Einmal um die ganze Welt-juhu

Wednesday, August 08, 2007

Vancouver und Vancouver Island- Canada

Nach Vancouver fliegen wir die ganze Nacht durch, mit Umsteigen in San Francisco sind das 8 Stunden. Von dort aus führt der Flug nordwärts über das Kaskaden-Gebirge. Im ersten Licht des Tages sehen wir ihn tief unter uns stoßweise Qualm ausblasen, den jungen Sekundärkrater des Mount Helen, ein faszinierender Anblick, der uns in dem Vorhaben bestärkt, dieses Naturphänomen vor Ort in Augenschein zu nehmen.

Um 8:09 Uhr sehen wir Vancouver, malerisch am Fraser river gelegen und landen am Flughafen, lassen uns nach der Abfertigung von einem Taxi zum Hotel "Plaza 500" chauffieren, wo wir von Hawaii aus via Internet ein schönes Zimmer bestellt hatten.

Leider hatte Eri schon während des Fluges heftige Zahnschmerzen, was auf einen "zornigen" Zahnnerv hin deutete, schade, denn anstatt in der attraktiven City zu schlendern, überqueren wir die Strasse und gehen im "City square" zum Zahnarzt. Wir kommen als dringender Fall sofort dran und wundern uns, dass es kein Spülbecken wie bei uns gibt - während der Behandlung wird der Speichel abgesaugt, was gelegentlich zum Brechreiz führt. Dieser wird noch verstärkt, weil die Mundöffnung mittels Gummituch aus der nur der betreffende Zahn als corpus delicti herausragt, verschlossen wird. Zur Entschädigung für die etwa 3- stündige Tortur des Durchbohrens durch die harte Porzellankrone kann Eri an der Decke des Raumes auf den Videobildschirm gucken und sich selber durch das dürftige Programm klicken. Leider wird der falsche Kanal aufgebohrt, so dass unser Spaziergang am Nachmittag von heftigen Schmerzen begleitet wird. (Am nächsten Morgen wird dann ein Spezialist hinzu gezogen, der gerade aus dem Urlaub kam, der macht es dann richtig, zieht den Nerv und füllt den Zahn mit einer Art Kalk, was bis Reutlingen halten soll - tut es auch, ist ja das Mindeste bei den Kosten von 840 kanadischen Dollar).

Trotz schmerzbedingt gedämpfter Freude, Vancouver ist eine wunderschöne Stadt, die wir in der Umgebung und beiderseits der "False bay" erkunden, und das bei blauest möglichem Himmel. Hinter der Skyline der City schimmern schneebedeckte Berge, ein wahres Urlaubsparadies.

In der Markthalle kriegt man wirklich aller was das Herz (pardon, der Magen) begehrt und wir kaufen uns von deutschstämmigen Farmern endlich schmackhaftes, dunkles Brot - ein Genuß nach dem monatelangen weißen Gummi-Toastbrot, dazu deutsche Räucherwurst!!!

Am nächsten Tag spazieren wir durch Chinatown und bestaunen, was dieses Volk alles verzehrt oder als Heilmittel verwendet.

Im neuen Hafen wird feste gebaut, dennoch kommen wir an lauschige Plätzchen entlang der Strandpromenade. Zurück schlendern wir durch die "Robson Street", der Einkaufsmeile Vancouvers.

Am dritten Tag in Vancouver bringt uns ein Taxi zum Flughafen, wo wir bei "Alamo" einen Leihwagen bestellt hatten. Wir bekommen einen sehr geräumigen Buick Kombi (nach längerem Verhandeln und erfolglosen Versuchen der Händler, den Preis in die Höhe zu treiben), mit dem wir uns alsbald zur Fährstation Twawassen, weit im Süden Vancouvers begeben. Da sich das Wochenende nähert, heißt es stundenlang warten. Wir genießen dann endlich in der Nachmittagssonne die Überfahrt nach Vancouver Island, linker Hand den schneebedeckten 4000-er Mount Rainier (USA) und vor uns die der Hauptstadt der Insel, Victoria vorgelagerte malerische Fjordlandschaft.

Auf Nebenstrecken, um die ländliche Landschaftsidylle zu genießen, gelangen wir nach Victoria, wo wir ziemlich zentral ein Zimmer im Motel "Travellers Inn" beziehen. Abendspaziergang durch die wegen ihrer alten Gebäude attraktive City, im Hafen gut essen gehen, und schon ist der erste Tag auf Vancouver Island verflossen.
Am nächsten Morgen wird der Stadtbummel noch etwas verlängert, wobei wir eine deutsche Bäckerei finden, in der wir uns wieder mit gutem Brot eindecken.

Dann geht die Fahrt am Highway 1 an der Ostküste nach Norden, abwechselnd durch dichte Wälder und offenes Siedlungsgebiet. Der Verkehr ist ziemlich dicht und wir vermissen die Stille und Beschaulichkeit, die wir von Australien her gewohnt sind.

Bei notwendigen Pausen entlang des Highways begutachten wir die Pflanzen am Strassenrand, ein rotrindiger Laubbaum, der sich als Eukalyptus entpuppt (einheimisch oder Aussiedler aus Australien?) sowie mehrere Sitkafichten.

An einem Parkplatz watschelt uns eine ganze Herde Kanadagänse entgegen und raubt uns einen Teil des deutschen Brotes, ade Leckerbissen!

Der Highway 4 zweigt vom HWY 1 westwärts ab und erreicht bei Port Alberni erstmals einen Fjord des Pazifiks. Danach schlängelt sich die Strasse wieder steil ins Gebirge hinauf und führt später wieder bergab zur Regenwaldküste der Insel.

Angesichts des schwindenden Tages fahren wir auf einen Forstweg, richten im Auto unser Nachtlager zurecht und machen noch einen Spaziergang auf einen rund geschliffenen ehemaligen Gletscherbuckel, von wo aus wir Hochmoore und Berge mit viel abgestorbenem Wald sehen.

Gut geschlafen? Na ja, etwas hart und wir beschließen, in der nächsten Ortschaft Isomatten zum Schutz unserer leicht schmerzenden Hüftknochen zu erstehen.

Am nächsten Morgen fahren wir zum Visitor Center des "Rainforest national park", wo wir in Ucluelet, in "Fletchers cove" für 115 kanadische Dollar ein Zimmer mit Frühstück bestellen. Es ist ein niedliches, älteres Haus, direkt an einem Fjord gelegen.

Noch am gleichen Nachmittag, um 15:00 Uhr gehen wir als einzige Passagiere auf ein "Zodiac"-Schlauchboot zum "Wal watching". Der Fahrer erklärt uns unterwegs sehr viel zur Ökologie der Regenwaldküste und fährt uns zuliebe manchmal ganz rasant, so dass wir unser Hinterteil mehr in der Luft denn auf dem Sitzplatz spüren.

In der Hafenausfahrt sitzt ein Seeadler majestätisch auf einer Fichte und präsentiert uns sein imposantes Profil.

Nach längerem herumkurven in den Küstengewässern vor Ucluelet sehen wir sie endlich: eine Wal-Mutter mit ihrem Kind! Sie spielen miteinander, tauchen auf und ab, als ob sie sich fangen wollten. Der Schlag der gewaltigen Schwanzfluke ist auch aus der Entfernung von knapp 200 Metern (erlaubte Annäherung) noch laut zu hören. Was für gewaltige Meeresriesen und dennoch flink und behende!

Auf der Rückfahrt sehen wir einen Seeotter, der mit einem Stein eine Muschel auf dem Bauch aufklopfen will und kommen an einem Seelöwenfelsen vorbei. Jedenfalls war die nicht ganz billige Fahrt (150 CD/p.P.) ihr volles Geld wert.

Den sinkenden Tag nützen wir noch voll aus und spazieren in der Nähe des Leuchtturms auf dem "wild coast trail", betrachten die bunte, fast alpine Felsenflora der Küste und die im Pazifik westwärt versinkende Sonne.

Am nächsten Morgen checken wir nach dem leckeren Frühstück aus "Fletschers cove" aus und fahren zunächst in den touristisch sehr erschlossenen Ort Tofino, wo wir ein Museum für indianische Kunst besuchen und uns anschließend Isomatten kaufen.

Für 13 CD erstehen wir einen permit, der uns Wanderungen im Küstenregenwald erlaubt. Wir wandern auf markierten Wegen zur "long beach" und auf dem "rainforest trail". Besonders beeindruckend sind im Regenwald die mächtigen, mit Flechten behangenen Thujabäume (Red cedar= rote Zeder), einige über 1800 Jahre alt.

Nicht weniger beeindruckend sind die riesigen Hemlocktannen, die in den Himmel hinein zu wachsen scheinen. Ihr uralter Stamm bietet einer Unzahl von Epiphyten Siedlungsort.

Der Name "long beach" ist gerechtfertigt, denn kilometerweit zieht sich der einsame Sandstrand hin. An einigen Stellen gucken Häuschen indianischer Siedlungen zwischen den Bäumen hervor.

Am Nachmittag fahren wir den HWY 4 zurück an die Ostküste der Insel, dann ein wenig nordwärts am HWY 1 und schließlich folgen wir dem Hinweisschild "Mt. Washington ski area". Es geht steil bergauf, bis auf etwa 1200 Höhenmeter, wo wir auf einem Parkplatz des Skizirkus übernachten.
Am nächsten Morgen unternehmen wir bei strahlend blauem Himmel eine Wanderung im "Stratconia provincial park", an seinen höchsten Punkten vergletschert und knapp über 2000 Meter hoch. Vom Parkplatz der "Raven lodge" geht es auf gut ausgebautem, teilweise über Holzbohlen führenden Weg zum "Helen lake", wo wir uns in einer kleinen Bucht ausziehen und an einem Felsen ins Wasser gleiten lassen, eine sehr erfrischende Morgentoilette. Der Weg führt stunden lang durch Moore und vorbei an mehr oder weniger verwachsenen Gletscherseen, einer malerischer als der andere.

Unterwegs sehen wir im Unterholz weiß blühenden Rhododendron (eine Art Alpenrosen-Verwandte), Germer und pflücken auch Heidelbeeren. Auf dem Parkplatz breite ich die mit genommenen Nadelholzzweige aus, im Uhrzeigersinn von oben: Weiße Zeder, Sitkafichte, Normannstanne, irgendein Wacholder, Hemlocktanne.

Nun heißt es aber: Abfahrt, denn um 15:00 Uhr soll die Fähre von Comax aufs Festland nach "Powell river" über setzen. Endlos lange Wartezeit! Wir fahren mit unserem Auto noch einige Kilometer bis zum "Top end", und dann die "Gold coast" südwärts. Bei sinkender Sonne suchen wir nach einem Parkplatz, jedoch die schöne, aber arg zersiedelte "Gold coast" bietet kaum dergleichen. Schließlich fahren wir ganz dreist auf den Parkplatz eines Supermarktes in Sechelt und haben dort eine geruhsame Nacht.

Das Wetter wird am nächsten Morgen immer unbeständiger und Nieselregen setzt ein, hatten wir ein Glück auf Vancouver Island! Fast einen halben Tag lang warten wir auf die südlichste Fähre vor Vancouver, dann machen wir noch einen Abstecher zum "Mount Cypress", dem nahe Vancouver gelegenen Skigebiet, jedoch sehen wir wegen Nebel und kaltem Regen nicht viel. Es wird viel gebaut, da die nächste Winterolympiade hier und am "Mount Whistler" ausgetragen werden soll. Ebenso feucht ergeht es uns wettermäßig im "Capiliano Park" am Nordrand von Vancouver. Es ist eine tiefe Schlucht, unterhalb deren Staumauer eine Fischzucht besichtigt werden kann. Interessant sind die durch Glaswände zu beobachtenden Stadien der Jungforellen und Lachse.

Letzter Tag in Vancouver, nochmals Stadtbummel, herum telefonieren mit dem Greyhound Büro, welches uns die per Internet bestellten Tickets versehentlich nach Deutschland schickte. Gerade als wir entnervt neue Tickets (nur je 16 Euro p.P.) kaufen wollen, kommt ein Eilbrief von Bernd, der gerade nach Philadelphia flog, mit den Tickets an. Mittagsrast, dann schneide ich Eris verwilderten Haarschopf und wir packen.
Vom Balkon des Hotels "Plaza 500" genießen wir noch ein letztes Mal den Blick auf die wunderschöne Stadt, dann heißt es Abschied nehmen.
Früh morgens fährt uns der Greyhound-Bus südwärts. An der Grenze zur USA steigen wir in einen anderen Bus um, der uns direkt auf den Flughafen nach Seattle bringt. Von der Fahrt sehen wir wegen des schlechten Wetters recht wenig: viel Wald, manchmal Felder und kleinere Siedlungen.