Einmal um die ganze Welt-juhu

Tuesday, July 03, 2007

Ins Outback: Saphire und Opale

Nach Ueberquerung des Kuestengebirges wird die Gegend wieder zunehmend flach. Gras- und Bueschland wechseln sich ab und der Himmel ist wieder teifblau. Da uberholen wir einen Gueterzug, der schwarzes Material geleden hat, Steinkohle. In Copabella, dem Hauptort des Bergbaugebietes lesen wir auf einer Schautafel an einem als Monument aabgestellten Kohlewaggons, welch gewaltige Foerdermengen hier anfallen, fuer Australien und andere Laender wie China und Japan.



Bei Copabella beschliessen wir, den Hwy zu verlassen und die Mining Road bis Clermont zu fahren. Von der Strasse aus sind riesige Schaufelbagger und Abraumhalden zu sehen. Leider duerfen wir einen solchen Tagebau nicht besichtigen, obwohl bei der Einfahrt zu lesen war: "Visitors welcome" - beim Office sagte man uns, damit seien Geschaeftsleute und Kunden gemeint, also Leute mit "Kohle".

In eine kleinen Ort namens Capelle kurz vor Clermont erreichen wir wieder den Hwy, lesen aber eine Tafel, die den Weg zum Ort Sapphire (Saphire!) weist. Da packt uns das Fossicking- Fieber und wir folgen dem schmalen geteerten Straesschen, das auf der Kart als nicht asphaltiert verzeichnet ist (apropos Kartengenauigkeit). Das kaum befahrene Straesschen bietet uns ein echtes Outback- Erlebnis, einen Viehherdentrieb mit waschechten Cowboys, in Australien Stockman gdenannt, mit denen wir ein kurzes Schwaetzchen halten, da wir ja sowieso die Herden vorbei lassen muessen.


In Sapphire finden wir nach einigem Suchen einen recht schoenen, grasbewachsenen Campingplatz. Am naechsten Morgen fahren wir zur Blue Hollow Mine, einem durchwuehlten Claim, auf dem gegen Gebuehr geschuerft werden darf. Es ist erstaunlich, dass in der Nachbarschaft Leute in alten Wohnwaegen oder sogar Zelten hausen, die sich fuer eine geringe Gebuehr einen Claim gekauft haben und hier schon seit Jahren ihr Glueck suchen.


Der Besitezer der Blue Hollow Mine ist so fair, uns vor einem Graben und Sieben zu warnen, da es vor Tagen heftig geregnet hat und der Boden lehmig und sehr schwer ist. Kostenlos laesst er uns aber oberflaechlich das Gelaende absuchen - nateurlich finden wir keinen einzigen Saphir. Zum Trost zeigt er uns seinen Blue Hollow Saphir, der eine Viertelmillion Dollar wert ist. In die Hand nehmen duerfen wir ihn aber nicht!


Wir geben nicht auf! Am Nachmittag fahren wir in den Nachbarort Rubyvale und versuchen in zwei Fossicking- Ares mit vorsortiertem Material - 8 bis 10 AUD je Eimer unser Glueck: Sieben, waschen und aussortieren. Wir finden 105 Saphire, alle jedoch so klein oder trueb und mit Spruengen, so dass sich ein Schleifen kaum lohnt. Beim Aussortieren muss man auf lichtdurchlaessige und wegen ihren Haerte glatten Steine achten. Saphire sind wasserklar und galtt, Quarze hingegen etwas trueb und rau. Auch einige winzige Topaze sind in der Ausbeute, Hauptsache es hat Spass gemacht!

Die wahren "Edelsteine" begegnen uns jedoch auf dem Campingplatz. Es sind hungrige Papageien, die in Scharen heranfliegen und sich zutraulich fuettern lassen. Ihr Gefieder ist von einer unbeschreiblichen Farbenpracht.

Heute hat unsere liebe Birgit Geburtstag, und wie gerne wuerde ich ihr einen dieser lebenden Edelsteine schicken. Da das natuerlich nicht geht, widmen wir dieses Bild ihr ganz speziell und rufen sie an, um ihr alles Gute zu wuenschen.
Die Papageien sind so zutraulich, dass sie sich in Scharen auf meinen Schoss und Kopf setzen und mir aus der Hand fressen. Manch ein kleiner frecher Kerl pickt in meine Finger. Als sich einige auf meine Schulter setzen, werde ich ins Ohrlaeppchen gekneift. Dennoch was dieses Erlebnis einmalig, ich haette noch stundenlang mit diesen huebschen Tierchen verbringen koennen, doch das naechste Edelsteinerlebnis ruft, Opale.


Wir fahren suedwaerts und gelangen bei Emerald auf den Gregory HWY. Bei Rollestone tauchen bizarre Felsformationen auf, von denen eine "Jungfrau mit Kind" heisst. Mit einiger Phantasie kann man sie auf dem folgenden Bild erkennen.


Wieder biegen wir suedlich ab, diesmal auf den Carnarvon HWY, der das gleichnamige Gebirge ueberquert. Auf eine Fahrt in den Nationalpark verzichten wir aus Zeitgruenden und weil der Weg unasphaltiert ist. Dennoch kommen wir auf unsere Kosten, da die liebliche, bewaldete Landschaft Ausblicke auf Felsabbrueche und wunderschoene Flaschenbaeumen, genannt Baob bietet.


In der Abenddaemmerung geht der HWY tief in die Ebene hinunter und wir erreichen Injune. Dieser kleine Ort bietet zwar keine Campsite, dafuer aber einen grossen Parkplatz fuer Roadtrains. Da der Mond sich zur Ruhe an der Stromleitung angehaengt hat, legen wir uns hier auch zur Ruhe.


So sieht man am naechsten Morgen aus, wenn man mit noch bleiernen Augen zur Kaffeetasse greift.

Nachdem wir munter geworden sind, werden wir auch uebermuetig und entschliessen uns, eine einsame Nebenstrecke zu befahren, gleichzeitig auch eine Abkuerzung unseres Weges. Zeitlich gewinnen wir nichts, denn die Strasse ist sehr schmal und trotz Asphalt holperig. Auch die vielen toten Kaengurus mahnen zu vorsichtigem Fahren. Dafuer haben wir Zeit die offene Savannenlandschaft mit den vielen Flaschenbaeumen zu betrachten. Gelegentlich sehen wir Emus , die sich bei ihrer Futtersuche von uns nicht stoeren lassen. Mitten in dieser Einsamkeit kommen wir an einer ansehnlichen Farm vorbei.


Nach schier endloser Fahrt erreichen wir den Mitchell HWY, der uns wieder westwaerts bringt. Er ueberquert auch einige sonst trockene Flussbetten, die nun mit lehmigem Wasser von den Regenfaellen im Kuestengebirge gefuellt sind.

Ueber Charleville und von hier aus den Warrego HWY erreichen wir in der Dunkelheit Quilpie, wo wir im Carawanpark einkehren (nur 20 AUD). Mit je 15 AUD beteiligen wir uns an der Outback- Party. Zunaechst traegt die Campbesitzerin am grossen Lagerfeuer humorvolle und patriotische Gedichte, zum Teil Eigenschoepfungen vor. Ein Gedicht handelt ueber Camper, wobei auch deutsche Touris durch den Kakao gezogen werden: "If you ask them: what do you like to eat, they answer: beer. So you give them a beer and ask the same question and they answer the same: beer. After a copple of time and some more beer they answer to the same question: beer and vegies." Waehrend des Vortrags wird unser Essen in grossen gusseisernen Toepfen im Lagerfeuer gar. Endlich ist es fertig, es gibt: gesottenes Schaffleisch (Matt), vegies wie Kuerbis, Bratkartoffeln, Bohnen und gekochten Maiskolben. Es ist sehr lecker, doch entsprechend deftig gewuerzt (chilli). Als Nachtisch stehen verschiedene Auflaeufe zur Wahl und dazu gibt es Kaffee. Vollgefr...ziehen wir uns in unseren Bus zurueck, heizen kraeftig in der Hoffnung unsere Erkaeltung zu kurieren und legen uns zur Ruhe.


Am naechsten morgen suchen wir recht lange nach der ausgewiesenen fossicking area und finden sie als staubigen Parkplatz mit faustgrossen Steinen uebersaet, sicherlich schon zig mal durchsucht. Wir drehen fast jeden Stein um, und finden beim zerschlagen eines solchen auch eine duenne Opalader, die blau schimmert. Wie es die Ironie will, finden wir etwa daumengrosse Opale am Strassenrand, wohl von Transportern heruntergefallen, allerdings leuchten diese nicht, sondern sehen eher wie Emaille aus. Es ist enttaeuschend dass eine so beruehmte Opalstadt wie Quilpie eine solch miserable Moeglichkeit zum Opalsuchen bietet und nicht einmal genannt wird, aus welcher Mine das Material stammt. Die angabe des Fundortes ist naehmlich wesentlich fuer den Wert eines Minerals in einer Sammlung.


So ist eben das Leben, wie das folgende Plakat auf dem Camping- Waescheraum humorvoll andeutet. Wir aber lassen uns nicht entmutigen und beschliessen trotz laengerer nicht asphaltierter Strecken suedwaerts nach Yowah zu fahren und dort unser Opalglueck zu versuchen.

Da wir noch einiges einkaufen muessen, sehen wir uns vor unserer Weiterfahrt in Quilpie noch etwas um. In der katholischen Kirche ist die Vorderfront des Altars, des Taufbeckens und der Kanzel mit wunderschoenen Opalen gepflastert. In den Opalshops finden wir keine Handstuecke von Rohopalen zum Kaufen. Die geschliffenen Opale hingegen haben horrende Preise.

Wir fahren durch die Halbwueste. Rote Erde, trockene Graeser und unendliche flache Weite begleiten uns. Doch wir geniessen sie, da sie uns an die Einsamkeit des Barkly HWY erinnert.


Bei Toopine, einer ehemaligen Poststation und heute Pub machen wir einen Stopp und trinken ein Bier bzw. einen Orangensaft und unterhalten uns mit den Wirtsleuten. Waehrend des Gespraechs marschiert ein Kamel vor dem Fenster vorbei.
Auf der Weiterfahrt sieht der Schatten unserer Fahrzeugs wegen des tiefen Standes der Abendsonne wie ein Kamel aus. In der Dunkelheit erreichen wir Yowah und plazieren uns auf dem Freecamp mit WC und Warmwasserdusche. Dieses Angebot soll die Attraktivitaet des jungen Ortes fuer Touristen erhoehen.



Am naechsten Morgen fahren wir zur Kaleidoscope Mine, um Boulderopale zu suchen. Sie befinden sich in sogenannten Nuts, Konkretionen aus Brauneisenstein, deren Inneres in seltenen Faellen mit Opal gefuellt ist.


Der Aushub aus dem in etwa 10 m tief liegenden Stollen wird in einer Lochtrommel vom Sand gereinigt und nach Groesse der Nuts sortiert. Der alte Besitzer bietet uns fuer 10 AUD eine Fuehrung durch seine Mine an.


Am Eingang des Hauptstollens erkennt man die dunkle Mineralisationszone, in der die Konkretionen zu finden sind. Die Nuts sind schichtweise in dem weichen Kreidesandstein gelagert, was auf ihren sedimentaeren Ursprung hindeutet. Erst in juengerer Zeit drang arthesisches Wasser hoher Alkalinitaet mit geloester Kieselsaeure durch Spruenge in einige Nuts und lagerte darin die Kieselsaeure als wasserhaltigen amorphen Quarz ab, dem Opal. Ein feines Risssystem und Einschluesse bewirken Farbe und Glanz des Opals. Es sind also sowohl Pigment- als auch Strukturfarben.


Nicht nur Opalsucher, sondern auch Schwalben bevorzugen die Kuehle des Stollens und bauen hier ihre Nester. Wenn sie jedoch im australische Winter auf die noerdliche Haemisphaere fliegen, nisten sich kleine Fledermaeuse darin ein. Einige Fledermaeuse haengen jedoch frei sehr dicht aneinander gedraengt an der Stollendecke. Aufgeschreckt von unserem Licht schwirren wenige davon um unsere Koepfe herum.


Der Minenbesitzer zeigt uns seinen schoensten Bolderopal, es ist schon ein Prachtexemplar. Er behauptet, dass dieser Opal 10000 AUD wert ist, was wir ihm angesichts des Glanzes, Feuers durchaus abnehmen.


Weniger Glueck haben wir, als wir ein Sieb des Minenmaterials (30 AUD) durchsieben und die aussortierten Nuts aufklopfen, lauter Nieten und ein Gewinn fuer den Minenbesitzer. Wir vermuten, dass er die groesseren und opalverdaechtigen Nuts fuer sich aussortiert hat. Im Ort prufen wir bei einer Opalschleiferin in ihrem Shop "Opal Bus", ob unsere bisherigen Funde sich schleifen und poliren lassen, leider ohne Erfolg. An einem unserer Funde schleift sie und stellt fest, dass die Opalschicht zu duenn ist. So erstehe ich in ihrem Shop ersatzweise recht preiswert (150 AUD) einen silbernen Armreif mit einem etwa fingernagelgrossen Stein aus Eisenstein mit Opaladern.


Etwas frustriert von dem Edelstein- Nepp in diesem Teil Australiens fahren wir nonstopp in den Nachmittag und Abend hinein. Die Fahrt geht auf dem Mitchell (Mathilda) HWY suedoestlich bis ueber die Grenze Queenslands nach New South Wales, mit dem Ziel Sydney und Zivilisation.

Dierkt hinter der Grenze ist eine bereits geschlossene Tankstelle. Daneben finden wir eine Betonflaeche und einen Stromanschluss - genau das Richtige fuer diese Nacht. Die Toilette und Dusche bei der Tankstelle koennen wir ebefalls kostenlos benuetzen, wofuer wir uns am naechsten Morgen bedanken.