Einmal um die ganze Welt-juhu

Monday, September 03, 2007

Begegnung an der Ostküste und Heimflug


Diesen Blog-Abschnitt schreibt Eri: Am 21. August um 7:05 Uhr landen wir am JFK-Flughafen in New York. Es regnet und lange suchen wir nach der Autovermietung auf dem riesigen Areal. Gefunden, verhandelt und ein Toyota Van ist für 12 Tage unser. Es ist das erste Fahrzeug mit vollständig wegklappbaren Rücksitzen, so dass eine breite Liegefläche entsteht. Wir winden uns bei Nieselregen durch die Südumgehung New Yorks und steuern Philadelphia an. Telefonisch machen wir mit Sohn Bernd ein Treffen vor der "Franklin Mall", einem riesigen Einkaufszentrum aus. Ein Stückchen Heimat, Sohn und Enkel können wir dann endlich in unsere Arme schließen. Danach sehen wir uns im Einkaufszentrum, Schwerpunkt Klamotten um, erstehen einige günstige Outlet-Kleidungsstücke, so z.B. ich einen preiswerten, schönen Anzug , der erste seit meiner Konfirmation.

Zwischendurch spielen wir an verschiedenen Kinderfahrzeugen mit unserem Goldschatz Benjamin.

Bei Bert, dem Freund unseres Sohnes beziehen wir im Mädchenzimmer Schlafquartier, dann gibt es ein opulentes Maultaschen-Abendessen. Bernd hatte den Teig dazu extra aus Deutschland mitgebracht und fertigte mit Freund "Sechziger" diese Leckerbissen selber an - Schwabenland wir grüßen dich!

Vier schöne Tage verbringen wir in Philadelphia miteinander: viel erzählen, Fahrten zum Streichelzoo in Normantown und nach Reading ins Outlet-Einkaufszentrum (Jeans und Faltgeschirr). Im Bad bei Bert habe ich ein wegweisendes Erlebnis: Ich sitze am WC und denke an Ghita und seine Bibellesungen. Dabei kommt mir die Frage in den Sinn, ob es nicht auch für mich Sinn machen und Lebenshilfe bringen würde, wenn ich mir ab und zu die Bibel als Lesestoff vornehmen würde. Dabei bemerke ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung bei der Badewanne und sehe gerade noch, wie der Shampoobehälter aus der stabil umfassenden Metallhalterung herausspringt und mit lautem Knall in der Badewanne landet! Nun, seither lese ich...
Am 25. August fliegt Bernd mit Bettina und Benjamin zurück nach Deutschland und wir zwei fahren südöstlich in den Bundesstaat New Jersey. Im "Allaire state park", einem weitläufigen Wald checken wir auf dem Campingplatz ein.
Von hier aus unternehmen wir Tagesfahrten an die Küste des Atlantik. Diese ist zeimlich stark zersiedelt, so dass man für den Strandzugang fast überall 5 bis 7 $ berappen muss. Dafür ist der Sandstrand sauber und gepflegt und wir ergeben uns vorübergehend dem gemütlichen Strandleben: Sonnenbaden und gegen hohe Brandungswellen kämpfen, in das nahe gelegene Naturschutzgebiet fahren und abends grillen am Lagerfeuer.

Am 28. August fahren wir an der Küste entlang nordwärts, baden noch ein letztes Mal und übernachten am Campingplatz des "Chesaqueke state park", einem sehr schönen Naturpark mit Wäldern, einem Badesee und leider viel Lärm von dem nahen Highway nach New York.
Am nächsten Tag gelingt uns mit einem "Verhauer" die Fahrt zum JFK-Flughafen, wo wir unser Leihfahrzeug rechtzeitig abgeben. Nie mehr "Shuttle Bus" vorbestellen, denn der Fahrer steuert jeden Terminal an, um weitere Fahrgäste aufzunehmen und so kommen wir erst nach über 3 Stunden im vorgebuchten Hotel "Millenium Hilton" an, wo wir im 27. Stockwerk ein komfortables Zimmer für 5 Übernachtungen beziehen.

Von unserem Fenster aus sehen wir aus der Vogelperspektive auf "Ground Zero", dahinter der Hudson Fluss und ganz hinten Jersey City, ein sehr nachdenklich stimmender Anblick! Schließlich standen wir mit Sohn Bernd 2001, eine Woche vor der Katastrophe des 11. September auf der Aussichtsplattform des WTC (World trade center).

Herangezoomt ergibt die Schattenwirkung und die Umzäunung des WTC U-Bahn-Eingangs das symbolisch wirkende Bild eines Kreuzes, außerdem links alt und zerstört, rechts neu und Hoffnungen weckend.

Die nächsten Tage erkunden wir bei herrlichem Spätsommerwetter endlich mal New York, da wir diese City bisher immer nur als Anflug- oder Abflugstation benutzt hatten. Der erste Bummel führt durch Manhatten südwärts bis in den "Battery hill park", wo wir die alte Festung besichtigen. Die bronzene Erdkugel, ein Friedenssymbol stand in der Eingangshalle des WTC. Sie wurde nur wenig beschädigt und steht nun als Mahnmal im Park.

Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Fährschiff zur Freiheitsstatue, dem Hoffnungssymbol vieler Neuankömmlinge in der Neuen Welt.

Leider können wir in das Innere nicht hinein, da man langfristig vorbuchen muss. Deshalb umrunden wir dieses imposante Bauwerk und informieren uns über seine Entstehungsgeschichte. Zurück im "Battery hill park" sehen wir die krasse Form der Kommerzialisierung (siehe nächstes Bild) - über Geschmack lässt sich streiten.

Vom Hafen aus unternehmen wir auch eine Schiffkreuzfahrt auf dem Hudson und über Kanäle, unter mehreren Brücken hindurch und umrunden so Manhattan. Während der ganzen Fahrt bestaunen wir die schier endlose Skyline und die vielen Brücken.

So eine riesige Stadt braucht Energie, was man an den Schornsteinen der zahlreichen Thermo- und Elektrokraftwerke erkennt, im Bild nur einer davon.

Wir erstehen einen 2-tägigen New York Pass, der uns gratis mit der U-Bahn und mit Bussen fahren lässt und uns Eintritt zu einigen Sehenswürdigkeiten verschafft. Der abendliche Bummel auf dem bevölkerten und von Leuchtreklamen erhellten Broadway ist ein Muss für Besucher New Yorks, also auch für uns. Kuriosenkabinett, M-ame Tussaud und Sexmuseum, na ja, so prickelig fanden wir keines von diesen viel empfohlenen Attraktionen.

Dafür ist ein Blick vom "Empire State Building" auf die hell erleuchtete nächtliche City, rechts im Bild der Rockefeller Turm, ein erhebendes Erlebnis.

Mit der U-Bahn gelangt man auch zum "Museum of natural history", einem monumentalen Bau. Die Sammlungen sind sehr publikumswirksam dargestellt, dafür aber recht spärlich was die Anzahl der Exponate anbelangt - moderne Museumspädagogik. So suche ich vergebens nach wenigstens einem realen Fossil des kambrischen Burgess-Schiefers aus den kanadischen Rockies, Zeugnis der Explosion des marinen Lebens vor 500 Millionen Jahren.

Die Mikrowelt wird ebenfalls nicht durch im Mikroskop sichtbare Realobjekte, sondern mittels recht gelungener Modelle veranschaulicht, für den Kenner enttäuschend und für den Laien motivierend.
Beeindruckend ist der Raum mit geologischen Exponaten, wie z.B. Schnitten durch "Schwarze Raucher" aus dem mittelatlantischen Rücken.

Besonders gut gelungen sind die Veranschaulichungen der astronomischen Objekte des Universums. Das wäre etwas für mein Bruderherz, begeisterter Hobbyastronom.

Ein sonntäglicher Tagesausflug durch den riesigen "Central Park" rundet unser Vorhaben für New York ab. So viel Natur mitten in der Stadt hätten wir nicht vermutet. Nicht weit von der stark frequentierten Liegewiese findet man auch einsame, lauschige Orte.
Der "Guitar man" (bürgerlich: Dario Ippolito) ist sonntäglicher Dauergast im "Central Park". Seine gute Stimme, sein exzellentes Gitarrespiel und die oft ironischen und politischen Texte seiner Songs locken zahlreiche Zuhörer an. Besonders nett fanden wir, dass eine Frau hot dogs gratis unter die Zuhörer verteilte, auch eine Form der Gastfreundschaft. Wir hören einige Lieder an, kaufen eine CD und wandern weiter.

Auf einer Betonpiste sehen wir lässig dahin gleitende Inline-Fahrer, die kunstvolle Pirouetten drehen.
Mitmachen ist angesagt und so übt sich mein Mäuschen im Hulareifen schwingen.

Nahe von unserem Hotel befindet sich Chinatown. Viele Touristen drängeln sich durch die Strassen und so steuern wir als "Ruhepol" ein chinesisches Speiselokal an. Aber in dem Lokal schreien die Kellner laut herum, rennen mit ihren Tellern umher und stoßen dauernd an unserem Tisch an.

Anders als bei uns scheinen hygienische Kriterien weniger zu gelten, was an den im Schaufenster hängenden geschlacheten Enten ersichtlich ist. Der Koch verbietet mir auch prompt weitere Aufnahmen.

Immerhin, das Essen schmeckt recht gut, zumal wir keinen Einblick in die Art der Zubereitung haben. Dennoch, neben dem Paternoster für das Essen steht ein riesiger, offener Mülleimer für Speisereste und der Kellner gibt mehrere übereinander geschichtete Speseteller ohne Rücksicht auf die Speisen, die dann später am Boden des darüber befindlichen Tellers kleben, in die Mikrowelle - prost Mahlzeit.
Auf der Fahrt zum "Metropolitan Museum of Art" verfahren wir uns mit den Bussen gründlich und steigen schließlich entnervt im Stadtteil Harlem aus. Nun, recht sauber sind die Straßen und lediglich einige Jugendliche streiten sich auf dem Gehsteig über Reviergrenzen. Erst kurz vor der Schließung erreichen wir das Museum, wo noch zusätzlich der Rembrandt-Saal zur Renovierung geschlossen ist. So wird es nur eine Stippvisite, vielleicht ein anderes Mal mehr...

Am letzten Tag buchen wir eine geführte Tour durch "Ground Zero". Eine der Führerinnen hat am 11. September hier ihren Sohn beim Feuerwehreinsatz verloren. Nur durch Führungen kann sie diesen unsagbaren Verlust überwinden. Die Schilderungen der Katastrophe vom 11. September sind so beklemmend, dass wir mit den Tränen kämpfen. Zum Abschluss besichtigen wir den Brunnen der Tränen, in dessen Mitte ein durchleuchteter Quarzkristall hängt und in dessen Wasserbecken vor jedes Namensschild mit kurzer Personenbeschreibung regelmäßig von der Decke der Halle Wasser tropft und Kreiswellen bildet.

Um 21:20 fliegen wir vom Kennedy-Flughafen ab, Richtung Deutschland.

Der neue Morgen des 4. September begrüßt uns mit einem Tiefblick auf die holländische Atlantikküste - Europa hat uns nach insgesamt 8 Monaten wieder! Unser Jugendtraum ging auf diese Weise, leider mit Unterbrechung, in Erfüllung.


Fazit unserer Reise:
a) Am besten hat es uns in der Weite und Stille des Outback gefallen, was einem ein fast grenzenloses Gefühl der Freiheit vermittelt. Australien hat für uns einen hohen Wiederholungsfaktor, mehr noch als das wunderschöne aber touristisch sehr erschlossene Namibia.
b) Auch Länder wie Südafrika, Vancouver Island und USA weisen sehenswerte Landschaften auf, sind jedoch oft stark zersiedelt und im Griff des globalen Tourismus.
c) Hawaii, nun Oahu ist sehr erschlossen, etwas weniger Kauai. Jedenfalls ist Hawaii wie jedes andere Land einen Urlaub wert und bietet traumhafte Naturerlebnisse.
d) Rat an Alle mit Weltreise-Ambitionen: Wartet damit nicht, bis ins Rentenalter, sondern je früher umso besser! Junge Leute kommen leichter mit Unannehmlichkeiten wie Wartezeiten, Reiseplanänderungen, Erkältungen usw. zurecht. Auch finden sie bei Ebbe in der Urlaubskasse besonders in Australien gute Zeitjobs.
e) Verglichen mit dem Ningaloo und dem Barrierre Riff Australiens bietet z.B. die ägyptische Küste im Roten Meer lohnenswertere Taucherlebnisse, ebenso die Malediven, die allerdings noch immer unter den Folgeschäden des El Nino leiden.
f) Überall begegneten uns freundliche und hilfsbereite Menschen!
g) Uns beiden hat die Reise gezeigt, dass wir ein super Team sind und uns auch in schwierigen Situationen gemeinsam durchschlagen. In der Sattheit unserer Wohlstandsgesellschaft vergisst man nämlich bisweilen die Bedeutung einer Partnerschaft.
h) man neigt dazu viel zu viel Gepäck mit zu nehmen. Wir reisten jeder mit einem Trolly und benötigten eigentlich nur die Hälfte seines Inhalts.
i) Ein Laptop wäre sehr hilfreich gewesen, da wir viel Zeit und Geld in Internet Cafe´s vergeudet haben.
j) Sämtliche Bilder wurden mit einer kleinen Digitalkamera Canon A 95 gemacht. Immer wieder wunderten wir uns über Touris mit gewichtsträchtiger und voluminöser Analog- oder Digitalkamera. Ausreichend Speicherkarten mitnehmen, Vorschlag: insgesamt 4 - 6 GB!
k) Es ist kaum zu glauben, aber wir benötigten mehrere Wochen, um uns hier in Deutschland, in Reutlingen wieder heimisch zu fühlen. Gerne würden wir wieder reisen... Dieser Wunsch verstärkte sich beim Besuch der CMT 2008.

Danksagung:
- Unseren Planungs- und Buchungshelfern vom ADAC Reutlingen, die auf unsere Flexibilität, gekennzeichnet durch häufige Planungsänderungen, geduldig und hilfreich reagierten.Sie sahen auch ein, dass für uns ein festgezurrtes Urlaubspaket dem uns innewohnenden Freiheitsdrang, wohl eine Folge des vereinnahmenden Sozialismus in dem wir früher (über)leben mussten, grundlegend widerspricht. (Welches Reisebüro arbeitet schon gerne mit spontan entscheidenden Kunden?)
- Dank gebührt auch Sellmaier Reisen, die uns günstige Angebote für Camper, besonders in Australien zukommen ließen.
- In Namibia ist angesichts der starken Frequentierung eine Vorausplanung der Quartiere fast schon Pflicht, der wir dank der Beratung durch Sunbird Tours in Windhuk erfolgreich ausweichen konnten. Auch unserer recht kurzfristigen Rückkehr nach Windhuk konnte durch die unkonventionelle Unterbringung in der Garage vom Kashima B&B entsprochen werden.
- In Namibia waren es unsere Freunde Manfred&Barbara, in Australien Tom&Julia und in den USA Ghita&Marioara sowie Bert&Fon, bei denen wir echte Gastfreundschaft genießen konnten.
- Last but not least danken wir unseren lieben, großen Kindern, die unsere Verbindlichkeiten (Anträge, Zahliungen, Handwerker...) und unser Haus bis zu unserer Rückkehr betreuten.
- Danke auch Allen, die an unserer Homepage Gefallen (oder auch nicht) fanden. Aus diesem Grund ist bei diesem Blog ein Kommentar zugelassen.