Einmal um die ganze Welt-juhu

Saturday, November 25, 2006

Lüderitz-Windhuk-Reutlingen (Eri berichtet)

In Lüderitz haben wir wenig Freude. Wir übernachten in der Pension "Zur Waterkant", sehr empfehlenswert, da preisgünstig und dennoch sehr sauber, die Zimmer o.k., das Frühstück opulent und die Gastgeber nett und hilfreich. Leider paltzt unsere "Pinguintour", da das Schiff wegen Schaden der Motorkühlung umkehren muss.


Auch in der Autowerkstätte gibt es schlechte Nachricht: Unser VW Bus läuft nur auf 4 von 5 Zylindern. Nach längerer Beratung wird im Sondereinsatz das fehlende Fernlicht repariert. Mit neuen Hochtemperaturzündkerzen läuft der Motor zwar wieder einigermaßen, jedoch wird uns geraten, umgehend nach Windhuk zu fahren. Somit verzichten wir auf weitere Fahrten über Gravelroads, z.B. zum Fischriver. Wir trösten uns damit, diese Tour ein nächstes Mal zu günstiger Jahreszeit anzugehen. Ich erzähle Viktoria von der fantastischen Landschaft, die ich im Vorjahr dort erleben durfte. Eine Wanderung im Fishrivercanyon ist in der Sommerzeit, da viel zu heiß nicht erlaubt.


Wir haben genug der Pannen und bedrohlichen Erfahrungen und beschließen, Urlaub vom Urlaub zu machen. Wir bestellen über Frau Wolff (Sunbird Tours) den Heimflug und bei Jeanette (Kashima B&B) das Quartier. Am 21.11. fahren wir die 816 km nach Windhoek. Zwar ist die Strecke sehr lang, doch auf der Asphaltstraße, die meist schnurgerade verläuft und dem sehr spärlichen Verkehr ist die Reise an einem Tag zu bewältigen. Unterwegs halten wir in Keetmannshoop, einem kleinen Städtchen in dem einige Gebäude wie z.B. das Kaiserliche Postamt (heute Touristinfo) an die Kolonialzeit erinnern. Wir erledigen die anstehenden Überweisungen für das Quartiere in der Tsauchab River Lodge. Der Hunger und die Empfehlung der Bankangestellten geleiten uns in Uschi´s Kaffee. Ich bestelle Bratwurst mit Pommes und Viktoria entscheidet sich für eine Pizza mit Meeresfrüchten. Ich kann mich nicht beklagen, mein Essen ist o.k. , die Pizza jedoch ist außen heiß und innen kalt, so dass Viktoria sie zurückgehen lässt. Als sie sie wieder bekommt ist sie zwar durch, jedoch total vermatscht. Viktoria hat nach wenigen Bissen genug.
Auf unserer Weiterfahrt lassen wir den Brukkaros in der Ferne zu unserer Linken zurück. Lange Zeit wurde dieser hufeisenförmige 650 m hohe Berg mit einem 2 km weiten "Krater" als Rest eines Vulkankraters und somit als Zeuge jüngerer vulkanischer Tätigkeit in Namibia gehalten. Neuere Forschungen ergaben, dass aufsteigende Magma im Kontakt mit dem Grundwasser dieses schlagartig verdampfte, was zu einer gewaltigen Explosion führte. Wir denken dabei an die Maare der Eiffel und an den schwäbischen Vulkan. Nur ist hier alles um ein Vielfaches größer.
Je weiter wir nach Norden kommen, desto grüner wird die Landschaft. Dies ist die Folge der sich ankündigenden Regenzeit in der nördlichen Landeshälfte. Urplötzlich meldet sich diese auch bei uns mit zunehmend düsteren Gewitterwolken, die wie eine schwarze Decke über der Landschaft liegen. Verstohlen schickt die Sonne noch einige Strahlen darunter ins Veld und lässt es hell leuchten.


Wir geraten in ein fürchterliches Gewitter: Der Regen ist so dicht, dass unsere eh schon schwächelnden Scheibenwischer die Wassermassen nicht bei Seite wischen können und unsere Sicht stark eingeschränkt ist. Im Schritttempo fahren wir einfach weiter und schwitzen vor Anspannung. Da kommt uns ein Truck entgegen und beschert uns einen zusätzlichen Wasserschwall: auch das noch- die Sicht ist gleich Null- wir bleiben stehen!


So schnell wie das Gewitter gekommen ist, ist es auch wieder vorbei. Ein Wolkenschauspiel, wie wir es noch nie erlebt haben wird uns jetzt zuteil. Zum ersten Mal sehen wir dank der klaren Luft auch ganz deutlich den violetten Bereich des dreifachen Regenbogens. Besonders bunt gestaltet sich das Bild in Rehoboth, der Hauptstadt der Baster (Kurzform der Bastarde: Es sind Mischlinge, die auf ihre schwarz - weiße Abstammung sehr stolz sind.)


Wir fahren durch eine zunehmend gebirgige Landschaft, deren graubraune Farbtöne im Kontrast zum rotblauen Himmel stehen. Wir erreichen Windhoek bei völliger Dunkelheit.


Erschöpft beziehen wir im Kashima bei Jeanette Quartier. Da wir außerplanmäßig kurzfristig gebucht haben, müssen wir für die zweite Nacht umziehen. Jeanette richtet uns mittels bequemer Luftmatratze eine Schlafstätte in ihrer geräumigen Garage ein. So kommen wir unvermittelt noch einmal zum Campen. Hier packen wir auch unsere sieben Sachen für den Heimflug, ein Unterfangen, welches sich wegen der angeschafften Bücher und Kunstgegen- stände, also auch der Gewichtsverteilung, als sehr schwierig erweist. Schließlich beschließen wir keine Frachtpost loszuschicken, sondern alles gleich mitzunehmen.


Nach erneutem Bezug eines Zimmers, verbringen wir die verbleibenden Tage in Windhoek mit Einkäufen von Souveniers, Besichtigungen des Reiterdenkmals, der Christuskirche und des Tintenpalastes, Baden im Pool und gemütlichem Plaudern an der Hausbar. Zum Dank für ihre geduldige Betreuung unserer individuellen und sehr flexiblen Urlaubsgestaltung laden wir Frau Wolff zu Kaffee und Kuchen im Artcraftzentrum ein. Hier hat man ein breit gefächertes Angebot vieler einheimischer Kunstgewerbler.


Das Reiterdenkmal erinnert an die Gefallenen, an ihren Wunden oder Krankheiten erlegenen Schutztruppler und "deutschen Bürger" der Jahre 1903 bis 1907 während der Herero- und Nama- Aufstände.

Am 11. August 1907 wurde der Grundstein für die Christuskirche gelegt, die im neuromanischen Stil mit gotischen Elementen erbaut wurde. Am 15. Oktober 1910 fand der Einsegnungs- gottesdienst der dem Frieden geweihten Kirche statt.


Der Tintenpalast, der 1913 erstmals als Verwaltungsgebeude des Schutzgebietes bezogen wurde ist heute der Sitz des Parlaments. Der Volksmund verlieh diesem in eigenständiger deutscher Kolonialarchitektur gebauten (mit spezieller Belüftung) Gebäude den Namen, weil damit so viel Bürokratie verbunden war.


Am 25. November bringt uns das Taxi sehr früh morgens zum Flughafen. Wir reihen uns in eine bereits endlos lange Warteschlange. Um dennoch voran zu kommen teilen wir uns die Aufgaben: Ich warte in der Reihe und komme nur langsam je einen Schritt weiter, während Viktoria an einem Schalter die Kaufbelege und dazu gehörigen Souveniers vorlegt, um die Stempel zur Genehmigung der Steuerrückerstattung zu erhalten. Nach 2 Stunden Wartezeit sind wir schließlich an der Reihe unser Gepäck einzuchecken. Es wird spannend- wir haben 4 Gepäckstücke und je ein Handgepäck! Der Beamte hält uns diese Tatsache vor, doch als wir einwenden, dass wir länger als 3 Monate unterwegs waren sagt er, "thats o.k. but you have 24 kg to much". Viktoria guckt ihn charmant an, zuckt die Schultern und sagt "now, what can we do, that´s the situation!". Der Beamte zwinkert ihr zu, reicht ihr die Pässe und Flugtickets über die Theke und macht uns ein Handzeichen durchzugehen. Wir bedanken uns und verschwinden schnell vom Schalter - Glück gehabt, das hätte auch sehr teuer werden können! Nun müssen wir noch an zwei weiteren Schaltern anstehen, um die Steuern ausbezahlt zu bekommen. Auch hier sind es wieder längere Warteschlangen, die Abflugzeit ist bereits verstrichen doch keiner regt sich deshalb auf. Wir erhalten 100 € und 223 Rand zurück. Die Rand verklopfen wir gleich im Shop für einen Amarula - Likör, eine Giraffe für Benjamin, Zigaretten und eine Kerze mit afrikanischem Muster. Dann geht´s ab ins Flugzeug. Um 9.15 starten wir endlich. Eine Flugzeit von 9 h 22 min liegt vor uns. Wir vertreiben uns diese Zeit mit dem Austausch schöner Erinnerungen an die bisherige Reiseepisode, Lesen im Australienführer, Essen, Sehen eines Films ohne Ton und einem Nickerchen. Als wir über die Alpen fliegen ist es draußen bereits dämmrig. Nicht lange danach gibt der Pilot die Anschlussflüge bekannt und wir befinden uns im Sinkflug. Unter uns tauchen Münchens Lichter auf. Die Anzeige am Monitor gibt 8° C Außentemperatur an- bibber, bibber! 17.35 Uhr- wir sind gelandet! Nach 1/4 Stunde haben wir unser Gepäck und gehen unserem lieben Bernd entgegen. Wie schön ist es unseren Sohn wieder in die Arme schließen zu können!
Zügig, aber sicher bringt er uns nach Reutlingen- nach Hause. Wir laden bloß das Gepäck aus und fahren gleich zu Bernds Wohnung, denn die Sehnsucht nach dem Rest der Familie ist zu groß. Hier feiern wir das Wiedersehen mit unserem Nachwuchs: Tochter Birgit und Sohn Bernd mit Söhnchen Benjamin.
















Damit haben wir uns schon jetzt für Weihnachten beschenkt!

Sunday, November 19, 2006

Auf der Wildfarm Mahkubu (Eri berichtet)


Eigentlich haben wir bisher vergeblich nach einer Farm gesucht, die noch nicht auf Lodgebetrieb umgestellt hat. Viele Farmer können vom Viehbetrieb oder von der Jagd nicht mehr leben und haben deshalb Zimmer oder sogar Wohnhäuschen für Gäste eingerichtet, um ad dem boomenden Tourismus teilzuhaben. Wir wollen aber das normale Leben auf einer Farm miterleben. In unserem Reiseführer wird die Farm Mahkubu als ursprünglich und traditionell erwähnt, leider ohne Ortsangabe. Die Telefonauskunft in Maltahöhe gibt Johan eine ungefähre Ortsbeschreibung mit deren Hilfe wir uns am 13.11. auf Suchfahrt begeben. Wir machen einen Umweg über die D 850 und erreichen die Zebra River Lodge, auf der ich mich im letzten Jahr aufhielt, nun zeige ich dieses schön gelegene Quartier auch Viktoria. Die Gravelroad führt vorbei an ausgedehntem Farmgelände nach Maltahöhe, einem kleinen Nest mit Hotel, Tankstelle und einem Nama-Kunstgewerbe-Zentrum. Über den malerischen Tsaris-Pass geht es wieder hinab in die Ebene der Namib-Wüste. Roter Sand, schwarzes Gestein, gelbes Gras und grün belaubte Bäume bilden mit dem intensiven Blau des Himmels einen eindrucksvollen Farbkontrast.


Auf der Nebenstrecke D 830 kämpfen wir mehrere Kilometer mit tiefgründigem Sand und hoffen, dass wir nicht stecken bleiben. plötzlich erblicken wir ein kleines schief hängendes Schild mit der Inschrift "Mahkubu". Hinter dem Farmtor öffnet sich ein so genannter Path, d.h. zwei tiefe Reifenspuren, die über Geröll und tiefen Sand aufwärts streben.


Mausi (Viktoria) wird es mulmig und auch ich zweifle etwas an der Existenz der Farm, mache ihr aber Mut, weiter zu fahren. Plötzlich bleibt das Fahrzeug im tiefen Sand stecken. Versuche das Fahrzeug weiter zu bewegen scheitern, wir graben es vielmehr immer tiefer ein. Zum Glück habwen wir eine Plastikschaufel, mit der wir das Auto wieder frei schaufeln. Ich schiebe kräftig, während Mausi vorsichtig im ersten Gang anfährt: geschafft! Diese Situation trifft auf den folgenden 11 km noch einmal ein. Zudem hat der letzte Regen im Vorjahr tiefe quer verlaufende Rinnen geschaffen, die mir unabhängig von der Mittagshitze den Schweiß der Anstrengung fließen lässt. Nach einer uns endlos erscheinenden Zeit fahren wir vor dem schmucken Farmgebäude vor.


Manfred, der Farmer tritt vor das Tor und fragt:" Wo kommt ihr denn her, wie habt ihr uns gefunden? Normalerweise rufen die Leute vorher an, damit wir sie vom Farmtor abholen" Aus diesen Worten klingt weniger ein Vorwurf als vielmehr Überraschung und Besorgnis. Trotz der Überraschung siegt die Gastfreundschaft und Barbara, die Farmersfrau veranlasst ihre Angestellte Katrina, uns ein Zimmer herzurichten. Von Anfang an fühlen wir uns bei diesen beiden äußerst netten Menschen richtig wohl, ja fast wie zur Familie gehörend. Zwei weitere Gäste, Peter und Marianne (Dänemark/Südafrika und Deutschland) sind auch da. Gemeinsam wir gemütlich geplaudert und abends ein saftiges Oryxsteak verspeist.

Danach fahren wir mit dem uralten Landrover ins Farmgeläde, wobei Barbara mit einem Halogenstrahler die Gegend nach Tieren absucht. Angestrahlt leuchten die Augen von Springböcken, Oryx und Steinböcken auf.

Um 6:30 stehen wir auf, trinken bloß einen Kaffee und fahren mit Manfred zur Wasserpumpe. Etwa einmal pro Woche müssen die verschiedenen Wassertränken nachgefüllt werden. Dazu muss zunächst die Wasserpumpe in Betrieb gesetzt werden. Das geschieht mit einem alten Dieselmotor, dessen Wasserkühlung von Christian, einem Nama während dem mehrstündigen Betrieb nachgefüllt wird (eine zum Dösen vortrefflich geeignete Langzeitaufgabe- Lieblingsbeschäftigung vieler Schwarzen, sorry aber so ist es leider).


Damit das Wasser zum jeweiligen Dam kommt, müssen die einzelnen Pipes entlüftet werden. Dies wiederum ist Manfreds Aufgabe und dauert bis zur Ankunft des Wasserschwalls einige Zeit, während der man gemütlich miteinander plaudern kann.



Von wegen Einsamkeitfast hautnah und lebensbedrohlich bewusst werden...































Nach Auffüllen der Dam's (Wasserbehälter) frühstücken wir gemeinsam auf der Terasse, wo wir auch den Rest des Tages mit Erzählen, Beobachten der zur Tränke kommenden Springböcke, Wäsche waschen

und Schwimmen im Dam verbringen. Jeder erzählt aus seinem Leben. Wir erfahren, dass Manfred und Barbara aus überwiegend gesundheitlichen Gründen vor 11 Jahren nach Namibia ausgewandert sind und sich hier heimatlich wohl fühlen. Die Töchter sind derzeit in Deutschland, eine will nach beendeter Ausbildung wieder nach nach Namibia.
Außer den 2-3 wechselnden Angestellten (Namas) leben sie hier auf den 76000 ha mit 4 Hunden, 2 Katzen, 31 Ziegen 40 Schafen, 2 Pferden und einem Esel. Auf dem Farmgelände leben etwa 1000 Springböcke, 120 Oryx, 100 Kudus, 70 Steinböcke, 70 Klippspringer und 8 Leoparden.


Barbara managt mit unglaublicher Vitalität, viel Humor und Konsequenz das Farmgeschehen: verteilt Arbeiten für die Angestellten, füttert die Haustiere und deren Nachwuchs und ist für technische Reparaturen z.B. an Motoren, zuständig. Manfred, der Ruhigere kümmert sich hauptsächlich um Arbeiten im Veld. Sein Temperament sprüht so richtig, als er auf einem Weltempfänger ein Hamburger Fußballmatch hört.


An dem nun folgenden Relax-Tag, an dem ich mich von einem unverhofften starken nächtlichen Durchfall erhole, beschließen wir, noch einige Tage in dieser Oase des Friedens und der Gastfreundschaft zu verbringen, schließlich hatte ja auch Barbara darauf angespielt. Um nicht untätig zu sein, hilft Mausi Barbara bei der Fütterung der Tiere. Die Ziegen- und Schafbabys werden mittels Nuckelflasche "abgefüllt", sie sind dabei ganz ungestüm.


Heute unternehmen wir eine größere Fahrt mit dem betagten Rover über das Farmgelände. Barbara und Mafred müssen ihm ab und zu gut "zureden" und es klappt bewundernswert über "Stock und Stein".



Die zur Farm geörenden, verzweigten Täler sind beiderseits von den bis etwa 200 m hohen Tirasbergen eingeschlossen, über deren Bergkuppe der Farmzaun läuft.


Unser Mittagsschlaf wird von einem eigentümlichen Trommeln aufs Blechdach des Hauses jäh unterbrochen. Wir laufen auf die Terasse: Ein kurzes, aber heftiges Gewitter prasselt nieder! Eri vollführt im Regen einen wahren Freudetanz.


Besonders eindrucksvoll sind die Wolkenbilder nach dem Regen. Ich will in die Küche gehen, um bei einem Drink auf der Terasse dieses Schauspiel zu genießen. Manfred als höflicher Gastgeber geht dafür selber, öffnet die Tür zum Haus und schlägt sie sofort wieder zu mit dem Schrei: "Kobra im Haus! Alle weg!" Mausi zerrt mich erregt auf den Rover, in sicher Höhe. Leider muss die Schalnge von Manfred und Barbara erschlagen werden, da sie sich das schattige Plätzchen im Hausflur angeblich merkt und wieder kommen würde.


Mir wird erst am nächsten Tag so richtig klar, dass Mausi möglicherweise Pech gehabt hätte. Der Gedanke verfolgt mich und bestärkt meinen seit einigen Tagen aufkeimenden Wunsch, über Weihnachten Heimurlaub zu machen...


Traumhaft kontrastreiche Wolkenbilder, ein blutroter Abendhimmel und ein Springbokck-Braai nach dem Regen geben diesem Tag bei einem kühlen Glas Saftschorle auf der Terasse einen positiven Ausklang.

Wie schnell die Natur hier auf ein bißchen Regen reagiert, sehen wir am nächsten Morgen an einem am Vortag noch dürren, von uns für abgestorben vermuteten Teestrauch. Nun, nach einigen Stunden haben sich grüne Blätter entfaltet und Blütenansätze sind sichtbar.


In der Morgenfrische fahren wir zur Wasserkontrolle bei einem Dam. Dann steigen wir in einem Rivier hinauf in Richtung Gorab- Berg. Wilde Felsformationen und (giftige) Euphorbien säumen den Weg. In einiger Entfernung queren 21 Kuduantilopen das Rivier, phantastisch! Wir finden im Rivier auch angeschwemmte Kimberlit- Stücke, finden allerdings keine Diamanten darin (wer weiß?).


Wir sehen zwar den Leoparden nicht, kommen aber an seiner Höhle vorbei, in deren Nähe wir ein Kuduskelett und ein Gehörn finden. Ich höre ihn auch weit entfernt brüllen.


Wie unterschiedlich zwei Partner sein können, erfahre ich am nächsten Tag. Viktoria erkundigt sich bei Manfred nach dem Verbleib der Kobra. Aus dem Müll wird sie herausgeholt und von ihr mittels eines Drahtes teilseziert. Manfred: "Unglaublich, du hast ja gar keine Angst vor Schlangen!" Viktoria: "Ja, wenn sie tot sind". Sie sieht sich die kleinen Giftzähne an und versucht, ihre letzte Mahlzeit zu identifizieren und bemerkt dabei "Schade dass sie sterben musste". Während ich bei der gestrigen Begegnung im Gegensatz zu Viktoria cool blieb, zittere ich nun innerlich bei dem Gedanken: "Es hätte sein können..." (bin halt "Spätzünder, der zunehmend Heimwehverspürt).


Letzter Tag bei Barbara und Manfred! Wir fahren querfeldein bis zum Fuße des Hausberges, allerdings auf dessen Rückseite. Wir steigen bergan bis zu einer etwa 2 - 3 Meter breiten und bis zurm Gipfel hochstreichenden Quarzader im roten Quarzit (Nama-Formation, 500 Mio. Jh.?). Mausi wird von der "Mineraliensucht" gepackt und sammelt fleißig von der Verwitterung losgelöste Bergkristall-Stufen. Leider können wir schöne 20 -ö 30 cm große Stufen mit bis zu 2 cm großen Kappenquarzen mit dem Fäustel nicht frei klopfen, da dabei mehr zerstört als geborgen wird. Leider sind auch die großen Turmalinkristalle der Verwitterung zum Opfer gefallen. Es war wohl Schörl (schwarzer, eisenhaltiger Turmalin), wovon die Eisenoxid-Patina des sonst schneeweißen Quarz zeugt.





















Heute heißt es Abschied nehmen nach einigen wunderbaren Tagen. Manfred begleitet uns mit dem Jeep bis nach den Sandfallen. Er hört den recht stotternden Motor und rät uns, vor Besuch des Fishriver- Canyons nach Lüderitz in die Werkstatt zu fahren. Dennoch nehmen wir den etwas weiteren jedoch landschaftlich spektakulären Weg am Namibrand. Die Farbkontrast zwischen roter Wüste, grauschwarzen Bergen und tiefblauem Himmel tun den Augen fast weh.


Kurz vor Lüderitz, bereits auf der asphaltierten Nationalstraße erleben wir noch ein vom Küstennebel versursachtes Blütenmeer aus lauter Mittagsblumen (die wir im Richterveld vergebens suchten, da bereits verblüht).

Sunday, November 12, 2006

Namib-Wüste (Bericht von Eri)

Endlich, am 09.11. sind wir mit unserem Fahrzeug startbereit und fahren von Swakopmund bis Walfischbay auf asphaltierter Strasse (so ein Luxus!). Die beginnende rote Namibwüste erkennen wir an den sich bereits hier auftürmenden hohen Dünen. Da der Kuiseb in Küstennähe im Sand versickert, stellte er nunmehr kein Hindernis für die Dünen dar, so dass sie allmählich nordwärts auf Swakopmund zu wandern.

Im Gegensatz zum malerischen und vom Jugenstil geprägten Swakopmund strahlt die am Reißbrett entworfenen Hafenstadt Walfischbay englische Nüchternheit aus: unterschiedliche historische Voraussetzungen im 19. Jahrhundert. Im Süden von Walfischbay befindet sich eine große Lagune, dich mit Wasservögeln wie Flamingos und Möwen bevölkert. Jenseits der Strandstraße reihen sich Luxusvillen aneinander. In deren Gärten sieht man, wer hier die körperliche Arbeit verrichtet: Schwarze wie auch sonst im Lande.
















Auf der C 14 durchqueren wir den Namib-Naukluft-Park. Für die Hauptstrecken benötigt man keinen kostenpflichtigen Permit von der Naturschutzbehörde. Im tief eingeschnittenen Kuiseb-Canyon machen wir eine Mittagspause und vezehren eine Melone. Wir gedenken dabei der beiden Geologen (Buch: "Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste", Autor Henno Martin), die hier dem 2. Weltkrieg für einige Zeit auswichen. Paradox: Dem Nazi-Wahnsinn wichen sie nach Namibia aus, heir jedoch suchten sie die Engländer zwecks Interierung als vermutete deutsch Spione!


Die Gegend wird zunehmend bergig und die Piste schraubt sich in Kurven immer höher auf über 1000 Höhenmeter. Vorbei geht es an der malerisch gelegenenen Nobellodge Rostock-Ritz, die wir auch besichtigen aber als zu teuer befinden. Am Nachmittag erreichen wir Solitaire, eine aus Tankstelle, Shop, Lodge und Campsite bestehende Siedlung, die ihrem Namen "Einsame" alle Ehre macht. Für 260 N$ p.P. einschließlich Frühstück beziehen wir ein nettes Zimmer in der von Nmas geführten Lodge. Im Inneren des Resorts ist ein großer Pool, umgeben von einem üppig grünen Rasen- solche Kontraste gibt es in Namibia ... Wie genießen das kühlende Bad und genehmigen uns anschließend ein gutes Abendessen.


Früh morgens geht die Fahrt weiter nach Westen, auf einem Umweg über den Remhoogte Pass, Tagesziel ungewiss. der Pass erklimmt steil das Eskarpment (westliche Steilstufe) bis auf die Hochfläche in 1600 m Höhe. Beiderseits der Piste geht es Steil zu Tafelbergen hinauf, deren Kuppen durch wiederstandsfähigen Schwarzkalk vor Erosion geschützt sind. Die Landschaft ist kahl, jedoch vielfarbig.


Im tief eingeschnittenen Rivier des Noab erscheinen Bäume, die eine malerisch gelegene Schaffarm als grüne Oase erscheinen lassen. Wir trinken hier einen Kaffee und unterhalten uns mit dem tief gläubigen Farmerehepaar, das hier ohne elektrischen Strom und weitab jeglicher Zivilisation lebt. Die 3 Kinder sind seit dem ersten Schuljahr in Internatsschulen in Windhoek.















Die Weiterfahrt Richtung Sesriem, dem Eingang zur Namib Wüste führt in südwestliche Richtung und am Südrand der Naukluftberge vorbei. Nur selten begegnen wir Autos, die jedoch jedesmal eine riesige Staubwolke aufwirbeln, so dass wir schnell vor der Begegnung die Fenster schließen und kurzzeitig fast blind fahren. Gelegentlich begegnen wir auch zweirädrigen Fuhrwerken der Namas. Ein kurzer Abstecher zur Campsite des Naukluft Parks begeistert uns durch die wilde Berglandschaft. Die von hier aus möglichen mehrstündigen bis mehrtägigen Wanderungen sind bei der derzeitigen Hitze eher nicht empfehlenswert, wir jedenfalls verzichten darauf.
Im Rivier des Tsauchab machen wir Kaffeepause beim Tsauchab Camp. Niki und Joan, die Inhaber dieser netten Herberge plaudern mit uns und wir entschließen uns angesichts der freundlichen Aufnahme zumindest eine Nacht hier zu verbringen. Joan fertigt in seiner Freizeit aus Metallschrott Kunstwerke an, die einheimische Tiere darstellen.



Während der Plauderei fällt uns plötzlich auf, dass der VW Bus ganz schief hängt - wir haben einen Platten. Glück im Unglück: Joan hat einen Reifenservice, den einzigen weit und breit. Der Reifen ist vollständig durchgewalkt, so dass Joan telefonisch aus Windhoek einen neuen bestellt (1400 N$) . Da wir nicht auf dem Ersatzreifen weiter fahren wollen, beschließen wir, einige Tage hier zu verbringen.


Unser Entschluss wird durch die nette Unterkunft in einer schmucken Hütte weit ab der Farm bekräftigt. Die Hütte liegt unten am Rivierufer, ist mit Solarlicht ausgestattet, während im Außenbereich abends Petroleumlicht angemacht wird.


Joan erzählte uns, dass in dieser Gegend häufig Schlangen und Leoparden anzutreffen sind. Er erschlug nur wenige Tage vor unserem Eintreffen eine Puffotter im Haus, unweit seiner am Boden spielenden einjährigen Tochter. Mit etwas gemischten Gefühlen starten wir früh morgens, mit Wanderstöcken bewaffnet, auf eine mehrstündige Bergtour entlang des Kudutrails. Nach der Durchquerung des Riviers geht es zunächst flach und dann zunehmend steil bergauf bis zum Mt. Urikos. Obwohl es nur 300 Höhenmeter sind, machen uns die schnell steigenden Temperaturen ziemlich schlapp.


Eine wunderbare Aussicht zu den stark gefalteten Naukluftbergen im Norden und den tafelförmigen Tsarisbergen im Süden belohnt uns für unsere Mühe. Wir erfrischen uns mit dem inzwischen warm gewordenen Wasser und steigen wieder vorsichtig ab. Unterwegs entdecke ich auf einer Platte Muschelfossilien, deren Alter ich auf ca. 300 Mio. Jahre schätze (Etjo - Sandstein?). Koos, der auf dieser Farm sein Praktikum zur Guideausbildung absolviert, führt uns das Tsauchabrivier und erklärt uns Interessantes zur Pflanzen und Tierwelt. Er glaubt eine neue Skorpionart entdeckt zu haben, die nicht wie üblich auf dem Boden, sondern auf Bäumen lebt (sein Spezialgebiet sind Skorpione!). Unterwegs kommen wir auch zu einem Areal, wo nur hier anzutreffende (endemische) Art von Lebenden Steinen anzutreffen ist. Diese Pflanzen sind von den sie umgebenden Steinen kaum zu unterscheiden.


Um 4:30 stehen wir auf, richten uns und fahren nach Sesriem, ca. 70 km weit auf Schotter- und Sandpisten. Eine am Straßenrand weidende Herde Oryxantilopen laufen schreckhaft davon, die Tiere springen über den Weidezaun, dabei bleibt eine Antilope im Zaun hängen und stürzt darüber. Sie läuft anschließend noch einige Schritte torkelnd weiter , stürzt wieder und bleibt reglos liegen. Da wir die Einfahrt zu dieser Farm verpasst haben, melden wir dentraurigen Vorfall bei der benachbarten Bethesda Lodge. Man verspricht uns, nach dem Tier zu sehen und so fahren wir weiter. In Sesriem, dem Eingang zum Sossusvlei (Vlei bedeutet auf Afrikaans Tal) tanken wir, schütten 2 l Öl nach und holen uns den nötigen Permit. Die frisch asphaltierte Straße folgt dem Trockental des Tsauchab.


Beiderseits des breiten Tales, welches dicht mit gelbem Trockengras und ab und zu grünen Akazien bewachsen ist, türmen sich nach und nach immer höhere rotbraune Dünen. Im Morgenlicht erscheinen sie je nach Einstrahlung der Sonne orange, dunkelrot oder braun. Zwecks Forschung sind die Dünen nummeriert.


















Auf die aus Spielfilmen her bekannte Düne 45 steigen wir hoch, eine schon in den Morgenstunden schweistreibende Angelegenheit. Da wir bei jedem Schritt einsinken und zurückrutschen fällt uns Lenins Spruch ein: "Drei Schritte vor, zwei Schritte zurück..."


Mit uns krabbeln im Sand blauschwarze Käfer um die Wette, kleine Spinnen und Ameisen sowie eine Raupe. Ein possierlicher Wüstengecko, der abwechselnd je ein Vorder- und ein gegenüber liegendes Hinterbein hebt um es vom heißen Sand abzukühlen, flüchtet rasch vor dem Fotoapparat. Eines haben die Tiere gemeinsam, bei drohender Gefahr verkriechen sie sich im Sand. Der blauschwarze Taukäfer hat eine besondere Technik Wasser zu trinken: er macht einen Kopfstand und lässt die Tautropfen von seinem Bauch in die Mundöffnung fließen.

Endlich stehen wir auf dem Gipfelgrat der 200 m hohen Düne und trinken die Wasserflasche leer. Nach ausreichendem Rundumblicken und bestaunen der unwirklich schönen Landschaft rutschen wir mit den Sandkörnern ins Tal zurück.















Am Ende der 70 km langen Asphaltstraße warten Allradfahrzeuge auf Kundschaft, die wie wir nur ein 2x4 Fahrzeug haben. Wir entdecken auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit Blessing, unseren Guide aus Südafrika. Und wieder denken wir dabei "wie klein ist doch die Welt". Voll Wiedersehensfreude läd er uns zu einem Kaffee im Sesriem Camp ein. Doch zunächst fahren wir mit einem barfüßigen Dünenexperten namens Bushman zum Endparkplatz des Sossusvlei. Die Fahrt bis dahin geht über eine tiefgründige Sandpiste, in der schon manches Fahrzeug trotz Allradantrieb stecken geblieben ist. Unterwegs füttert uns Bushman mit Informationen über Dünen, deren Alter, Entstehung, sichelförmige Wanderdünen sowie Flora und Fauna dieses Gebietes. Der Parkplatz befindet sich unterhalb einer Querdüne, die das Tal völlig abschließt. Selbst bei Regen und entsprechend hohem Wasserstand versickert hier der Tsauchab und gelangt als Grundwasser unter den Dünen zum Meer. Ab dem Parkplatz unternehmen wir eine eine Wanderung zum Deadvlei, einer großen, weißen Salzpfanne mit abgestorbenen Bäumen.


















Vor Jahrtausenden floss der Tsauchab bis hierher, bis eine Wanderdüne ihm den Weg versperrte. Mangels Wasserzufluss starben hier fast alle Bäume ab. Mangels Feuchtigkeit kann das Holz nicht verfaulen, es wirkt eher mumifiziert.







Wir bestaunen einen Springbock, der sich in diese lebensfeindliche Umgebung begeben hat. Auch im Sand wächst zum Teil grünes Gras und sprießen spärliche hübsche Blumen, die vermutlich ihre Feuchtigkeit vom Küstennebel empfangen.

Nach so vielen wunderbaren heißen Wüstenerlebnissen brauchen wir dringend einen Kaffee, den uns Blessing wie versprochen im Camp serviert. Er ist mit einer anderen Reisegruppe unterwegs zu den Viktoriafällen und kann es kaum fassen, uns nach 2 Monaten an diesem wüsten Ort zu begegnen.

Nach dem Plausch mit Blessing fahren wir zum nahe gelegenen Sesriemcanyon. Während der Eiszeit hat hier der Fluss einen engen Canyon in das Konglomeratgestein gesägt. Lange halten wir uns allerdings in dieser Schlucht nicht auf, da uns die Nachmittagshitze arg zusetzt.

Wir fahren zurück zum Tsauchabcamp. Leider müssen wir feststellen, dass die Leute von der Bethesda entweder nicht nach dem Tier ausschau gehalten oder den Vorfall nicht weiter gemeldet haben. Die Antilope liegt mit dick aufgeblähtem Bauch noch immer an der gleichen Stelle. Joan erklärt es damit, dass die beiden benachbarten Farmen wegen Konkurenzstreit nach Gästen verfeindet sind. Und das in einer Wildnis, in der man auf gegenseitige Hilfe angewiesen ist! Schade um das gute Fleisch. Ein Trost bleibt, Raubtiere kommen auf diese Weise auch zu einer leichten Beute.
Wir erfrischenden uns und waschen den Wüstenstaub bei einem Bad in der Zisterne, hier nennt man sie Damm. Anschließend genießen wir ein fürstliches Mahl und verabschieden uns von der gastfreundlichen Familie.