Einmal um die ganze Welt-juhu

Monday, January 29, 2007

Darwin und danach

Wieder stehen wir mit Julia und Tom um 5.45 auf, richten uns und werden sogleich zum Domestic Airport für Inlandflüge gebracht. Gemeinsam trinken wir noch einen Kaffee bzw. Kakao und verabschieden uns schließlich von unseren Freunden und lieben Gastgebern und gehen an Bord. Es ist 9.35 Uhr als wir abheben. Zunächst sehen wir Perth mit den in Rechtecken angelegten Straßenzügen, den großen S- Schlingen des Swan River und die Skyline. Dann verschwindet alles in den dichter werdenden Wolken. Eine Zeit lang schweben wir zwischen der flauschigen Wolkendecke unter und dem stahlblauen Himmel über uns. Als die Wolkendecke wieder aufreißt sehen wir Buschland und Farmen in der Tiefe. Selbst ein recht breiter Flusslauf ist auszumachen.

Als ich etwas später wieder aus dem Fenster schaue, eröffnet mir der Tiefblick ein wunderschönes Muster, welches von riesigen ausgetrockneten Salzseen, den Billabongs und roter Erde oder Felsen gebildet wird. Eine begehrte Kleidermarke trägt auch den Namen Billabong. Ich schaue auf die Karte und vermute, dass wir uns eben über dem Gibson Desert befinden.


Der Great Sandy Desert ist unverwechselbar als kahle und außerst trockene Fläche auszumachen. Der Sand und das Gestein in dieser Wüste ist so rot, dass es zu glühen scheint.


Zwischendrin vertreiben wir uns die Zeit mit einem Essen. Es gibt Hühnchen mit Reis oder Hackfleischklöschen mit Nudeln. Je weiter wir nach Norden kommen, desto dichter wird die Wolkendecke - jetzt ist in Darwin Regenzeit. Erst im Landeanflug durchbrechen wir die Wolkendecke, so dass die üppige Tropenvegetation des Northern Teritory und der Adelaide River zum Vorschein kommen. Auch einige Häuserzeilen des östlichen Teils von Darwin kann ich schon erblicken.

Wir gehen aus dem klimatisierten Flugblatz in die stickig heiße Tropenluft hinaus und freuen uns, dass der Shuttlebus mit dem wir zu unserem Hotel fahren, auch klimatisiert ist. Das Mirambena Hotel ist sehr nobel, ebenso unser Hotelzimmer mit zwei Betten, Schränken, Tisch + Stühle, Fernseher und einem schönen Badezimmer. Selbst Kühlschrank, Wasserkocher, Kaffeegeschirr (+Kaffee, Tee, Zucker), Bügelbrett und Bügeleisen sind im Zimmer vorhanden. Sogleich machen wir es uns nach dem Duschen bei einem Kaffee auf dem Bett gemütlich und schauen dem heftigen warmen Regen zu.

Abends gehen wir in das Hotelrestaurant speisen. Als Hauptgericht wählen wir den den äußerst leckeren und hier sehr geschätzten Baramundi, der als Filet an Kräutern mit einer schönen Gemüsebeilage serviert wird. Zur Feier des Tages gönnen wir uns auch eine Flasche Wein, der uns Banausen allerdings sogleich in die Glieder fährt und zu einer verfrühten Nachtruhe verhilft. In unserem Hotelzimmer hängen mehrere Bilder mit Aborigine-Motiven, u.a ein Baramundi. Beachtenswert ist die Punkt-Technik der Gemälde sowie die farbliche Verfremdung..


Am nächsten Morgen machen wir einen Stadtbummel. Alle Gebäude sind recht modern, nicht unbedingt schön zu nennen. Wenige Ruinen mit erläuternden Tafeln weisen darauf hin, dass im II. Weltkreig die Japaner Darwin bombardierten und fast dem Erdboden gleich machten. Kaum wieder aufgebaut, zerstörte ein heftiger Wirbelsturm am Weihnachtstag 1974 die Stadt wieder vollständig. Noch moderner und größer wurde sie wieder aufgebaut-unbeugsamer Pioniergeist.


Dass wir uns in den Tropen befinden, zeigen uns nicht nur die Mangrovenwurzeln am Meeresstrand, sondern vor Allem das feucht-heisse Klima, unter dem Eri sehr leidet. In der recht netten Fußgängerzone kriegt er einen Kollaps, dem ich mit Eiswürfeln aus einem Cafe' entgegen wirke. Es dauert eine ganze Weile, bis das Schwindelgefühl so weit nachlässt, dass er den Weg zum Hotel zurück gehen kann. Mannigfaltig ist auch die Blütebpracht des Parks: Strelitzien, weiße Lilien mit fadenförmig verlängerten Kronblättern, Flammenbäume, darauf Nektarvögel u.v.a.




Im Stadtbild des auch "top end" genannten Ortes fallen die vielen Obdachlosen auf, meist Aborigines, aber auch einige zerlumpten Weiße. Um 17 Uhr schließen allen Geschäft und Restaurants (Ausnahme Supermarkt Woolworth und Mc. Donalds), so dass die Fußgängerzone sich mit Ausnahme der herumlungernden Aborigines leert. Die meisten von ihnen taumeln umher, was auf Trunkenheit hin deutet. Einige betteln im Vorbeigehen Passanten an. Sie übernachten auf den Gehsteigen und im Park. An einem Abend können wir beobachten, dass sie sich eine Art Lagerfeuer auf einem Gehweg anzünden und um dieses herum sitzen.


(Eri berichtet): Bei Mc. Donalds kriegen wir noch ein fast food Abendessen (gibt's in Darwin nur so was?) und beobachten einen Aborigine, der sein Shirt auszieht und es zum Münzen Einsammeln vor sich hin legt. Mit 2 Klanghölzern klopft er einen Rhythmus und singt dazu monoton. Viktoria ist neugierig und geht zu ihm, bietet ihm für ein Photo etwas Geld an, was er dankend annimmt. Auf die Frage nach seinem Alter weiß er nicht so recht was er antworten soll, er vermutet etwa 54. Uns tun diese entwurzelten Menschen leid. Die Frage, ob in den Aborigine-Gebieten noch ursprüngliche Lebensweise und Kultur gelebt wird, lässt sich leider nicht beantworten, da diese Gebiete für Touristen gesperrt sind. Die ausschließlich von Weißen geführten art craft Läden lassen eher vermuten, dass hier eine Kultur langsam erlischt, jedoch als Einnahmequelle recht erfolgreich vermarktet wird (Der Didjeridoo links in der Auslage kostet etwa 500 AUD, wieviel davon wohl der Hersteller erhält?). auf unserer Reise durch Westaustralien und auch in Darwin haben wir keinen einzigen Aborigine irgend einer Tätigkeit nachgehen gesehen. gibt es für sie keine Arbeit oder wollen sie dies nicht, Letzteres behaupten die Weißen. Im Buch "Traumfänger" von M. Morgan wird auch berichtet, dass die Aborigines ihre alte Lebensweise beibehalten wollen.


Mir geht es nach einer schlaflosen Nacht sehr schlecht: Schweißausbrüche, rasender Pulsschlag, Herzstechen und Panikvorstellungen vor der Durchquerung Australiens im Wohnmobil. Hinzu kommen Verlustängste auf Viktoria bezogen (Schlangenbiss, Autounfall, Hitze), die bereits vor Darwin anfingen. Sie ist sehr besorgt um mich und schlägt einen Abbruch der Reise vor. Ein Arztbesuch, der für mich etwas ernüchternd wirkt, da der Arzt mein Englisch angeblich nicht vesteht und Viktoria anspricht, bestätigt unsere Überlegungen. Bei Quantas ist man wenig kundenfreundlich, weshalb wir zum Darwin flight centre gehen. Eine äußerst nette Dame (dem Namen nach russischer Herkunft) berät uns in einem verständlichen Englisch. Leider erweist sich der bei Quantas gebuchte und bezahlte Business class Flug als nicht machbar, weil angeblich Quantas beim ersten Teilflug bis Hongkong über keine business class verfügt. Die Dame findet einen preisgünstigen Ersatz (ca. 1500 AUD p.P.) bei Brunei royal airways. Nun fahren wir noch mit einem Taxi zur weiter auswärts gelegenen Britz Agentur, wo wir das Wohnmobil abbestellen, das wir heute in Empfang nehmen sollten. Was wir von dem nunmehr verlorenen Geld (ca. 3000 €) von der Versicherung wohl wieder sehen, wahrscheinlich nur eine 2-stellige Zahl? We schon die Tage davor suchen wir auch am letzten Abend Kühlung im "heimischen" Pool. Angesichts des bevorstehenden Heimfluges kann ich dieses letzte Bad sogar genießen.

Früh morgens um 6.55 fliegen wir also mit Brunei royal Airlines von Darwin ab und haben einen achtstündigen Zwischenstopp in Bandar Seri Begawan, der Hauptstadt von Brunei. dieser kleine Staat, der nur 5765 Quadratkilometer misst und 382000 einwohner hat, befindet sich im Nordosten der Insel Borneo. Es ist ein Sultanat, welches erst seit 1984 seine Unabhängigkeit von England erreichte. Derzeit regiert der 29. Sultan, Sohn des 28. Sultans. Haupteinnahmequelle dieses reichen Landes ist Erdöl und Erdgas.

Wir entschließen uns, den langen Aufenthalt mit einer Stadtrundfahrt zu füllen. In der Longue genießen wir davor ein opulentes Mittagessen, oder ist es Frühstück? Unser Zeitempfinden ist durcheinander geraten. Nun werden wir zum Bus begleitet, mit dem wir durch die Stadt geführt werden. Unser Reiseleiter heißt Herman, er stammt aus Indonesien und erklärt, dass sich die holländische Kolonialzeit auch auf die Namensgebung ausgewirkt hat.


Wie in einem Märchen aus Tausend und einer Nacht mutet uns das Stadtbild an. An den Zäunen der Paläste befinden sich verzierungen aus purem Gold, die angeblich noch nie gestohlen wurden, da es in Brunei keine Armut und infolge dessen kaum Kriminalität gibt. Das Wappen von Brunei ziert das riesige Eingangsportal zum Sultanspalast und zur großen Moschee.

Die Moschee des 28. Sultans hat ebenso viele Türme mit vergoldeten Kuppeln. Der malerische See und das Steinschiff davor erinnern an das berühmte indische Tadj Mahal. Herman erzählt uns dazu eine Sage: Arme Leute schickten ihren Sohn Jonk nach Malaysia, wo er reich wurde und eine Prinzessin heiratete. Mit seinem großen Boot zu Besuch in Brunei, verleugnete er seine nicht standesgemäße Mutter und reiste ab. Die Mutter betete zu Allah und weinte bitterlich. Allah erzürnte sich und verwandelte das Boot zu Stein, so dass es unterging.


Entlang der von Parkanlagen gesäumten Stadtautobahn sehen wir für einen kurzen Augenblick das Preisschild einer Tankstelle. Herman rechnet die ausgewiesenen Preise in Euro um: 15 Ct/l - Traumpreise für unsereins. Außerdem müssen die Staatsbürger dieses Landes keinerlei Steuern entrichten.

Im Vorbeifahren sehen wir fast nur schmucke Villen, kaum ärmliche Häuser.

Die Straßenseite des streng bewachten Königspalastes darf man nicht betreten. von der gegenüber liegenden Seite erblicken wir die vergoldete Kuppel des Palastes. Er soll 177 Zimmer haben und gilt als der größte Königspalast der Welt. Die Zufahrt ist mit baldachinartigen Lichterketten überdeckt. Allerdings werden die Lichter nur zu wenigen ganz besonderen Anlässen wie Ende des Ramadan oder Geburtstag des Sultans eingeschaltet. Dann dürfen die Bürger den Sultan auch höchstpersönlich besuchen und sprechen. Dabei gibt es kostenlos erlesene Gerichte. Herman erklärt der Sultan sei sehr volksverbunden und beliebt. Seine autokratische Regierungsweise wird wohl in Kauf genommen, da er seine Bürger an dem Ölreichtum teilhaben lässt.

Nun fahren wir zur neusten Moschee, die erst 1974 fertig gestellt wurde. Dieses architektonische Prunkstück hat 29 Türme mit vergoldeten Kuppeln. Alle Wände sind entweder mit Fayance oder mit Labradorit verkleidet. Die Treppen und Säulen sind aus Marmor.


Die Rolltreppe hinter uns führt ins Innere der Moschee. Sie wird beim regelmäßigen Besuch des Sultans mit einem roten Teppich ausgekleidet. An dem zur Rolltreppe führenden Zaun entdecken wir einen Handteller großen Falter. Er wurde wohl von den Blumen angelockt, die von Frauen zum Schmücken der Moschee angeliefert werden.

Ein weiterer Stopp wird beim Royal Museum gemacht. Die Schuhe müssen draußen bleiben, wir betreten das Museum in Socken. Taschen und Fotoapparate kommen zunächst in Schließfächer, da nur in der Eingangshalle fotografiert werden darf. In der großen Eingangshalle ist der vergoldete Krönungswagen des aktuellen, 29. Sultans zu bestaunen. Dieser Wagen wurde ein einziges Mal, eben zum Krönungszeremoniell des Sultans verwendet. Gezogen wurde er von der Leibgarde. Im Museum sind ausschließlich Kleidungsstücke, Kronen, Waffen, Schmuck , Ehrungen und Bilder des aktuellen Sultans und seiner Vorgänger ausgestellt. Ganz schöner Personenkult!

Beim Verlassen des Museums kommt uns eine Gruppe traditionell gekleideter Muslime entgegen.

Unsere letzte Station auf der Stadtrundfahrt ist der Besuch der Watervillage. Rund 30000 Einwohner - die Hälfte der Einwohner der Stadt - leben hier in Häusern, die über dem Wasser des Brunei Flusses auf Pfählen stehen. Es ist die größte Pfahlbausiedlung der Welt. Mit einem Boot setzen wir über.



Vom Landungssteg führen Stege zu den einzelnen Häusern. Diese muten keineswegs ärmlich an, sondern sind recht groß, mit blumengeschmückten Veranden. Elektrischer Strom, fließend Wasser und Abwasserleitungen sind seitlich des Steges sichtbar. Manche Häuser haben ein eigenes Motorboot (statt Auto), andere benützen die regelmäßig verkehrenden Wassertaxis.
In einem der Häuser werden wir mit einheimeischen Kuchen und Früchten verwöhnt und Herbert erklärt uns die Lebensweise dieser Familie.


Auch ein Märchen aus 1001 Nach geht zu Ende. Nach dem Abendessen in der Longue checken wir zum Weiterflug ein. In der Abenddämmerung sehen wir unter uns die Lichter und den Strand von Brunei, etwas später ein blutrotes Abendrot. Es folgt ein zehnstündiger Weiterflug bis zum kurzen Zwischenstopp in Sharjah, den Vereinten Arabischen Emiraten.




In der Business class lässt sich ein solch langer Flug natürlich viel angenehmer überstehen. Wir fahren unsere Sessel in Liegeposition und dämmern ausgestreckt und zugedeckt langsam in die Traumwelt hinüber.

Nach dem Erwachen können wir uns in einem gepflegten Toilettenraum ordentlich frisch machen. Aus den vergoldeten Wasserhähnen kommt wahlweise kaltes oder warmes Wasser. Zusammengerollte Einwegwaschlappen, eine wohlriechende Waschlotion, Seifen und Aux de toilette liegen auch bereit. Die Toilette musste ich erst suchen. Sie verbarg sich unter einer gepolsterten Bank, die dazu da ist, dass man sich im Sitzen schminken kann.

Als wir Sharjah Stadt anfliegen tut sich unter uns ein wahres Lichtermeer und der Hafen Bur Khalid auf. Schardscha, auch Sharjah genannt ist eines der 7 Vereinigten Arabischen Emirate und liegt am Persischen Golf. Es wurde 1971 von Großbritannien aus den ehemaligen Trucial States in die Unabhängigkeit entlassen. Seit 1972 regiert ein Sultan namens bin Muhammad Al- Qasimi. Mit seinen 699000 Einwohnern ist es das 3. größte Emirat und war mit einer Landfläche von 3,3% bis 1950 das bedeutendste unter den Vereinigten Arabischen Emiraten. Es verlor jedoch diesen Rang wegen der geringeren Erölvorkommen. Sharjah gilt als sehr konservatives Emirat, da u.a. striktes Alkoholverbot (selbst für Touristen) und strenge Kleidervorschriften gelten. Zuwiderhandlungen werden streng bestraft (Mahnung, Bußgeld, Gefängnis).
Wir schlendern durch den Flughafen, in dem es nur so von Menschen- besonders von Männern wimmelt. Im Shop kaufe ich ein kleines Kuschelkamel für Benjamin. Wir bleiben an einem Bücherstand stehen, an dem kostenlos Bücher über den Islam in verschiedenen Sprachen- so auch Deutsch zu haben sind. Aus Neugier nehmen wir einige Bücher mit: "Islam und Christentum", "Eine Kurze Einführung in den Islam", "Weltanschauung und Leben im Islam".

Aus der tropischen Hitze kommen wir schließlich nach 10 weiteren Flugstunden in dem in Deutschland lange ersehnten und nun wahr gewordenen Winter an. Eri sucht zunächst unsere Hausärztin auf, um die Ursache für den Kollaps aufzuspüren. Zum Glück finden sich keine organischen Probleme, vielmehr hat ihm der noch nicht verarbeitete Tod seiner Mutter und die damit verbundene Verlustproblematik so zugesetzt, dass er körperlich darauf reagiert hatte. Die Wanderung auf den Georgenberg, unsere Kinder und die erste Schlittenausfahrt mit Benjamin sowie das traute Heim bringen für Eri Gott sei Dank schon bald zu einem besseren Wohlbefinden. Nun lassen wir uns noch etwas Zeit und ziehen dann wieder in die weite Welt.


Saturday, January 06, 2007

The best of the West

Um 5 Uhr aufstehen, und das am 2. Januar!? Tom faehrt heute ausnahmsweise nicht mit dem Zug, sondern mit dem Auto zur Arbeit, so dass er uns zum Hauptbahnhof von Perth, dem Treffpunkt mit dem Veranstalter "WesternXposure" bringen kann. Auf der Fahrt dorthin geht es zunaechst durch endlose Vororte, die alle weitlaeufig angelegt sind, entlang an breiten Strassen, an denen sich Haeuser im Bungalowstil reihen. Die meisten Haeuser sind eingeschossig und alle ohne Keller. Viele Touristenbusse warten schon; endlich finden wir unseren. Bevor wir losfahren, erfahren wir noch, dass Jugenherbergsausweisbesitzer 50 $ Ermaessigung haben und sprechen darueber mit dem Chef - ob wir es rueckwirkend bekommen? Auf nasser Strasse und bei bewoelktem Himmel (es hatte die ganze Nacht geregnet) fahren wir um 7:45 los. Jess, unsere Guidin laesst jeden Teilnehmer sich kurz vorstellen: 20 vorwiegend Jugendliche, die Haelfte davon Deutsche. Unser Endziel: Exmouth liegt 1500 km weiter noerdlich. Die Fahrt geht durch Waelder mit Araukarien und Gummibaeumen (meist Eukalyptus), sowie durch Buschwerk mit Grasbaeumen (frueher "Black Boy" genannt, weil die Kolonisten sie fuer mit Speer bewaffnete Eingeborene hielten). Ab und zu sieht man auch Gemuesefelder und Farmen mit Rindern.
Der erste Stopp nach mehrstuendiger Fahrt ueber den Hwy 1 ( Brand Hwy) ist im Nambung Nationalpark, in dessen Zentrum sich das Pinnacle Desert (Wueste) befindet. In dieser Maerchenlandschaft ragen aus dem gelben Wuestensand bis zu einigen Metern hohe Kalksaeulen empor. Es handelt sich um Erosionsformen des ehemals versteinerten Wuestensandes (siehe auch Pinguin Island). Kaum vorstellbar, dass hier vor etwa 10000 Jahren eine ueppige Vegetation wuchs, genaehrt von haeufigen Regenfaellen. In der darauf folgenden Trockenzeit modellierte der mit Sandkoernern beladene Wind diese Saeulen heraus.

Durch Buschland fahren wir weiter in Richtung Meer. Die Landschaft ist trockener als im Sueden. Weideland mit Schafen wechselt sich mit riesigen Getreidefeldern ab. Die Fahrt geht an Geralton vorbei und danach am Pink Lake. In diesen See (Lagune) wird periodisch frisches Salzwasser eingelassen. Darin entwickeln sich Rotalgen, die den See rosa faerben. Der Farbstoff der Algen wird extrahiert und dient der kosmetischen Industrie als Naturfarbstoff.
Nach weiteren rund 100 km erreichen wir den Kalbarri Nationalpark. Hier hat die Meeresbrandung ein etwa 100 m hohes Kliff geschaffen.

Unten besteht es aus roetlichem 400 Mio. Jahre altem Sandstein, darauf 300 Mio. Jahre alter Kalkstein - alter Kontinent! Besonders spektakulaer schlaegt die Brandung an den Pfeiler eine natuerlichen Bruecke. In dem Ort Kalbarri wird Quartier in einem recht ansehlichen Backpacker-hostel bezogen und ein Abendessen - Huehnerfleich mit halbgarem Gemuese auf einer Grillpafanne gebrutzelt, wenig appetittlich. "That's adventure tour", heisst es. Der Verdaungsspaziergang fuehrt uns an die Muendung des Murchison rivers. Sie ist breit und oeffnet sich trichterfoermig zum Meer hin. Bei starkem, anhaltendem Regen wird angeblich der Ort teilweise unter Wadsser gesetzt. Da wir Morgen um 5 Uhr aufstehen, geht es bald ins Bett.

Die halbe Nacht hat heftiger Regen auf dem Blechdach ein Orchester veranstaltet. Dennoch schliefen wir gut, dank der Muedigkeit vom Vortag. Es tut gut, in einem kurzen Telefonat die Stimme unseres Sohnes Bernd zu hoeren. Dusche und Mueslifruehstueck wecken die Lebensgeister. Um 5:45 fahren wir bereits weiter, da ein langer Tag bevorsteht. Ueber eine rote Sandpsiste geht es in den Teil des Kalbarri Nationalparks, der die Schlucht des Murchison enthaelt. Der Fluss hat sich in dem roten bis weisslichen Devon-Sandstein entlang von Bruchlinien tief eingeschnitten. Die Felsformationen erinnern ein wenig an die Pfalz oder das Elbsandsteingebirge. Wir steigen in einer engen Seitenschlucht ab. Einige Teilnehmer trennen sich hier von uns um sich an einer senkrechten Felswand fuer 40 $ (teurer Spass) abzuseilen, wir duerfen von unten zugucken. Der Fluss fuehrt braunes, mooriges Wasser, so dass die im Reiseprospekt angepriesene Bademoeglichkeit nur von einer jungen Teilnehmerin wahrgenommen wird.

Nach einer weiteren kurzen Fahrt durch diesen Nationalpark wandern wir zum Natural Window, einem Felsenfenster, dass durch Winderosion geschaffen wurde. Dier vielfarbige Blick in die Tiefe zeigt den Murchison River, der weit unter uns eine riesige Schleife macht, um fast an der gleichen Stelle seinen weiteren Verlauf zu nehmen. Dieser Ort ist so schoen, dass er alle Mal ein kitschig gestelltes Foto wert ist!

Auf dem Rueckweg zum Bus bewundern wir das Spinifex- Gras, dessen harte runde und spitze Halme gruen bis goldgelb schimmern.

Eine laengere Fahrt ueber den HWY bringt uns nach einem kurzen Stopp beim Billabong Roadhouse zur Shark Bay. Unter Billabong verstehen die Aborigines einen Trockenfluss mit aneinander gereihten Tuempeln. Dieser Name entwickelte sich ineressanter Weise zu einem begehrten Modesymbol. Auf der mehrstuendigen Fahrt bis zur Shark Bay droehnt laute Musik und Gesang sowie gleichzeitig diese uebertoenende Unterhaltung und Gelaechter von 4 jungen Englaenderinnen und der Guidin (Fahrerin und gleichermassen Reiseleiterin). Einwaende der Mitreisenden (8 Deutsche, 2 Franzosen, 1 Schweizer, 2 Spanierinnen, 1 Japaner) werden lachend uebergangen. Dies ist wohl der Beginn der sich in der kommenden Tage spaltenden Gruppe. In der Shark Bay machen wir einen Spaziergang zum Hamelin Pool. In dieser Bucht, die ein Naturschutzgebiet von internationalem Rang ist, wandern wir auf dem Holzsteg zu den weltbekannten Stromatoliten.

Vergleichsweise mit denen vom Lake Clinton sind diese schwarz und sehen weniger lebendig aus. Die Frage nach der schwarzen Faerbung bleibt leider offen, es koennte sich um von der starken Sonneneinstrahlung verkohlte Bakterienmatten handeln (unsere Deutung). Zudem sieht man weniger einzelne Saeulen, sondern miteinander verwachsene Formen, allerdings zahlenmaessig weitaus mehr. Danach fahren wir durch einen "Bellenden Zaun", der die ganze Peron- Halbinsel vom Festland oekologisch trennt. Er soll die urspruengliche Beuteltier- Fauna der Halbinsel von den nicht endemischen Tieren (Dingos, verwilderte Katzen, Fuechse, Ziegen und Hasen) trennen und dadurch ihr Ueberleben sichern. Gleich hinter dem Zaun spazieren wir durch niedrige Buesche zur Shellfish Bay. Der maessig harte Kalkwall entpuppt sich bei naeherem Hinsehen als eine Ansammlung von vielen kleinen, weissen Muschelschalen und Schneckengehaeusen, die leicht miteinander verbunden sind.

Ihre Verfestigung erfolgte in einer feuchteren Klimaperiode durch Regen, der den Kalk teilweise loeste. Dieser weiche Muschelkalk wird aehnlich wie der Kalktuff im Schwabenlande als leicht zu bearbeitendes Baumaterial genutzt. Jenseits des Walls wandern wir in dem warmen knietiefen Wasser dem offenen Meer zu und geniessen starken aber lauen Wind, sowie die Fussmassage durch die Muschelschalen am Grunde. endstation dieses Tages ist Danham, ein kleiner touristisch gepraegter Ort. In einem recht schmuddeligen Backpackerhotel wird eingececkt. Die Schluessel zu unserem Zimmer passen nicht und werden nach Reklamation ausgetauscht. Von der Tagesdecke wirbelt Staub auf: wann wurde wohl hier das letzte Mal geputzt? Wir kuscheln uns lieber in unsere eigenen Schlafsaecke und ruehren uns moeglichst nicht. Die gemeinsame Kueche starrt vor Dreck, so dass uns das Abendessen nicht wohl bekommt und am naechsten Morgen seine Folgen zeigt...

Dennoch geniessen wir den Abend, da wir Dank unserer Dertour Telefonkarte sehr kostenguenstig mit unseren Kindern sprechen.

Das morgendliche Muesli (alles andere ist mir da nicht gekuehlt, verfaerbt, Butter geschmolzen zu ekelig) liegt mir im Magen und hinzu gesellt sich Kopfweh. Meldet man solche Wehwehchen unserer Leiterin, so tut sie das mit einer Handbewegung ab oder wendet sich einfach weg. (Ein Glueck, dass wir auch viele sehr nette und freundliche Australier treffen, sonst wuerden wir an diesem Menschanschlag zweifeln).
Wir fahren zum Dolphin Centre bei Monkey Mia, welcher urspruenglich eine Forschungsstation fuer Delfine war. Nach Passieren der Shops, Restaurants und des gut informierenden (ueber Delfine und Aborigine- Kultur) Besucherzentrums geht es an den Strand, wo bereits viele Touristen auf die allmorgendliche Fuetterung der Delfine warten. Es kommen 6 Delfine mit ihren Babies. Ein Ranger dieses Resorts fuettert sie mit einigen kleinen Fischen und erzaehlt, wie es dazu kam, dass diese frei lebenden Delfine immer wieder an den Strand zur Fuetterung kamen. Es begann vor Jahren mit einem einzelnen Delfin, der sich in das flache Strandgewaesser wagte, Futter bekam. Nach und nach brachte dieser Delfin auch andere Mitglieder seiner Schule mit und so wurde es zu ihrer Gewohnheit regelmaessig zur Fuetterung zu kommen. Parallel hierzu zog es mehr und mehr Touristen zu diesem Spektakel hin. Auch einzelne Touristen duerfen die Tiere inzwischen fuettern.

Bei unserem naechsten Stopp im Oceanic Park koennen wir eine Reihe giftiger und gefaehrlicher Meerestiere aus naechster Naehe in provisorischen Aquarien (noch im Aufbau begriffen) beobachten und vom Ranger Informationen ueber diese erhalten: So sehen wir zwei mittels starkem Algenbewuchs vortrefflich getarnte Steinfische. Ihre aufstellbaren Stacheln der Rueckenflosse enthalten ein Gift, welches einen mindestens fuenftaegigen Krankenhaus- aufenthalt verursachen kann. Die etwa einen halben Meter grosse Schnappschildkroete kann einem mit ihrem Schnabel den Finger glatt durchbeissen. Der Baramundi, ein beliebter Speisefisch der Westaustralier kann einem mit seinen vielen kleinen Zaehnen den Finger skelettieren. Eine armdicke und etwa 2 Meter lange Wasserschlange hebt der Ranger etwas aus dem Wasser. Dieses sollte man nicht nachahmen, da ihr Biss in etwa 6 bis 8 Minuten toedlich wirkt. Fuer gewoehnlich sind diese Schlangen zwar neugierig, jedoch nicht angriffslustig. Junge Schlangen sind gefaehrlicher, da sie aus Erfahrungsmangel eher schnell zubeissen. In einem Freilandbecken beobachten wir die Fuetterung von Haien. Ein Hai ist ueber 1,5 Meter lang. Erst bei Bewegung des Koeders, ein an einer Stange befestigter grosser Fischkopf, schnappt der Hai sogar ausserhalb des Wassers danach und laesst ihn nur noch schwer los.

Die Fahrt geht wieder 154 km zurueck auf den HWY, an dessen Abzweigung wir eauf einem Schild lesen: Perth = 840 km, Exmouth = 580 km. Letzteres ist das Endziel dieser Tour. Auf der Weiterfahrt gehen die vier englischen Maedchen und die Fahrerin uns allen zunehmend mehr auf die Nerven. Die Englaenderinnen belagern die Frontseite des Busses, was die Fahrerin sichtlich geniesst.

Durch das laute Geschnatter und Gelaechter ist Jess zunehmend abgelenkt, blickt im Gespraech oft zu den Maedchen, was zu gefaehrlichen Schlenkern des Busses fuehrt. Hoffentlich landen wir nicht im Busch! In beiden Bussen des Veranstalters werden nun Luftballons als Wasserbomben praepariert, die zunaechst in der Trinkwassertonne gelagert werden ( igitt!!!) und bei wildem Ueberholmanoever auf den anderen Bus geworfen werden. Der Spass hat fuer uns ein Ende, als die Maedchen ihre Bomben mit den Haenden aus dem Wasserbehaelter holen.

Eris Einwand, dass die Teilnehmer ab nun verunreinigtes Wasser trinken muessten, wird mit dem Einwand "keep cool!" abgetan. Ab nun ist dieser Wasserbehaelter fuer uns und die anderen Nichtenglaender tabu und wir kaufen uns Wasserflaschen. Es geht bei lauter Musik bis zu unserer Ankunft im Coral Bay Backpackerhotel weiter. Dieses ist ein grosses und modernes Hotel mit Swimmingpool, Billardtischen, Internetraum, Bar und sauberen Zimmern. Der Burger, den wir bei der Bar als Abendessen erhalten, ist zwar nicht der Renner und liegt uns etwas im Magen, aber immerhin ist es nicht der Schlangenfrass den uns Jess zu bieten hat.

Aus dem infolge nicht gekuehlter Lebensmittel stinkenden Anhaenger holen wir uns angewidert eine Box mit Kornflakes und etwas Milch (neue Packung!) und trinken dazu einen Tee. Da das Geschirr in dreckigem Spuelwasser "gereinigt" wird und mit dreckigem Handtuch getrocknet wird, spuelen wir unser Geschirr vor und nach dem Essen selber. Dies bleibt bis zum Ende dieser Tour so. Mittag und Abend bestreiten wir mit bei Tankstellen gekauftem Jogurt oder Pizza, was zu einem nicht beabsichtigten aber erfreulichen Verlust unerwuenschter Pfunde fuehrt.
Die beim Backpacker gebuchte Tour mit Glasbodenboot ueber das Ningaloo Riff erweist sich als nicht durchfuehrbar, da das Boot defekt ist. Wir erhalten unser Geld zurueck und leihen uns Schwimmflossen aus; Schnorchel und Maske besitzen wir ja selber. Eri und ich wandern suedwaerts bis zum Ende des malerischen Sandstrandes, wo wir in einer kleinen Bucht etwas schnorcheln.


Auf Tauchgaenge verzichten wir angesichts der hohen Preise von weit ueber 100 $ je Tauchgang zuzueglich ebensoviel fuer Taucheranzug und Jacket. Auch sieht es in den hiesigen Tauchbasen sowie auch spaeter in Perth schmuddelig aus, so dass wir Zweifel an der Sicherheit haben. Wir entscheiden uns, lieber von Gomaringen aus mit unserem Freund Gerhard (www.dieflosse.de) tauchen zu gehen, z.B. wieder im Roten Meer.
Das Wasser ist ziemlich kuehl und vom Wind aufgewuehlt, so dass wir die wenigen bunten Fische nur undeutlich sehen koennen.
Nachmittags geht die Fahrt weiter ueber eine Trockensteppe. Nur wenig niederes Gebuesch bedeckt den kargen Boden. Kurz vor Exmouth fahren wir an einem Militaerflughafen mit riesigen Antennen vorbei. Im Reisefuehrer steht, dass die Antennen im zweiten Weltkrieg eine grosse Bedeutung zum Abhoeren japanischer Nachrichten hatten. Bei Sonnenuntergang beziehen wir unser Quartier. Mit den nicht englischen Teilnehmern sitzen wir gemuetlich beisammen und plaudern ueber Gott und die Welt.

Ein Ruhetag in Exmouth beginnt fuer uns wieder mit dem allmorgentlichen Muesli und einer recht spaeten Abfahrt in den hiesigen Nationalpark. Zunaechst machen wir am Leuchtturm Halt. Daneben steht das Geruest einer der ersten Radaranlagen des zweiten Weltkrieges.

Von dem Huegel ueberblickt man das noerdlichste Ende des Ningaloo Riffs. Wir sind fast rundherum vom Ozean umgeben nur in suedostlicher Richtung sieht man schroffe Berge, die angeblich erlebnisreiche Schluchten und schoene Hoehlen beherbergen, leider aber trotz Ankuendigung in der Ausschreibung unserer Tour nicht angefahren werden. Nach einem Aufenthalt im gut ausgestatteten, neuen Visiter Center gehen wir an den schoenen Sandstrand und schwimmen kurz im warmen und flachen Wasser.

Leider viel zu spaet (Mittagshitze, 43 Grad) faehrt uns Jess zur traumhaft schoenen Turquiase Bay. Der Sand ist so heiss, dass man darin nicht barfuss laufen kann und die Sonne brennt erbarmungslos auf nicht bedeckte Haut. Wir werden dennoch durch ein faszinierendes Schnorchelerlebniss entschaedigt. Am Sandstrand wandern wir 200 Meter suedwaerts, gehen dann ins Wasser und legen die ABC- Ausruestung an.







Dann erfasst uns die starke Stroemung und treibt uns langsam nortwaerts ueber das Innenriff. Zum ersten Mal sehen wir leuchtend lila farbene Pilzkorallen. Ansonsten erkennen wir als Nichtspezialisten Papageifische, Drueckerfische, Seeanemonen mit Clownfischen, Falterfische, Moerdermuscheln mit ihrem blauen Algensaum und fast menschengrosse Fische, die wir nicht einordnen koennen.

Auf der Rueckfahrt zum Hotel haben einige Leute brutalen Sonnenbrand, teilweise mit Schwellungen. Dieses interessiert Jess jedoch in keinster Weise.
Abends gehen wir ins internet, um endlich an unserem Reisebericht zu schreiben. Eri holt mir waehrend ich schreibe Huehnerfrikasse. Nach dem Essen erfahren wir Naeheres ueber dessen Zubereitung: Das Gemuese wurde nicht gewaschen, ebenso gelangte das tiefgekuelte Huhn mit anhaftendem gefrorenem Blutsaft in diesem Zustand in den Topf. Uns wird es nachtraeglich uebel. Waehrend die Gruppe zum Sonnenuntergang mit feucht- froehlichem Verweilen an den Strand faehrt, schreiben wir weiter an der Homepage und gehen frueh ins Bett, zumal uns die lange Heimreise bevor steht.

Um 7.00 Uhr geht es los. Noch nie haben wir uns so auf das Ende einer Reise gefreut. Mit etwas vermindertem Geraeuschpegel fahren wir mit kurzen Unterbrechungen, zwecks Essen, Stretchen... bis nach Northbrook. Unterwegs machen wir einen Abstecher zu der autonomen Hutt River Province. Hier hat sich ein Farmer, heute Prinz Leonard genannt, fuer unabhaengig von Australien erklaert. Grund dafuer waren vorwiegend steuerliche Unstimmigkeiten. Die Abspaltung von Australien erfolgte 1970, wurde zwar in Suedwest Australien nicht akzeptiert, jedoch von Papst, englischer Koenigin und mehreren Regierungen anerkannt. Fuer die 38 "Untertanen" bedeutet das immerhin Steuerfreiheit. Als Tourist schmunzelt man zwar, ist jedoch beeindruckt von dem kleinen, energischen und freundlichen alten Herrn.

In unsere Paesse erhalten wir in einem Abwasch Einreise- und Ausreisestempel und staunen, als er uns mittels UV- Lampe die hell und verschiedenfarbig fluoreszierenden Sicherheitsmarken der unterschiedlichen Paesse zeigt. Das "Regierungszentrum" besteht aus Infozentrum, Kirche, Souvenirladen und einigen Nebengebaeuden. Die Provinz produziert vorwiegend Weizen hoher Qualitaet, die der Prinz in langjaehrigen Zuchtversuchen diesem sehr trockenen Klima angepasst hat.
Vor Sonnenuntergang erreichen wir kurz vor Northbrook die als Farmstay ausgewiesene Unterkunft. Die Zimmer sind geraeumig und sauber, wir schwimmen in einem grossen Pool und bekommen ein leckeres, weil von der Farmfrau zubereitetes Abendessen: Kanguru- Gemueseeintopf, Huenchen mit Nudeln, Gemuese- Obst- Ratatouille. Da die Athmosphaere in der Gruppe gespannt ist und die Farmleute von der englischen Gruppe vereinahmt sind, sitzen die beiden Teilgruppen bei Tisch getrennt. Wir ziehen uns danach mit dem jungen franzoesischen Paar und Toshi, dem Japaner auf unsere Terasse zurueck und beobachten lange den klaren Sternenhimmel und unterhalten uns ueber die Unendlichkeit des Universums und ueber Ufos. Letzteres geschieht, nachdem wir mehrfach schnell sich bewegende und die Richtung wechselnde Himmelskoerper (Satelliten?) beobachten. Unter der Vielzahl der Sterne koennen wir das Kreuz des Suedens und den Orion ausmachen, Eris Bruder (Hobbyastronom) waere hier der richtige Ansprechpartner.

Von der letzten Rueckfahrtsetappe nach Perth beeindruckt uns der Besuch des Greenough Wildlife Parks am meisten. Zwar sind die Wildgehege mit Dingos, Kaengurus, Ziegen, Enten u.a. Voegeln viel zu klein und aermlich, jedoch ist die anschliessende Presentation australischer Wuergschlangen ein Erlebnis und sehr informativ. Der Ranger gibt uns die einzelnen Schlangen in unsere Haende oder um den Hals, was angesichts ihrer maessigen Groesse (maximal 2 m lang) nicht gefaehrlich ist. Es ist ein wunderschoenes Gefuehl, ihre glatte fast samtige Haut sowie die Bewegungswellen ihrer Muskulatur zu spueren. Das Schlangenaufzuchtprogramm verfolgt das Ziel, diese bedrohten Schlangen wieder anzusiedeln.

Nach kurzer Weiterfahrt machen wir einen letzten Stopp, um Mittag zu essen. Auch dieses Mal haben wir uns vorsorglich mit einer Pizza eingedeckt. Es kommt zum Eklat, als Jess laut verkuendet: "Viktoria and Eri you do the dishis" und ich ebenso laut "no!" sage. Unsere Feetback- Boegen fallen dementsprechend aus. Ob Jess sie wohl weiter gibt? Zur Sicherheit schreiben wir sie doppelt und werden sie per Post direkt an den Reiseveranstalter schicken. In frostiger Stimmung geht die Gruppe schliesslich in Perth auseinander. Wir laden das franzoesische Paerchen noch auf einen Kaffee ein, zu dem sich nach Anruf auch Tom und Julia gesellen. Mit Letzteren fahren wir nach Kelmscott zu ihrem Haus.

Bis zum Abflug nach Darwin verbringen wir die letzten Tage in Perth mit Bummeln Stadtbesichtigung, Spaziergang durch den Kings Park mit botanischem Garten und dem Zoo jenseits des Swan River. Perth ist eine weit ausufernde Stadt mit vielen Vororten wie z.B. Kelmscott oder Armadale. Das Zentrum grenzt an den malerischen Swan River und ist gut ueberschaubar und zu Fuss erkundbar. Swan River kommt daher, weil hier schwarze endemische Schwaene heimisch sind.


Breite Strassen und zwei Fussgaengerzonen, verbunden durch huebsche Arkaden machen uns das Flanieren angenehm.

Die Menschen allerdings eilen zielstrebig zu ihren Arbeitsstaetten oder mittags zu einem der vielen Fastfood Restaurants: typische Business- City, die uns ein wenig an Frankfurt erinnert. Innerhalb der modernen Skyline findet man immer wieder Gebaeude mit schoenen Giebeln und Fassaden, die an die Gruenderzeit im 19. Jahrhundert erinnern. In einem dieser Hochhaeuser arbeitet Tom als Manager fuer die technische Instandhaltung.

Er zeigt uns sein Buero, die 9 Stockwerke hohe Eingangshalle mit ihren Wasserspielen, sowie den Maschinenraum im obersten Geschoss der die Wasserkuehlung, die Heizung und die Wasserversorgung sichert.


Zum Besuch des Kings Parks treffen wir uns mit Christa und Karlutz, Schulfreunde von Eri die hier ebenfalls Urlaub machen.

Es ist eine sehr erfreuliche Begegnung, gemeinsam zu botanisieren, in Erinnerungen zu schwelgen und einen schonen Tag zu verbringen.

Der botanische Garten zeigt die pflanzliche Vielfalt Westaustraliens: verschiedene Eukalyptusarten mit unterschiedlichen lampignonartigen Fruechten und verschiedenfarbigen Blueten,

unterschiedliche Banksiastauden mit ihren Bluetenstaenden die wie Flaschenputzer oder Haarbuersten aussehen.

Die Boabbaeume sehen ihren afrikanischen Artgenossen aehnlich, auch ein Hinweis darauf, dass diese beiden Kontinente einst ein gemeinsames Gondwana bildeten. Zwischen und auf den Baeumen und Straeuchern sowie im Gras beobachten wir fremdartig anmutende Voegel, darunter gruen schillernde Paradiesvoegel.

Wir fahren auch mit der Faehre ueber den Swan River und besuchen den Zoo, wo wir uns fuer den australischen Teil interessieren. Leider sehen wir kein Schnabeltier, sonst aber jede Menge mehr oder weniger toedlich giftige Reptilien (Todesotter bei Häutung), Beuteltiere (Känguruh, Koala; Numbat) und bunt-exotische Vögel (austral. Storch, Staffelschwanz, Kasuar). Nicht vergessen: Klick auf Bild = vergrößert, zurück nur mit entspr. Taste!


Am Samstag nehmen wir ebenfalls die Faehre und setzen von Frementle in einer Stunde auf die Insel Rottnest Island, eine 18 km Perth vorgelagerte Insel, ueber. Ihren Namen erhielt die Insel (Rottnest Island = Ratteninsel) von ihrem weißen Entdecker, einem Holländer (1996), der die auf der Insel so zahlreichen Quokkas für riesige Ratten hielt.

Tatsächlich sind die Quokkas die kleinsten Känguruhs, die in diesem Naturschutzgebiet im gegensatz zum restlichen Australien die größte Population bilden. Bis 1903 wurde die Insel als Gefängnis für Aborigines und gleichzeitig als Ferienresidenz für den Präsidenten Westaustraliens genutzt. Heute ist es eines der beliebtesten Ferienziele der Westaustralier. Es gibt einAreal, in dem Acomodations für den Urlaub angemietet werden koennen, die meisten Menschen unternehmen jedoch auf diese Insel Tagesausflüge.

Wir leihen uns Fahrräder und umrunden damit die Insel (ca. 20 km). Im Inneren der Insel befinden sich mehrere große Salzseen. Als Vegetation wechseln niedriges Buschland mit Gummibaumwäldern ab. Im Zwerggestrüpp domioniert eine salzverträgliche Blütenpflanze, die den Salzüberschuss ausscheiden kann. Im Gebüsch entdecken wir einen Riesenskink, der bis zu einem halben Meter lang werden kann.


Wir kommen beim Leuchtturm an und halten einen Rundumblick über die wunderschöne Landschaft. Doch als wir weiter fahren wollen kriecht plötzlich eine riesige etwa 2 m lange Braunotter aus dem Gemäuer. Just hier hatte Eri vor einigen Minuten erfolglos nach einem Mülleimer Ausschau gehalten. Der Ranger, der gerade vorbei kommt berichtet, dass der Biss dieser angriffslustigen Schlange bereits nach maximal 30 Minuten zum Tode führt. Eri ist fasziniert von dem Tier und nähert sich zum Fotografieren bis auf 2,5 Meter dem Reptil.


Die Küstenstraße eröffnet traumhafte Ausblicke in ebenso traumhafte einsame Buchten mit türkiesfarbenem Wasser, an denen Julia und Tom leider trotz brüllender Mittagshitze vorbei radeln. In einigen Buchten ankern Luxusjachten, deren Besitzer sich an Deck räkeln. Endlich schieben wir die Fahrräder zum leicht zugänglichen Badestrand der "the bazin". Tom, Eri und ich genießen das herrlich klare und stark salzige Meeresbad. Mit angeschwämmtem Tang verwandle ich mich zur blonden Meeresnixe.


Ein letztes Bad auf Rottnest Island nehmen wir in der stark bevölkerten Thomson Bay, kurz vor der siedlung und dem Landungssteg. Bei untergehender Sonne nähern wir uns dem Hafen von Frementle, wo wir den an eine Muschel erinnernden Bau des Schifffahrtmuseums entdecken. Leider ist es für einen Besuch schon zu spät, so spazieren wir in das Zentrum und finden in dem Touristengewirr eine nette Pizzeria.

Den letzten Tag in Perth verbringen wir zunächst mit Packen, was allerdings angesichts meiner pedant geführten Listen und Säcke nicht lange dauert. Am Nachmittag fährt uns Tom an den Perth nahe gelegenen Strand bei Hillarys Boat Harbour, einem hoffnungslos überfüllten Badeort. Auf der Weiterfahrt nach Cottlesloe beach säumen pompöse Luxusvillen die Strasse. Julia wiederholt immer wieder: "verry expensive", was uns aber eher wenig beeindruckt. Der Wunsch, mit den "Reichen und Schönen" mitzuhalten, ist bei uns nicht vorhanden. Vor einer Disco stehen über 100 Jugendliche Schlange, um eventuell in das überfüllte Lokal Einlass zu kriegen. Am überfüllten Strand gehen Eri und ich nochmal ins Wasser, ein letztes Bad in Westaustralien. Auf dem Heimweg fährt Tom nochmals durch den Kingspark und am Ufer des Swan River entlang und wir kehren in einem Fastfoodlokal ein. Um 9:45 geht es ins Bettchen, weil Morgen sehr früh zum Flughafen gefahren wird.