auf einer Gartenterasse in den Magen gleiten zu lassen.
Bereits am naechsten Morgen verlassen wir den uebervoelkerten Ort und schwenken bei Normenton in oestlicher Richtung auf den Savannah Hwy ein. In den Feuchtgebieten unterwegs beobachten wir Brolgas (Australische Reiher mit rotem Kopfband) und Jabirus (Australische Schwarzstoerche) bei der morgendlichen Futtersuche und im Flug.


In der naechsten Post lest ihr, was wir auf dem Savannah Hwy erleben!